Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich: Auszeichnungen für den Einsatz von Polizei und Privatpersonen

Die Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich wurden heuer bereits zum 45. Mal an engagierte Niederösterreicher:innen verliehen.
© Roland Rudolph

Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien und die Niederösterreichische Versicherung ehren Polizist:innen und Zivilpersonen für ihr Engagement.

Die Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich wurden heuer zum 45. Mal an engagierte Niederösterreicher:innen verliehen. Die Preisträger:innen – 39 Polizist:innen und zehn Zivilpersonen – konnten mit ihrem Einsatz im letzten Jahr nicht nur Zivilcourage beweisen, sondern auch Verbrechen verhindern sowie tatkräftig bei deren Aufklärung mithelfen.

Erwin Hameseder (Obmann Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Aufsichtsratsvorsitzender der RLB NÖ-Wien), Stefan Jauk (Generaldirektor NÖ-Versicherung) sowie Landespolizeidirektor Franz Popp vergaben die Preise im Raiffeisenhaus in Wien.

Mit Courage gegen Kriminalität und Gewalt

„Bereits zum 45. Mal dürfen wir gemeinsam mit der Niederösterreichischen Versicherung diese Preise an Vertreter:innen der Exekutive und an Zivilpersonen vergeben und damit an Menschen, die sich um die Sicherheit in Niederösterreich besonders verdient gemacht haben“, betont Hameseder, der sich als Präsident vom Kompetenzzentrum Sicheres Österreich für Sicherheit einsetzt und vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine die Cyberkriminalität besonders hervorhob: „Diese Form der Kriminalität zählt aktuell zu den größten Herausforderungen. Die Gegenwart zeigt, dass Cyberangriffe täglich stattfinden und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden enorm sind.“

Neben den Exekutiv-Beamt:innen leisten auch Zivilpersonen Jahr für Jahr einen wichtigen Beitrag, um Niederösterreich zu einem sicheren und lebenswerten Land zu machen. Generaldirektor Jauk: „Die Niederösterreichische Versicherung versteht sich als starker und verlässlicher Partner des Landes und seiner Menschen. Mit der Verleihung dieser Preise ehren wir jene Personen, die im letzten Jahr besonders viel Engagement und soziale Verantwortung gezeigt haben und sich selbstlos und mutig für ihre Mitmenschen eingesetzt haben.“

Cyberkriminalität als größte Herausforderung

2021 kam es zu einem Rückgang der Kriminalität, „dies ist vor allem auf die stark veränderte gesellschaftliche Situation rund um die Corona-Pandemie zurückzuführen“, so Popp und ergänzend dazu: „Im heurigen Jahr war dies aber wieder anders, das heißt, wir sind mit einem Anstieg der Kriminalität in Niederösterreich konfrontiert.“ Der Landespolizeidirektor setzt in diesem Zusammenhang auf die Expertise und Erfahrung seiner Beamt:innen, „aber auch auf unseren kontinuierlichen Austausch und Kontakt mit der Bevölkerung, die dazu beitragen, Straftaten entweder rasch aufzuklären oder präventiv zu verhindern.“

Während die Anzahl der Eigentumsdelikte sinkt, steigt hingegen die Internetkriminalität und entwickelt sich damit zu einer immer größer werdenden Herausforderung. „Vorwiegend handelt es sich hierbei um Betrugshandlungen und erpresserische Massenmails“, erklärt Popp. „Die Polizei setzt hier verstärkt auf Aufklärungsarbeit, weshalb viele Tathandlungen ebenso beim Versuch blieben. Die Ermittlungen gestalten sich hingegen schwierig und erfordern internationale polizeiliche Zusammenarbeit sowie eine permanente Weiterentwicklung im technischen und personellen Bereich.“

 

Die Preisträger:innen im Überblick:

Erfolgreich im Kampf gegen illegalen Waffenbesitz
Bezirke Baden, Hollabrunn, Melk, Gmünd, Gänserndorf, Lilienfeld & St. Pölten

2021 konnten in Niederösterreich durch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung eine große Anzahl an Schusswaffen, Munition, Messer sowie NS- und Kriegsmaterial sichergestellt werden. Mit ihrer Tätigkeit gehen die Beamt:innen des LVTs somit nicht nur gegen den rechtswidrigen Besitz von Waffen vor, sondern tragen auch zur gezielten Bekämpfung von Wiederbetätigung und NS-Devotion bei. Insgesamt wurden in Niederösterreich neun Personen im Zusammenhang der Terrorismusbekämpfung angezeigt. Da die Beamt:innen in einem äußerst sensiblen Umfeld ermitteln, wird von einer namentlichen Nennung in der Öffentlichkeit abgesehen. Die Sicherheitsverdienstpreise wurden stellvertretend von Roland Scherscher, Leiter des LVT NÖ, übernommen.

 

Lebensrettung nach Motorradunfall in Bad Vöslau
Bezirk Baden

Im Juli 2021 wurde in Bad Vöslau ein Motorradfahrer bei einem Verkehrsunfall mit einem PKW schwerstverletzt. Der Motorradlenker wurde beim Zusammenstoß mit dem PKW über die Leitschiene katapultiert und blieb im Straßengraben liegen. Dem Verunfallten wurde das linke Bein ab der Hälfte des Oberschenkels fast zur Gänze abgetrennt. Aufgrund der Ersthilfe eines vorbeikommenden Mannes und durch den beherzten Einsatz von Bezirksinspektor Mario Koger (Bezirkspolizeikommando Baden) konnte die Blutung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte gestillt und somit das Leben des Mannes gerettet werden.

 

Diebstahl im Wert von 900.000 Euro verhindert
Bezirk Baden

Durch ihre hohe Aufmerksamkeit konnten die Zivilpersonen Slavko Lampret und Theresia Eisenkirchen einen Diebstahl an ihrer 93-jährigen Nachbarin verhindern. So wollte die Pflegerin der Pensionistin mithilfe zweier Komplizen Goldbarren und Wertgegenstände im Wert von 900.000 Euro stehlen. Dafür platzierte sie eine Sporttasche mit besagten Wertsachen zwischen den Restmülltonnen, damit diese anschließend von den zwei Komplizen mit einem PKW abgeholt werden konnte. Lampret, der sich normalerweise um die Müllentsorgung seiner pensionierten Nachbarin kümmert, fiel die verdächtige Sporttasche auf, woraufhin er eine weitere Nachbarin und die Polizei verständigte. Durch das Eingreifen von Lampret und Eisenkirchen konnten die Einsatzkräfte rechtzeitig eintreffen, wodurch der Diebstahl verhindert werden konnte. Eisenkirchen konnte sich außerdem auch Kennzahlenfragmente des Flucht-PKWs der Komplizen merken, wodurch diese später ausgeforscht werden konnten.

 

LVT bekämpft Terrorismus

Durch die akribische Arbeit der Beamt:innen des LVT NÖ konnten mehrere Personen, die im Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten standen, ausgeforscht und zur Anzeige gebracht werden. Dabei handelte es sich u. a. um mehrere Mitglieder des Islamischen Staates, die den Attentäter vom 2. November 2020 ideologisch beeinflusst und bestärkt hatten. Die Beamt:innen konnten 2021 durch ihr fundiertes Fachwissen und der hohen Einsatzbereitschaft nicht nur zahlreiche Straftaten aufklären, sondern auch weitere politisch und religiös motivierte Handlungen verhindern.

Die Sicherheitsverdienstpreise für die Beamt:innen wurden stellvertretend von Roland Scherscher, Leiter des LVT NÖ, übernommen.

 

Couragierte Rettung aus brennendem Auto
Bezirk Gmünd

Im Dezember 2021 ereignete sich in der Gemeinde Hoheneich ein PKW-Unfall, bei dem eine Lenkerin von der Fahrbahn abgekommen und mit der Frontseite des PKWs gegen das Brückengeländer einer Überführung prallte. Der vorbeikommende Fabian Fränzen entdeckte das Unfallfahrzeug und konnte unter großer körperlicher Anstrengung die Fahrertür öffnen und die bewegungslose Verunfallte befreien. Das Auto brannte nach der Befreiung des Unfallopfers komplett aus. Ohne das unverzügliche Eingreifen von Fränzen ist davon auszugehen, dass die Lenkerin in den Flammen ihr Leben verloren hätte.

 

Hundeangriff: LKW-Fahrer rettet Mutter und Kind
Bezirk Horn

Im November 2021 ereignete sich in Rodingersdorf ein Hundeangriff, bei dem ein Kaukasischer Hirtenhund eine Mutter attackierte, die mit ihrem eineinhalb-jährigen Sohn im Kinderwagen spazieren ging. Der Hund war der Mutter als aggressiv bekannt, weswegen sie sich sofort schützend vor den Kinderwagen stellte und in Zuge dessen schwere Bisswunden in beiden Unterarmen erhielt. Robert Schinnerl konnte das Geschehen zufällig von seinem LKW aus beobachten und eilte der Mutter zu Hilfe. Ihm gelang es, den Hund zu vertreiben sowie beide Personen in Sicherheit zu bringen und die Rettungskräfte zu kontaktieren. Der LKW-Fahrer konnte durch sein rasches und entschlossenes Eingreifen die Mutter und ihr Kind vor weiteren schweren Verletzungen bewahren.

 

Erfolgreich gestellt: Bestellbetrüger mit 66 falschen Identitäten
Bezirk Korneuburg

Unter der Angabe von 66 falschen Identitäten gelang es einem Niederösterreicher seit Jahren, Bücher, Fernlernkurse, Fernsehabonnements und sonstige Waren im Gesamtwert von 140.000 Euro zu bestellen, ohne dafür zu bezahlen. Da sowohl die Lieferadresse in Korneuburg als auch der dort wohnhafte Täter den Revierinspektor:innen Thomas Pühringer und Marion Maisser der Polizeiinspektion Korneuburg bekannt war, konnten sie nach einer angeordneten Hausdurchsuchung den Täter rasch festnehmen. Ein Großteil der bestellten Artikel konnte mittlerweile an die Verlagshäuser und sonstige Lieferant:innen retourniert werden. Der Beschuldigte ist in der Justizanstalt Korneuburg inhaftiert.

 

Vorbeikommender Arzt rettet Opfer nach Messerattacke das Leben
Bezirk Mödling

Im August 2021 wurde in Breitenfurt eine Frau von einem Stallburschen mit einem Messer attackiert und schwer verletzt. Ihr gelang die Flucht im PKW, allerdings musste sie aufgrund ihrer Verletzungen das Auto am Straßenrand abstellen. Der zufällig vorbeikommende Arzt Dr. Peter Klar bemerkte das abgestellte Auto und leistete lebensrettende Hilfe. Ohne Klars Einschreiten hätte das Opfer wohl nicht überlebt. Die Einsatzkräfte konnten einen 17-Jährigen am Gelände des Reitstalls aufgrund des dringenden Tatverdachts festnehmen.

 

Auftragsmord verhindert
Bezirk Mödling

Im Februar 2021 erstattete Markus P. dem Landeskriminalamt Burgenland die Anzeige, dass er von einem Mittelsmann, Christian F., zu einem Mord an Christian R. beauftragt wurde. Für den Mord wurde ihm ein Geldbetrag von 5.000 Euro geboten. Der Mordauftrag ließ sich auf Renate K., Schwiegermutter von Christian R., zurückführen. Diese entwickelte nach mehrfachen „Love-Scamming“-Betrügereien eine starke Abneigung gegenüber ihrem Schwiegersohn. Dieser hatte sie mehrfach vor den betrügerischen „Liebhabern“ gewarnt. Die beiden Beschuldigten konnten durch die Kriminaldienstgruppe Perchtoldsdorf mit Unterstützung des Landeskriminalamtes NÖ festgenommen werden. F. und K. wurden bei der Hauptverhandlung im November 2021 schuldig gesprochen und zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Für ihre engagierte Ermittlungsarbeit erhielten Bezirksinspektorin Katharina Wolf (Polizeiinspektion Perchtoldsdorf) und Inspektor Dominik Swojanovsky (Schnelle Interventionsgruppe St. Pölten) den Sicherheitsverdienstpreis.

 

Durch Teamarbeit zur Raubaufklärung
Bezirk Mödling

Durch die intensive Ermittlungsarbeit der Polizeiinspektionen Vösendorf und St. Valentin, sowie der Einsatzgruppe „Schnelle Reaktionskräfte“ (SRK) Traiskirchen, konnte nach einem schweren Raubüberfall in einem Nachtlokal eine neunköpfige Tätergruppe ausgeforscht werden. Sieben der neun Täter wurden bereits gefasst und in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert.

Von der PI Vösendorf wurden zehn Beamt:innen geehrt: Abteilungsinspektor Martin Heimberger, Bezirksinspektorin Natalie Mausser, Bezirksinspektor Benjamin Steiner, Bezirksinspektor Manuel Kefer, Inspektor Stefan Dobler, Inspektor Julian Piringer, Inspektorin Stephanie Tomanek, Inspektor Michael Hochleitner, Inspektorin Antonia Hochetlinter, Inspektorin Raphaela Gyöngyösi. Weiters wurden Revierinspektor Sebastian Trabauer (Schnelle Reaktionskräfte Traiskirchen) und Inspektorin Kathrin Brandstätter (Polizeiinspektion St. Valentin) ausgezeichnet.

 

Zivilcourage: Frau aus brennendem Haus gerettet
Bezirk Neunkirchen

Im Oktober 2021 bemerkten die beiden Zivilpersonen Sefa Pembe und Filip Iagar-Rotar einen Hausbrand in Ternitz-Pottschach, woraufhin sie rasch die Einsatzkräfte verständigten. Hannes Rabe und Michael Hofer von der Polizeiinspektion Ternitz trafen kurze Zeit später ein und mussten feststellen, dass im hinteren Teil des Hauses eine 69-jährige Frau im Rollstuhl in den Flammen eingeschlossen war. Trotz der hohen Rauchbildung rannten die vier Männer unter akuter Gefahr für sie selbst in das Haus und konnten die Frau rechtzeitig befreien, ehe Teile des Dachstuhles einbrachen. Durch ihr unverzügliches Handeln konnten die Männer so das Leben der 69-Jährigen retten.

 

Erbschaftsbetrug in Wagram aufgeklärt
Bezirk St. Pölten

Eine Reihe dubioser Geldabhebungen, der Abschluss einer Lebensversicherung und die Übergabe eines Hauses an Nichtangehörige führten im Zuge einer Erbschaftsklärung der Hinterlassenschaften eines 79-jährigen Mannes in Wagram zu Ermittlungen durch das Stadtpolizeikommando St. Pölten unter der Leitung von Abteilungsinspektor Leopold Stiefsohn. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Mann kurz vor seinem Ableben ein Ehepaar kennengelernt hatte, welches kurz darauf bei ihm einzog und ihn gepflegt haben soll. Das „pflegende“ Ehepaar setzte alles daran, ein ärztliches Gutachten zu erhalten, das die volle Geschäftsfähigkeit des Mannes bekunden sollte. Dr. Franz Sumetsberger, Hausarzt des Mannes, verweigerte aber die Ausstellung eines solchen Gutachtens und übermittelte seinerseits ein Schreiben an das Bezirksgericht, um eine Erwachsenenvertretung des Mannes zu beantragen, wodurch der Fall ins Rollen kam. Dem Ehepaar gelang es allerdings, die volle Zeichnungsberechtigung über das Konto des Mannes zu erlangen, woraufhin sie 260.000 Euro in bar behoben. Außerdem konnten sie auch erreichen, dass die Liegenschaft des Mannes an sie übergeben wurde. Durch monatelange Ermittlungen, unzählige Einvernahmen von Nachbar:innen, Freund:innen, Bankbeamt:innen, Ärzt:innen und einem Notar konnte außerdem die Verstrickung des Sohnes des pflegenden Ehepaares bewiesen werden. Dieser war der Bankberater des Mannes und hatte den Kontakt zwischen dem Mann und dem Ehepaar überhaupt erst hergestellt. Der unermüdlichen Arbeit von Stiefsohn und der Umsicht von Sumetsberger ist es zu verdanken, dass dieser Betrugsfall aufgeklärt werden konnte.

 

Erfolgreich beim Kampf gegen Gewalt

Vor 25 Jahren trat in Österreich das erste Gewaltschutzgesetz in Kraft. Damit soll gezielt gegen Gewalt gegen Frauen und Femiziden vorgegangen werden. Der Gewaltschutz umfasst sowohl die Präventionsarbeit, das Einschreiten in Notfällen als auch Opferschutz und Täterarbeit im Anschluss. Um all diese Bereiche adäquat abdecken zu können und allen Betroffenen gerecht zu werden, bedarf es einer gezielten, organisationsübergreifenden Zusammenarbeit und regelmäßigen Weiterbildungen. Im Moment gibt es rund 150 besonders geschulte Polizist:innen in Niederösterreich, die tatkräftig einschreiten und mitwirken, um gegen Gewalttaten und Femizide vorzugehen. Das Landestrainerteam bildet auch im Jahr 2022 weitere 50 Polizist:innen zu Gewaltschutzbeamt:innen aus.

Für ihre besonderen Verdienste um die Sicherheit von Frauen wurden Michaela Egger (Gewaltschutzzentrum NÖ), Alexander Grohs (Beratungsstelle Gewaltprävention) und das Landestrainerteam der Landespolizeidirektion NÖ, bestehend aus der Leiterin der Personalabteilung Sonja Stamminger, Oberstleutnant Birgit Geitzenauer, Oberstleutnant Horst Schmutzer, Oberstleutnant Johann Neumüller, Chefinspektor Andreas Bandion, Chefinspektor Andreas Dürauer und Abteilungsinspektor Thomas Schneeweiss geehrt.

Foto (Credit: Roland Rudolph) Die Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich wurden heuer bereits zum 45. Mal an engagierte Niederösterreicher:innen verliehen. 

Weitere Fotos der Preisträger:innen werden gerne honorarfrei zur Verfügung gestellt. Mail an: presse@raiffeisenbank.at