Lockere Geldpolitik der EZB und deren Auswirkung auf Finanzierungen

In der Eurozone haben sich in den vergangenen Wochen Zinssenkungsspekulationen fest etabliert. Am Terminmarkt wird bis Jahresende eine Absenkung des EZB-Einlagesatzes um rund 20 Basispunkte gehandelt. Eigentlich hatte die Notenbank auf ihrer Sitzung Anfang Juni unveränderte Leitzinsen bis Mitte 2020 in Aussicht gestellt. Viele EZB-Ratsmitglieder haben jedoch zuletzt die Ausrichtung präzisiert. Eine weitere geldpolitische Lockerung gilt als gesetzt, sollten sich die Wirtschaftsdaten nicht verbessern.

 

Wir teilen die Meinung der Währungshüter, dass die Wahrscheinlichkeit für eine nahende Rezession in der Eurozone gering ist. Andererseits erwarten wir eine nachlassende globale Konjunkturdynamik und sind besonders für das kommende Jahr etwas weniger zuversichtlich als die EZB. Die abgesteckten Bedingungen für expansive Maßnahmen werden sich somit unseres Erachtens erfüllen. Wir rechnen mit einer Senkung des EZB-Einlagesatzes um 20 Basispunkte im September.

Chart

Mit der wohl berechtigten Spekulation auf eine Leitzinssenkung ging in den vergangenen Wochen ein starker Rückgang von mittel- bis längerfristigen Zinssätzen einher. Zum Beispiel fiel der fünfjährige Zinssatz auf einen historischen Tiefstand bei rund -0,3 Prozent. Gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen Zinssätzen mit kurzer und langer Bindungsfrist außergewöhnlich gering. So notierte der 6M-Euribor zuletzt mit rund -0,33 Prozent nur unwesentlich unter dem fünfjährigen Zinssatz.

 

Das Potenzial für merklich höhere Zinsen in den kommenden Quartalen erscheint gering. Erstens bleibt unserer Meinung nach das politische Umfeld angespannt: Brexit, Handelskonflikt der USA mit China und Iran-Sanktionen werden wohl als Themen erhalten bleiben. Zweitens sollten die realwirtschaftlichen Daten auch bis weit ins Jahr 2020 bescheiden ausfallen. Allen voran sorgt aber die absehbare Geldpolitik für ein anhaltend niedriges Zinsniveau. Auch die mittel- bis langfristigen Zinsen sind maßgeblich durch die Geldpolitik bestimmt. Somit rechnen wir in den kommenden Quartalen mit weitgehend unveränderten Kapitalmarktzinsen bzw. einer steileren Zinskurve.

 

Für Ihren Kredit stellt sich die Frage, wie viele Jahre dieses niedrige Zinsniveau noch anhalten wird. Dies lässt sich schwer sagen. Finanzierungen mit Fixzinsperioden bieten Sicherheit für einen bestimmten Zeitraum. Durch die Vereinbarung fixer Zinsen sichern Sie sich gegen allfällige Zinssteigerungen ab. Sie haben damit Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum, was Ihre regelmäßigen Ausgaben betrifft. Bei einem variablen Zinssatz profitieren Sie von der derzeitigen Niedrigzinsphase. Allerdings gibt es naturgemäß auch das Risiko, dass die Zinsen wieder ansteigen.

 

Unser Tipp: Nutzen Sie die aktuelle Niedrigzinsphase und wählen Sie eine Finanzierung mit einer längeren Fixzinsphase. Besprechen Sie mit Ihrem Raiffeisenberater, welche Möglichkeiten es gibt, einen bestimmten Fixzinszeitraum abzusichern. Beispielsweise gibt es Zinstauschvereinbarungen (Zinsswaps) oder Zinscaps.

 

Disclaimer:
Die enthaltenen Angaben dienen, trotz sorgfältiger Recherchen, lediglich der unverbindlichen Information, basieren auf dem Wissensstand und der Einschätzung der mit der Erstellung betrauten Personen zum Zeitpunkt der Publizierung. Jegliche Haftung, insbesondere für die Richtigkeit und Vollständigkeit ihres Inhaltes oder für das Eintreten der darin erstellten Prognosen, ist ausgeschlossen.