Drohende Rezession – dennoch investieren?

Es ist ein toxischer Cocktail: Eine galoppierende Teuerungswelle, erste Zinserhöhungen verstärken die Sorgen einer möglichen Rezession. Dazu Krieg in Europa und politisches Säbelrasseln vielerorts.

Aktuell überwiegen Alltagssorgen und Zukunftsängste. Wie sich alle diese Fakten auf unseren Finanzmarkt auswirken und wie man in Zeiten wie diesen besonnen mit seinem Geld umgehen kann, erfahren Sie hier.

Die Höhe der Inflation ist für private Haushalte besorgniserregend. Dabei befinden wir uns am Ende des Sommers, also vor Beginn einer neuen Heizperiode. Steigende Strom- und Gaspreise könnten damit erst in den nächsten Monaten spürbar werden.

 

Zinserhöhungen und ihre Auswirkungen

Eine erste Zinsanhebung in Europa ist mit 0,50 % stärker ausgefallen als von vielen Expert:innen erwartet – und die zweite in Höhe von 0,75 % folgt bereits. Auch in den USA werden mehrere weitere Zinserhöhungen der Federal Reserve erwartet. Der Effekt dieser Zinserhöhungen: Der reale Kaufkraftverlust von Sparern wird etwas reduziert. Die Konsum- und Investitionsnachfrage wird gedämpft. So könnten beispielsweise die enormen Preissteigerungen bei Immobilien gebremst werden. Im Gegenzug werden Kredite teurer und eine Rezession (negatives Wirtschaftswachstum über zumindest zwei Quartale) wird wahrscheinlicher. Mit den entsprechenden Begleiterscheinungen: Jobunsicherheit, höhere Arbeitslosigkeit und weniger Konsum. 

Kurzum, die meisten News derzeit sind „bad” (schlecht) und haben in den nächsten Monaten Potenzial, sogar „worse” (schlechter) zu werden. Eine alte Börsenweisheit meint nun: „Buy on bad news” – also, kaufe Aktien, wenn die Marktstimmung schlecht ist, wenn sonst keiner Aktien kaufen möchte.

 

Alternativen: Mangelware

In Anbetracht des beschriebenen Umfelds ist es verwunderlich, dass die Aktienmärkte seit Jahresbeginn nicht stärker korrigiert haben. Gut, bislang waren Alternativen zu Aktien auch Mangelware. Die langjährige Nullzinspolitik in Europa und USA hatte Staats- und Unternehmensanleihen uninteressant gemacht. Auch wenn konservative Anlageformen, wie Spareinlagen und Anleihen, durch Zinsanstiege nun etwas attraktiver werden, ein Inflationsausgleich und eine Erhaltung der Kaufkraft ist damit auf absehbare Zeit nicht annähernd möglich. In Erwartung einer Rezession ist davon auszugehen, dass Zins- und Renditeanstiege nicht ausufern. 

 

Erwartungen werden gehandelt, nicht Tatsachen. 

Dass Unternehmen in Phasen der Rezession leiden, ist unbestritten. Der Umsatz geht zurück, der Gewinn sinkt. Das erklärt auch die Kurskorrekturen an den Börsen im Vorfeld einer Rezession. An der Börse werden schlechte, aber auch gute Erwartungen und Einschätzungen meist Monate vorher eingepreist. Anders formuliert, werden Erwartungen und Stimmungen gehandelt, nicht Tatsachen. Zusätzliche negative Überraschungen verursachen in der Regel weitere Kursrücksetzer. Der ideale Kaufzeitpunkt ist also nicht nur in Zeiten wie diesen ungewiss.

 

Anleger:innen in der Finanzkrise erfolgreich

Werfen wir deshalb einen schnellen Blick auf eine der großen Krisen der Vergangenheit:

Die Finanzkrise des Jahres 2008 begann bereits Mitte 2007. Die Aktienkurse waren bis zum Frühjahr 2009 stark rückläufig. Viele Aktien büßten deutlich mehr als 50 % ihres Börsenwerts ein. Die anschließend einsetzende Erholung war erst Mitte 2013 abgeschlossen.

Ein/e Anleger:in, der/die 2007 in ein Bündel aus globalen Aktien (MSCI World Index) investierte, musste somit bis Mitte 2013 Geduld aufbringen, um seinen/ ihren ursprünglichen Anlagebetrag wieder am Depotkonto ablesen zu können. Anleger:innen, die hingegen inmitten der Finanzkrise den Mut aufbrachten, in Aktien – in breit und global gestreute Aktienfonds – zu investieren bzw. nachzuinvestieren, waren mit dieser Strategie rückblickend betrachtet durchaus erfolgreich.

 

Besonnenes Investment im Vorfeld einer Rezession

Auf lange Sicht kann es lohnend sein, in einem wirtschaftlich schwachen und unsicheren Umfeld – beispielsweise im Vorfeld oder während einer Rezession – in Aktienfonds mit breiter Streuung zu veranlagen. Da wie erwähnt jederzeit weitere Kursrückgänge möglich sind, sollte auch stets Liquidität für weitere Zukäufe zurückgehalten werden. Auf lange Sicht – siehe am Beispiel der Finanzkrise – sollten Käufe in Krisenzeiten auf tieferen Kursniveaus langfristig erfolgversprechend sein. Geduld und Ausdauer werden letztendlich für das Ergebnis (mit)verantwortlich sein.

Daniel Wehinger
Daniel Wehinger, Raiffeisenbank Montfort

Kommentar

Das Jahr 2022 wird von Krisen geprägt, die noch vor gut einem Jahr undenkbar waren: Krieg in Europa, steigende Inflationsraten, getrieben von hohen Energie- und Agrarrohstoffpreisen – und dies in Höhen, wie man sie lange nicht gesehen hat. Dazu eine drohende Rezession bei restriktiveren Notenbanken, die den Zinsanhebungspfad in Europa und Amerika weiter fortführen.

Dieses Umfeld führte im laufenden Jahr dazu, dass sich am Kapitalmarkt Anlageklassen wie Anleihen und Aktien abkühlten und im Korrekturmodus befinden. Aktien bleiben dennoch alternativlos, möchte man über einen längeren Zeitraum einen Inflationsausgleich erzielen. In Phasen wie diesen ist es wichtig, sich seiner Veranlagungsstrategie und des Veranlagungshorizonts bewusst zu werden. Die Entwicklung des Kapitalmarkts hat dies trotz unzähliger Krisen in der Vergangenheit über Jahrzehnte bewiesen. Wichtig dabei ist eine solide Vermögensstruktur anhand der Anlagepyramide.

Fonds bieten die Möglichkeit, durch Diversifikation Schwankungen am Kapitalmarkt aktiv zu nutzen und damit langfristig einen Inflationsausgleich zu erzielen. Wir erarbeiten mit unseren Kund:innen in persönlichen Gesprächen die passende, individuelle Lösung für jede Lebensphase und begleiten diese.

Wertentwicklungen der Vergangenheit ermöglichen keine Prognose für die Zukunft.

Werbung. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Veranlagungen in Finanzinstrumente dem Risiko von Kursschwankungen bzw. Kursverlusten ausgesetzt sind. Auch bei Einhaltung der empfohlenen Behaltedauer können Kapitalverluste oder der Totalverlust nicht ausgeschlossen werden. Diese Werbung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder ein Angebot noch eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung oder eine Anlageanalyse bzw. Finanzanalyse dar. Es wird keinerlei Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der angegebenen Daten übernommen. Informieren Sie sich vor dem Erwerb von Wertpapieren über die damit verbundenen Chancen und Risiken bei Ihrem/Ihrer Wertpapierberater:in. Druckfehler vorbehalten. Stand: September 2022