Frühes Aufstehen für frische Ideen.
Vorständin Elke Pagitz im Interview
Seit 1. Juli 2025 verstärkt Mag. (FH) Elke Pagitz, MBA, das Vorstandsteam der Raiffeisen Bezirksbank Kufstein. Mit dem neuen Ressort Organisation verantwortet sie wesentliche Bereiche wie HR, Marktfolge und IT in der Geschäftsführung. Im Interview verrät sie uns viel Persönliches, ihre beruflichen Ziele und gibt wertvolle Impulse für den Job und mehr Lebensqualität.
Elke, welche Stationen deiner Karriere haben dich am meisten geprägt?
Nach Tirol bin ich über meine Arbeit im Tourismus gekommen. An der Hotelrezeption waren Dialog und Kommunikation wichtige Themen. Dann wollte ich nach Innsbruck ans MCI zum Studieren. Die Stelle am Schalter einer Bank kam mir dabei sehr gelegen. Nach der Bankgrundausbildung bekam ich die Chance, in verschiedenen Projekten mitzuarbeiten. Die Euro-Bargeld-Einführung ist mir besonders in Erinnerung geblieben – vor allem wie ich die Vorbestellung der Euros für die ersten Wochen beim Vorstand zur Unterschrift vorgelegt habe: ein Milliarden-Schilling-Betrag und ein paar Tonnen Gewicht. Meine Aufgaben wurden mit der Zeit immer verantwortungsvoller, z.B. war es sehr spannend, für Projekte nach Wien zu fahren und Präsentationen zu übernehmen. So im Rampenlicht zu stehen, war zu Beginn schon gewöhnungsbedürftig. Das hat sich mit der Zeit gelegt, aber ganz weg ist es nicht.
Hattest du Vorbilder oder Mentor:innen, die dich unterstützt oder geprägt haben?
Ja, natürlich. Meine Kollegen – leider keine Frau, da ich bisher immer nur männliche Vorgesetzte hatte, haben mehr an mich geglaubt als ich selbst. Die Übernahme einer Führungsrolle war nie mein Ziel. Ich habe knifflige Aufgaben und Herausforderungen gesucht, nie eine bewusste Veränderung. Wenn etwas spannend und nicht alltäglich war, dann hat es mich interessiert. Ich bin immer zuerst in Vorleistung gegangen, das Lernen und die Weiterentwicklung standen stets im Vordergrund. Klare Entscheidungen und gutes Durchhaltevermögen waren sicherlich sehr hilfreich.
Wird man als Frau anders wahrgenommen?
Das kann schon so sein – ich selbst habe dies nie so gemerkt und mich auch nie benachteiligt gefühlt. Früher waren generell noch weniger Frauen in Führungspositionen, speziell in meinen fachlichen Schwerpunkten. Deshalb habe ich mich bewusst eher bunt angezogen, um zwischen den dunklen Anzügen mehr aufzufallen. Was mir auffällt, auch an mir selbst ist, dass wir Frauen sicherlich selbstkritischer sind.
Wie wichtig ist dir ein diverses Team?
Es geht immer um den Menschen. Ich finde, dass diverse Teams leistungsfähiger sind. Ein Mix an älteren und jüngeren Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Fähigkeiten bringt einfach mehr Perspektiven ein. Damit wird das Zusammenarbeiten nicht immer einfacher, aber es hilft uns, uns weiterzuentwickeln.
Welche Tipps würdest du jungen Frauen für ihre Karriere mitgeben?
Mut. Sich etwas zutrauen und auch mit einem Nein umgehen können. Es läuft nicht immer so, wie man es sich vorstellt oder persönlich gerne hätte. Manchmal ist es noch nicht der richtige Zeitpunkt oder die Rahmenbedingungen passen nicht. Frau sollte hartnäckig sein und dranbleiben. Verantwortung übernehmen und sich trauen in den Vordergrund zu treten.
Deine letzte Station war die Geschäftsführung des Raiffeisen Servicecenters Tirol, jetzt unsere Raiffeisen Bezirksbank Kufstein. Warum Raiffeisen, warum die RBK?
Es sind die Werte und die Grundidee: Mit der Region verbunden sein, Aufeinander schauen. Es zählt der persönliche Kontakt zu den Kund:innen und unter der Mitarbeiter:innenschaft. Bei unserer Größe ist ein Zusammenkommen mit allen und ein persönliches Kennen von allen möglich. Auch wenn ich mich beim Kennen zurzeit noch ein bisschen schwertue und viele Namen und Kolleg:innen verwechsle. (lacht) Die Türen stehen immer offen. In der Funktion als Vorständin habe ich viel Gestaltungsspielraum. Organisation und Führung machen mir Spaß: Sich auf neue Gegebenheiten einstellen, gemeinsam mit den KollegInnen diese Veränderungen bewerkstelligen, neue Wege aufzeigen und umsetzen. Auf die Ausschreibung haben mich mehrere KollegInnen angesprochen – nach einiger Zeit des Überlegens habe ich meinen Lebenslauf abgeschickt. Und es hat einfach gepasst.
Was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus?
Es braucht Entwicklungsperspektiven und man muss als Mensch wertgeschätzt werden. Die Aufgabe soll sinnstiftend sein, weil man einen Beitrag leisten möchte, der wahrgenommen wird. Probleme sollten offen angesprochen und gemeinsam gelöst werden. Orientierung und Berechenbarkeit ist wichtig, dazu gehört es auch, Entscheidungen mit ausreichender Erklärung zu treffen.
Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?
Umsetzungsorientiert mit klarer Kommunikation. Fehler sind erlaubt, dann aber die Ursache analysieren und Lösungen suchen. Ich lege Wert auf Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit, die Bereitschaft, sich selbst in Frage zu stellen, Veränderungsbereitschaft und Respekt. Best Buddy geht nicht immer. Manchmal finde ich nicht ausreichend Zeit für den persönlichen Austausch, dies ist sicher mein persönliches Entwicklungsfeld.
Der Bereich Organisation ist neu im Vorstand angesiedelt. Was sind deine Ziele?
Die Herausforderung ist die Verbindung Mensch und Digitalisierung und dabei einen Mehrwert für unser Marktgebiet zu schaffen. Uns liegt die Region am Herzen, unsere Mitarbeiter:innen, deren familiäres Umfeld. Internetbanken agieren distanzierter und anonymer – ohne Verbindung zur Region – und sind dadurch natürlich günstiger. Hier möchte ich ansetzen: Gut durchdachte digitale Lösungen und Prozesse einsetzen, um ein attraktives Kundenservice zu bieten, aber auch in die Entwicklung und Ausbildung unserer Mitarbeiter:innen für beste persönliche Kundenberatung investieren.
Welche Ziele hast du dir gesetzt?
Jetzt zu Beginn ist der erste Schritt das Kennenlernen, Zusammenhänge verstehen, ins Tagesgeschäft hineinwachsen. Anschließend gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen die strategischen Schwerpunkte für die kommenden Jahre festlegen, z.B. die Effizienz und die Effektivität von Geschäftsprozessen kontinuierlich verbessern, eine höhere Qualität und Kundenzufriedenheit erreichen. Ein weiterer Schwerpunkt wird auch die Entwicklung und Umsetzung einer Personalstrategie sein: ein modernes Personalmanagement, die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber sowie Chancengleichheit und Diversität in der Bank verankern.
Welches Thema liegt dir besonders am Herzen, wo siehst du die größten Chancen?
Wie in vielen Unternehmen ist auch die RBK mit dem Generationenthema konfrontiert: Jung und Alt haben verschiedene Sichtweisen und Wertigkeiten, Know-how muss weitergegeben werden, neue Arbeitsmodelle und -methoden werden benötigt. Diesen Wechsel gut zu betreuen und begleiten – darauf freue ich mich sehr.
Wo findest du deinen Ausgleich zur Arbeit und wie gelingt dir die Balance zwischen Job und privaten Verpflichtungen?
Ich bin bodenständig und naturverbunden. E-Biken, Wandern, Skitouren - Sport ist mir wichtig. Ein großer Freundeskreis und unser Schrebergarten sorgen für Entspannung. Aber auch das Lesen. Es gibt zwei Bücher, die ich immer wieder lese und die ich gerne empfehle: „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahneman und „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ von Victor E. Frankl. Ich stehe extra früher auf und stelle mir den Wecker, um zu lesen – andere genießen um 5:00 Uhr ihre tägliche Jogging-Runde, ich lese ein paar gute Kapitel. Und ich habe seit 27 Jahren einen sehr verständnisvollen Ehemann, der mich unterstützt und daheim entlastet. Im Urlaub bin ich gerne minimalistisch und versuche mit wenig auszukommen, dann kann ich am besten abschalten – z.B. eine Woche mit dem Fahrrad und Gepäck im Allgäu unterwegs sein.
Hast du ein Lebensmotto, das dich begleitet?
Ich bin sehr diszipliniert. Man sollte sich von Unsicherheiten nicht entmutigen lassen, es gibt immer viele Lösungsmöglichkeiten. Es ist aber gut zu wissen, was man will.
Das Interview führte Claudia Draxl, Leitung Marketing & Kommunikation.
Kontakt:
Mag. (FH) Elke Pagitz MBA, Vorständin
Tel. 05372 200 50100 | elke.pagitz@rbk.at
Weiführende Links:
www.rbk.at/karriere
www.rbk.at/vorstand
Kufstein, 8. Juli 2025