Lebenslanges Lernen, Ausprobieren und Scheitern

Mit einem kritischen Blick auf das österreichische Schulsystem sprach der Bestsellerautor und Bildungsexperte Andreas Salcher über die Fähigkeiten, die Arbeitskräfte künftig mitbringen müssen.

„In Zukunft werden wir nicht mehr für unser Wissen belohnt, sondern dafür, was wir damit anzufangen verstehen“, erklärte Bildungsexperte Andreas Salcher gleich am Beginn seines Vortrages. Mehr als 120 Gäste waren der Einladung des Kärntner IV-Präsidenten Timo Springer und der IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky auf das Eventplateau der Raiffeisen Landesbank Kärnten gefolgt. Und sie waren sich gemeinsam mit dem Hausherrn, dem Vorstandsvorsitzenden der RLB Kärnten, Manfred Wilhelmer, darin einig, dass Bildung einer der wichtigsten Hebel im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte ist. Was aber sind die Fähigkeiten, welche die Jungen vielleicht schon haben, wir aber nicht? Kommunikation, Kooperation, Kreativität und kritisches Denken, zählte Salcher auf.

v.l.n.r.: IV Präsident Timo Springer, Bestsellerautor Andreas Salcher, IV Geschäftsführerin Claudia Meschinsky,  Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher Raiffeisen Landesbank Kärnten
v.l.n.r.: IV Präsident Timo Springer, Bestsellerautor Andreas Salcher, IV Geschäftsführerin Claudia Mischensky, Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher Raiffeisen Landesbank Kärnten

„Wer sich selbst nicht für super hält, wird kein Superheld“
Die drei psychologischen Grundprinzipien, die aus Sicht Salchers motivierend sind: empfundene Handlungskompetenz, Autonomie und zeitliche Flexibilität sowie soziale Eingebundenheit. Wobei die zeitliche Flexibilität sich nicht auf die Vier-Tage-Woche beziehe, sondern auf das Leben. „Die viel bemühte Work-Life-Balance ist ein Mythos, weil wir das Leben nicht mit der Stoppuhr in Freizeit und Arbeitszeit rechnen können“, sagt Salcher.

Junge Menschen seien auf der Suche nach dem Sinn – für sich selbst, ihre Arbeit und die Welt. Und was Spitzenteams in Unternehmen ausmache, seien vor allem gemeinsame herausfordernde Ziele. „Wer sich selbst nicht für super hält, der wird kein Superheld“, so Salcher. Man müsse ein Ziel ansteuern, das deutlich über den eigentlichen Zielen liege, auf der Suche nach dem Besten in den anderen Menschen und in sich selbst.

„In der Schule werden die gescheiterten Versuche gezählt, nicht die gelungenen. Wir unterschätzen, dass die Dinge, die heute selbstverständlich sind, oft Jahrhunderte gebraucht haben und viele Fehlversuche, um dorthin zu kommen“, sagt Salcher. Lernen bedeute, aus der eigenen Komfortzone herauszukommen: Fehler machen und aus Fehlern lernen. Das verlange aber auch in Unternehmen eine Kultur, die das ermögliche.

Spielen in der Berufsbildung in der Champions League, im Schulsystem nicht
Das österreichische Schulsystem, eines der teuersten, betrachtete der Bestsellerautor in seinem Vortrag mehr als kritisch. Es würden bis zu 21, säuberlich voneinander getrennte, Gegenstände unterrichtet, die seit Jahrhunderten unverändert seien. Output und Input würden nicht übereinstimmen. In der Berufsbildung spiele Österreich in der Champions League, „im Schulsystem leider nicht“. Jeder Euro, der in die Primärausbildung investiert werde, multipliziere sich. Deshalb müsse man schon im Kindergarten ansetzen, denn hier seien sprachliche und soziale Nachteile am leichtesten zu kompensieren. Und ein Schulsystem, so Salcher, könne nur so gut sein, wie die Summe seiner Lehrer. Es müsse also dafür gesorgt werden, dass nur die besten Absolventen in den Klassenzimmern stehen.

„Welt wird sich in Lerner und Nicht-Lerner teilen“
„Lernen für die Zukunft bedeutet, sich heute dort aufzustellen, worum es morgen gehen wird. Ich schaue nicht dorthin, wo der Puck gerade jetzt ist, sondern wo er gleich sein wird, um als erster dort zu sein, hat der Eishockeyspieler Wayne Gretzky gesagt. Und darum geht es auch in einem Unternehmen“, sagt Salcher. Die Welt werde sich in Zukunft noch viel stärker in die Lerner und Nicht-Lerner teilen. „Die Nicht-Lerner werden zu den großen Verlierern gehören.“ Jeder habe auch für sein Unternehmen zu entscheiden, ob man ein lernendes Unternehmen sei, oder nicht.


Zur Person von Andreas Salcher:

Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestsellerautor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen. Er ist Mitbegründer der „Sir Karl Popper Schule“ für besonders begabte Kinder. Seit 2008 engagiert sich Salcher mit seinem „CURRICULUM PROJECT” für bessere Schulen. Bereits sein erstes im März 2008 erschienenes Buch „Der talentierte Schüler und seine Feinde“ wurde zum Bestseller. 2009 wurde Andreas Salcher sowohl zum „Autor des Jahres“ als auch zum „Kommunikator des Jahres“ gewählt. Mit neun #1 Bestsellern und mehr als 250.000 verkauften Büchern gilt er als einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Im Oktober 2023 erschien das aktuelle Buch mit dem Titel „Unsere neue beste Freundin, die Zukunft.“