Die Reiselust steigt an

Die Tourist:innen sind zurück in Europa – und es sind mehr als vor der Pandemie. Im ersten Corona-Sommer 2020 machten die Menschen vermehrt im eigenen Land Urlaub. Der Sommer 2022 war der erste seit Corona, in dem das Reisen wieder weitgehend uneingeschränkt möglich war.

Diese Gelegenheit nutzten wieder viele: Um sieben Prozent ist die Zahl der Übernachtungen in der EU 2022 im Vergleich zu 2019 gestiegen. In dieser Saison dürfte der Urlaub deutlich teurer werden. Internationale Flüge verzeichnen einen Preisanstieg von knapp 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch Pauschalreisen sind im Preis gestiegen, durchschnittlich um etwa zehn Prozent.
Außerordentlich teuer sind inzwischen die Langstreckenflüge nach Asien und Australien geworden – im vergangenen Jahr schwächten hier noch coronabedingte Reisebeschränkungen die Nachfrage ab. Hingegen sind Inlandsflüge mit einem Preis-Plus von knapp vier Prozent eher schwach angestiegen.
In den kommenden Monaten dürfte sich an diesem Preisgefüge nicht viel ändern. Viele haben ihren Flug im Voraus gebucht, die Auslastung der Flieger ist hoch und damit auch der Ticketpreis. Damit kehrt die Flugbranche früher als erwartet in die Gewinnzone zurück.
 

Rekordsommer in Sicht

Weil das Geschäft mit dem Fliegen in der Corona-Pandemie komplett zum Erliegen gekommen ist, musste die Lufthansa 2020 staatliche Kredite in Anspruch nehmen. Diese sind aber bereits vollständig zurückgezahlt und die Fluglinie ist 2022 in die Gewinnzone zurückgekehrt. Die staatlichen Kredite und stillen Einlagen über insgesamt 3,5 Milliarden Euro konnten früher als erwartet zurückgezahlt werden. Im zweiten Quartal dieses Jahres rechnete das Unternehmen sogar mit einem Viertel mehr Umsatz. Nicht nur die Lufthansa, auch viele weitere Airlines erwarten einen Rekordsommer.
Trotz der Bedenken vieler Menschen mit Blick auf den Klimaschutz und trotz der stark gestiegenen Preise ist die Reiselust infolge der Pandemie offenbar ungebremst. Nach Daten des Luftfahrt-Tracking-Unternehmens Flightradar24 sind Anfang Juli mit mehr als 134.000 so viele Flugzeuge in der Luft gewesen wie noch nie seit Start des Dienstes im Jahr 2006.
Die Flugbranche geht davon aus, dass allein dieses Jahr über 4.4 Milliarden Passagier:innen rund um den Globus transportiert werden. Der Dachverband der Fluggesellschaften, IATA, schätzt, dass sich diese Zahl bis 2040 noch verdoppeln wird. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung in Ländern wie etwa China oder Indien entsteht gerade eine neue Mittelschicht, die sich das Fliegen leisten kann und das auch immer mehr tut.


Klimaneutrale Luftfahrt geplant

Dass die Luftfahrt in Zeiten des Klimawandels sauberer werden muss, steht außer Frage. Die Europäische Union will den Flugverkehr bis 2050 nachhaltig und klimaneutral aufstellen, Clean Aviation heißt das Programm. Dafür sollen Flieger nicht nur Biokerosin tanken, sondern es sollen auch neue Flugzeuggenerationen den Himmel erobern. Nachhaltiges Fliegen ist ein wichtiges Ziel. Aber es braucht Zeit, dieses zu erreichen. Nicht nur wegen der angespannten Finanzen der Unternehmen, auch technisch ist es eine gewaltige Herausforderung. Allein mit synthetischem Treibstoff ist die Klimawende in der Luftfahrt nicht zu schaffen. Völlig neue Antriebe sind notwendig. Das geht nicht von heute auf morgen.