Hägi Wendls – Sanierungsprojekt mit viel Wohlfühlqualität und spektakulärem Kulturraum

Das Projekt:

Hägi Wendls. So heißt das Haus.  Gebaut wurde es vor rund 550 Jahren.

Mit den natürlichen Veränderungen im Leben ändern sich auch die Ansprüche an das Wohnen. Diese Altbausanierung wurde mit handwerklichem Verständnis für alte Bautraditionen und mit dem Anspruch an nachhaltige, baubiologische Lösungen umgesetzt. Eine gelungene Bestandserhaltung mit viel Wohlfühlqualität.

Am Projekt Hägi Wendls waren sehr viele Menschen beteiligt. Die strategischen Grundlagen aber legte das Kernteam fest, das aus Bauleuten, Architekt und Bauleiter bestand.

Zudem arbeiteten bei diesem Baustellenexperiment viele Student*innen des Lehrgangs BASEhabitat mit - gemeinsam mit Handwerksleuten, Kulturschaffenden und freiwilligen Helfer*innen an der Umsetzung eines Kulturraumes für die Region Vorderland und darüber hinaus. 

Hägi Wendls neu
©bence szalai
Hägi Wendls alt

Innovationen:

Das Projekt besteht aus einem ca. 150 m² großen Wohngebäude und einer Tenne mit ca. 250 m², die zum Kulturraum umfunktioniert wurde und für verschiedenste Veranstaltungen zur Verfügung steht. Was von den Materialien noch zu gebrauchen war, wurde wiederverwendet.
Dazu wurde ein großes Materiallager am Bauplatz errichtet, welches die Basis für eine konsequente Umsetzung schuf. Vom Schalbrett bis zum Holzbalken, vom Klinker des erneuerten Kamins bis zum Biberschwanzziegel am Dach – letztere wurden tatsächlich Stück für Stück auf ihre Wiederverwendbarkeit geprüft und nur einzeln ersetzt. Bei über 400 m² Dachfläche eine Mammutaufgabe.

Das Alter der Materialien war dabei nicht der hauptsächliche Anlass, denn nicht alles im und am Haus war historisch bedeutsam. Zentral war vielmehr die Idee der Nachhaltigkeit und somit der Wunsch, nur das zu ersetzen, was nicht mehr funktioniert hätte. Angesichts steigender Materialpreise hat diese emotionale Maßnahme auch positive Auswirkungen auf den Kostenplan.

 

Mach’s nicht allein:

Die besten Ideen entstehen im gemeinsamen Nachdenken und Diskutieren. Die wichtigste Grundvoraussetzung für das Projekt war aber die Einigung in der Familie, wer das Projekt trägt, wer mitmacht und wer welche Rolle spielt. Das ist kein Einzelfall, denn immer mehr Sanierungen haben ihren Ursprung darin, dass ein oder mehrere Kinder oder Enkelkinder in das Haus zurückkehren oder mit Geschwistern das Haus einer Vorgängergeneration gemeinsam weiterentwickeln.

 

Ergebnis:

Holz und Lehm waren die zentralen Baumaterialien - aus dem Aushub wurden direkt vor Ort Lehmziegel mit Holzwolle als Dämmmaterial hergestellt, um die teilweise 550 Jahre alten Sparren auszufachen. Von den Sparren mussten nur einige wenige tatsächlich ersetzt werden. Die Wände im Innenraum sind ebenfalls aus Lehm, so ziert beispielsweise eine massive Stampflehmwand den Eingangsbereich. Der erdberührte Fußboden ist ein Stampflehmboden mit Schaumglasschotter-Dämmung.  Die Kastenfenster wurden samt Vorfenstern saniert. Im Wohnraum wurde eine zusätzliche große Fensterfront aus geseifter Weißtanne eingebaut, um so einen herrlichen Blick in den Garten freizugeben. Im ganzen Haus treffen sich modernes Tischlerhandwerk und alte Substanz.

Nachhaltigkeit ist auch in der Haustechnik ein wichtiges Thema: Kachelofen-Ganzhausheizung mit Pufferspeicher und 8,4 kWp-PV-Anlage. Für behagliche Strahlungswärme sorgt der Speicherofen mit der keramischen Oberfläche von KARAK, der das ganze Haus beheizt und auch für die Warmwasseraufbereitung zuständig ist.

Die außerhalb der thermischen Gebäudehülle liegende Tenne wurde mit einem neuen Boden versehen und dient nun als spektakulärer Raum für Kulturveranstaltungen.

Wo neues Material zum Einsatz kam, taten die Bauleute das mit Bedacht und mit einem Blick auf die Qualität des künftigen Wohnraums.
„Zugegeben“, sagen die Bauleute, „man muss schon ein bisschen bereit sein für nachhaltige Materialien, wir als Bauleute genauso wie die Handwerker.“ Aber der Einsatz lohnt sich, schafft gesunde Innenräume und einen schlanken ökologischen Fußabdruck.

Darüber hinaus wurden ökologische Materialien in der Regel so verbunden, dass sie auch wieder getrennt werden können: Veränderungen, Reparaturen oder Rückbau sind so zu einem späteren Zeitpunkt leichter möglich als z.B. bei untrennbar verklebten Materialverbünden.

Hägi Wendls alt
© Frederick Sams / sams-foto.com
Hägi Wendls alt
© Frederick Sams / sams-foto.com

Statements von den beteiligen Partnerbetrieben:

Hör‘ auf das Haus

Eine Sanierung ist kein Neubau, und sie passiert nicht auf dem Reißbrett. Deshalb geht mitunter nicht alles, was man sich im Vorfeld vorgestellt hat. Oder es eröffnen sich Wege, die nicht absehbar waren. „Man muss tolerant sein gegenüber dem Haus und dem Material“, sagt Bauleiter Dominik Abbrederis vom Partnerbetrieb DADO-Lehmarbeiten. „Und du musst viel größer denken, als du glaubst“, ergänzt Johannes. Die Bauleute erwähnen im Gespräch außerdem mehrmals das „Aushalten“, also das Erwarten der Lösung, die sich eh immer irgendwie einstellt.

Weitere Projekte in Zusammenarbeit mit dem Energieinstitut Vorarlberg: