Warum das Thema der Unternehmensnachfolge so wichtig ist

MG: Johann, überall liest man das Thema der Unternehmensnachfolge und dessen Wichtigkeit. Du bist von erster Stunde an dabei. Was sagt denn der Praktiker dazu?

HM: Unternehmer investieren während ihrer unternehmerischen Tätigkeit sehr viel Zeit, Aufmerksamkeit und Energie in ihr Unternehmen. Das Unternehmen finanziert den Lebensunterhalt der Unternehmerfamilie und die Ausbildungen der Kinder, außerdem ist die unternehmerische Tätigkeit für viele UnternehmerInnen ein wichtiger Teil ihrer Identität. Weil oft mehrere Familienmitglieder im Unternehmen mitarbeiten und weil in der Unternehmerfamilie regelmäßig über das Unternehmen gesprochen wird, betrifft die Übergabe eines Familienunternehmens die gesamte Familie. Die Unternehmensnachfolge ist für Übergeber und Nachfolger ein einmaliger, einzigartiger Prozess, der persönliche, familiäre und sachliche Themen umfasst. Weil UnternehmerInnen mit der Übergabe und mit der damit verbundenen Komplexität keine Erfahrung haben, wissen sie oft nicht, wie sie die Übergabe angehen sollen.

MG: Was ändert sich denn für den Unternehmer und warum ist das für die Bank so wichtig?

HM: Durch die Unternehmensübergabe ändert sich das Eigentum und die Geschäftsführung eines Unternehmens. Für die Bank ist wichtig, dass sie nach der Firmenübergabe Gesprächspartner hat, die ein Unternehmen gerne weiterführen wollen und die dafür kompetent sind. Deshalb hat eine Bank großes Interesse am Gelingen des Nachfolgeprozesses.

MG: Wie läuft so ein Prozess bei dir ab?

HM: Wir bieten mit dem Raiffeisen Nachfolge Service eine individuelle, schrittweise Begleitung an. Als neutrale und wertfreier Nachfolgecoach kläre ich in einer ersten Phase mit der Unternehmerfamilie die Rahmenbedingungen für die Unternehmensnachfolge, indem ich einen Gesprächsprozess mit allen Mitgliedern Familienmitgliedern moderiere. In der zweiten Phase begleite ich die Umsetzung des Nachfolgeplans unter Einbeziehung von Fachberatern wie Steuerberater und Notar. 

MG: In meinem Marktbereich in Österreich und speziell auch in Wien begleiten wir eine Vielzahl an Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro. Was schätzt du, wieviele Unternehmensnachfolgen sind hier nicht geregelt?

HM: Laut aktueller Studie ist bei 60 Prozent der derzeitigen Führungsgeneration die Übergabe noch nicht geregelt. Sowohl die Führungsgeneration wie auch die Nachfolgegeneration empfinden einen reibungslosen Übergang als einen guten Ansatz, trotzdem wird der konkrete Übergang aktuell noch zu wenig geplant.

MG: Was hat mein Kunde davon, wenn er seine Unternehmensnachfolge zeitig regelt?

HM: Der 60.Geburtstag eines Unternehmers löst uA folgende Fragen bei Familienmitgliedern, möglichen Nachfolgern, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und in der Öffentlichkeit aus: Wie lange macht der Unternehmer noch weiter? Wer wird ihm nachfolgen? Was wird sich durch die Nachfolge für mich/für uns ändern?

Die Beschäftigung mit diesen Fragen bindet Energie. Je länger diese Fragen offen sind, desto mehr Energie wird gebunden. Die rechtzeitige Regelung der Nachfolge gibt allen Stakeholdern eine klare Perspektive. Die Energie der Führungskräfte und Mitarbeiter steht für die strategische und operative Unternehmensführung zur Verfügung.

Die Auswirkungen von Unternehmensnachfolgen sind zwar quantitativ nicht messbar, aber erfahrungsgemäß werden positive Soft Facts zu positiven Hard Facts und kritische Soft Facts werden zu negativen Hard Facts. Die rechtzeitige Regelung der Unternehmensnachfolge bringt Klarheit bezüglich Eigentum und Führung eines Unternehmens ist deshalb ein positiver, energievoller Soft Fact.

MG: Welche Probleme ergeben sich in der Praxis und wie hast du diese gelöst?

HM: Am wichtigsten ist aus meiner Erfahrung, dass verschiedene Vorstellungen und Sichtweisen ausgesprochen und besprochen werden. Das gelingt dadurch, dass ich als neutraler, wertfreier Coach zuerst mit allen Mitgliedern einer Unternehmerfamilie Einzelgespräche über die persönlichen Bedürfnisse, Anliegen und Ziele bezüglich Unternehmensnachfolge führe. In einem zeitnahen Gespräch der Gesamtfamilie stelle ich die persönlichen Anliegen vor und moderiere unmittelbar anschließend einen Austausch darüber. In derartigen Gesprächsprozessen gelingt es oft, die Lösungskompetenz der Unternehmerfamilien bewusst zu machen und weiterzuentwickeln

MG: Warum soll sich mein Kunde bei der RLB OÖ für dich als Unternehmensnachfolge-Coach entscheiden?

HM: Ich verbinde 24 Jahre Bankerfahrung im Finanzierungsgeschäft mit Kompetenz und 14-jähriger Praxis als Nachfolgecoach. Als neutraler Nachfolgecoach habe ich Praxiserfahrungen aus insgesamt 675 Nachfolgen von Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen.

MG: Kannst du uns noch eine Erfolgsgeschichte mitgeben, die meine Kunden begeistert?

HM: Der Firmengründer Franz Wimberger hat 1983 mit nur einem Maurer begonnen. Mit 62 Jahren hat er anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums den Paradebetrieb mit damals 240 Mitarbeitern und 39 Mio. Euro Umsatz an seinen Sohn Christian Wimberger (damals 34 Jahre) übergeben. Mich freut es sehr, dass Christian Werte wie gegenseitiger Respekt, Vertrauen und Handschlagqualität weitergetragen hat und mit dem Unternehmen organisch und durch Zukäufe stark gewachsen ist. Im Geschäftsjahr 2020/21 hat die Wimberger-Gruppe mit 670 Mitarbeitern 700 Ziegelmassivhäuser gebaut und einen Umsatz von 125 Mio Euro erzielt. 

MG: Wie kann man dich erreichen?

HM: Am besten per Telefon unter 0732/6596-24639 oder per E-Mail unter mitterhuber@rlbooe.at. Ich freue mich.  

MG: Johann, ich danke für das Gespräch und die Einblicke in die Welt der Unternehmensnachfolge!

MH: Vielen Dank, Marco.

 

*HM: Mag. Johann Mitterhuber ist Nachfolgecoach der Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich, seit mehr als 38 Jahren im Bankenbereich tätig, davon 14 Jahre in der Nachfolgethematik.

* MG: Dr. Marco Ginder ist Direktor im Corporate Banking-Bereich der RLB OÖ und verantwortet außerhalb des Heimmarktes Oberösterreich und Salzburg, das klassische österreichische und internationale Firmenkundengeschäft für die größte Regionalbank in Österreich.