Megatrend Sicherheit – Aufgaben für User und Unternehmen
Risiken sind im 21. Jahrhundert komplex und dynamisch geworden. Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit und kein fixer Zustand, der „hergestellt“ werden kann, sondern eine Variable, die ständig neu ausgehandelt und aufgebaut werden muss. Die Frage, was Sicherheit bedeutet und wer sie verantwortet, erhält damit eine neue Dringlichkeit: Unser gesamtes Verständnis von Sicherheit steht auf dem Prüfstand – und erfordert künftig vor allem neue Strategien im Umgang mit Risiken und Unsicherheit.
Cybercrime und Privacy
Je mehr digital angebundene Geräte ein Netzwerk umfasst, umso größer wird auch die Angriffsfläche für Cybercrime, sei es in Smart Homes oder in Unternehmen. Hacker-Angriffe sind damit auch eine Gefahr für die Digital Reputation, für den Ruf und das Ansehen von Menschen, Unternehmen und Marken im digitalen Raum, insbesondere in sozialen Netzwerken.
Privatsphäre und Datenschutz sind insbesondere in Europa ein hohes Gut – und damit auch ein elementares Sicherheitsthema. Zugleich befindet sich aber auch unser Verständnis von Privacy inmitten eines Wandels: Immer weniger ist Privatsphäre eine Grundvoraussetzung, die Nutzerinnen und Nutzer erwarten können, sondern etwas, das sie aktiv erzeugen müssen. Als technische On-off-Option setzt Privacy damit auch neue Kompetenzen voraus, von der Kontrolle der eingesetzten Technologien bis zu der Fähigkeit, Situationen und Möglichkeiten der Informationsverbreitung richtig einzuschätzen. Vor allem aus Sicht der Nutzenden gewinnt damit das Thema Digital Literacy stark an Bedeutung: eine „digitale Alphabetisierung“, die einen souveränen und selbstbewussten Umgang mit den Herausforderungen der Digitalität fördert – und damit auch eine Selbstermächtigung der Nutzer vorantreibt, die das Risiko von Cyberattacken minimiert.
Die hohe Komplexität der unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen schränkt die Souveränität der User heute noch ein – und mindert damit auch die Wirksamkeit von Regelungen wie der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die vom Ideal eines mündigen und kritischen Bürgers ausgeht. Künftig werden daher zunehmend einfache und standardisierte Lösungen erforderlich sein. Die Ausbildung einer „Datenkompetenz“ ist etwa auch die Grundvoraussetzung für einen zukunftsweisenden Umgang mit Big Data.
Die Auswertung und Weiterverarbeitung von Big Data erfordert nicht nur neue technische Tools, sondern auch ein neues Daten-Mindset, eine neue Achtsamkeit im Umgang mit sensiblen Daten. Denn die Preisgabe von Daten ist an eine zentrale Voraussetzung geknüpft: ein hinreichendes Sicherheitsgefühl. Mit zunehmender Vernetzung gewinnt damit auch das Thema Vertrauen an Relevanz für die Nutzung digitaler Services und Geräte.
Neue Sicherheiten durch Big Data und Predective Analytics
Die Akzeptanz von Big Data steigt vor allem dann, wenn es um die Abwendung von Gefahren geht. So kann das Sammeln großer Datenmengen in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz (KI) auch neue Sicherheiten gewährleisten, etwa durch Predictive Analytics.
Die Fortschritte in diesem Bereich werden künftig immer präzisere Ableitungen aus gesammelten Daten ermöglichen. Damit wird auch das Predictive Policing voranschreiten, die Vorhersage von Straftaten anhand historischer Daten. Über die Musteranalyse vergangener Taten lässt sich so etwa die Wahrscheinlichkeit einschätzen, mit der in einer bestimmten Region ein Einbruch geschehen wird. Eine zentrale Rolle spielen Predictive Analytics damit etwa für Smart Citys.
Im Bereich der Mobilität bringt die Vernetzung ebenfalls große Sicherheitspotenziale mit sich. Insbesondere das autonome Fahren verspricht eine enorme Verbesserung der urbanen Verkehrssicherheit. Immerhin spielt menschliches Versagen bei bis zu 95 Prozent aller Verkehrsunfälle eine Rolle – bis 2038 könnten verpflichtende Sicherheitstechnologien mehr als 25.000 Menschenleben retten und mindestens 140.000 schwere Verletzungen vermeiden. Indem innovative Car-to-Car-Kommunikation menschliches Versagen zum großen Teil bedeutungslos macht, rückt mit dem autonomen Fahren auch die „Vision Zero“ näher: eine Mobilität ohne Verkehrstote.
4 Zukunftsthesen zum Megatrend Sicherheit
- Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess.
In einer komplex vernetzten Welt, in der sich Bedrohungen und Risiken ständig verändern, ist Sicherheit immer nur punktuell oder phasenweise gegeben. Sicherheit kann somit nicht mehr als ein Endzustand verstanden werden, den es zu erreichen gilt, sondern nur noch als permanenter Prozess, auf den sich Individuen, Organisationen und letztlich die gesamte Gesellschaft bestmöglich einstellen müssen. - Resilienz erfordert ein systemisches Mindset.
Je relevanter es für Organisationen wird, sich an neue Risiken und Veränderungen anzupassen, umso wichtiger wird auch ein systemisches Verständnis von Sicherheit. Die systemische Sicht zielt auf ein ausgewogenes Zusammenspiel der Systemelemente, auf Resilienz statt auf Effizienz. Wegweisend ist dabei der das Flexicurity-Prinzip: eine ausgewogene und agile Balance von Flexibilität und Sicherheit. - Unsicherheit ist eine Chance.
Was als Bedrohung erscheint, sind häufig nur Veränderungen – die wir beeinflussen können. Deshalb besteht eine zentrale Voraussetzung für einen konstruktiven Umgang mit Störungen in der Kultivierung einer grundsätzlichen Unsicherheitskompetenz. Ausschlaggebend ist dabei ein Mindset, dass Wandel immer auch als Chance begreift. Das Sicherheitsmanagement von morgen surft auf den Wellen der Unsicherheit. - Trust Technology wird zum Sicherheitsgaranten.
Technik ermöglicht Sicherheit – wenn sie im Dienste des Menschen steht und transparent ist. So kann etwa die Blockchain helfen, Vertrauen aufzubauen. In einer hypervernetzten Welt sind Sicherheitslösungen gefordert, die situativ und individuell anpassbar sind. Der Trend zur Trust Technology wird dabei zur Selbstverständlichkeit – und ein hoher Datenschutz zunehmend zum Standard bei technologischen Entwicklungen.