Raiffeisen Unternehmerlunch

Immobilienmarkt Vorarlberg – Wohnraum oder Investitionsobjekt?

Wohnraum zu finden, finanzieren oder leisten ist derzeit in Vorarlberg eine schwierige Angelegenheit. Die Preise am Ländle Immobilienmarkt scheinen gerade zu explodieren. Daneben zeigt sich das Finden der passenden Unterkunft als immer schwieriger. Doch wie lange besteht diese Situation noch? Wird sich die Lage am Immobilienmarkt noch weiter zuspitzen? Wer oder welcher Umstand ist daran schuld?

Die Antworten darauf konnte der aktuelle Unternehmerlunch der Raiffeisenbank in Bregenz Ende Mai im RiBcafe am Kornmarkt geben.  Die geladenen Firmenkunden der Regionalbank und interessierte Unternehmer verbrachten ihre Mittagspause am Kornmarkt, um sich in einem Impulsvortrag über den Immobilienmarkt in Vorarlberg zu erkundigen.

Manfred Hofer, Leiter der Firmenkundenberatung der RiB, begrüßte mit Freude die zahlreichen Besucher und stellte seinen heutigen Gastredner vor. Josef Gasser, Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilien, wurde von Manfred Hofer interviewt. Zusammen mit den Gästen entstand eine rege und interessante Diskussion.


Viele Faktoren für den Anstieg der Immobilienpreise
Zentrale und interessanteste Frage war gleich zu Beginn, wer oder welcher Umstand verantwortlich für die derzeitige Lage am Immobilienmarkt ist. „Natürlich trägt die Bodenknappheit vor allem im Rheintal dazu bei, dass die Preise in die Höhe gehen. Sie sind aber nicht nur alleine die ausschlaggebenden Faktoren.“, meinte Josef Gasser. Zu dieser Bodenknappheit kommt es vor allem dadurch, dass Vorarlberg immer mehr Einwohner zählt und die Menschen auch immer älter werden. Im Vergleich zu früher ist auch die Scheidungsrate gestiegen. Dies erhöht den Bedarf von Singel-Wohnungen und sorgt für eine zusätzliche Verknappung. Bodenknappheit betrifft aber vor allem auch die Betriebsliegenschaften. Wer sich im Wirtschaftsraum Vorarlberg vergrößern möchte, tut sich meistens schwer damit einen geeigneten Standort zu finden. Dies zeigt sich sehr gut am Beispiel der Expansionspläne der Firma Ölz, welche erst jüngst für Schlagzeilen gesorgt hat. „Man hat es verabsäumt Betriebe, welche Grund und Boden benötigen, zu unterstützen.“, meint Gasser. Hingegen hat man Betriebe, die Boden horten, zu wenig in die Pflicht genommen, diesen für wichtige Expansionsvorhaben im Land freizugeben. Zusätzlich treiben auch Investoren aus dem In- und Ausland, die den Vorarlberger Immobilienmarkt als guten Markt sehen, durch ihre Spekulationen zusätzlich den Preis in die Höhe.
 

Leistbares Wohnen
Die Forderung vieler Wohnungssuchender ist klar, Wohnen muss wieder leistbar werden. Doch was bedeutet das? „Natürlich erschwert die momentane Preislage auf dem Vorarlberger Immobilienmarkt die Suche nach leistbaren Wohnmöglichkeiten, andrerseits werden die Ansprüche an das Eigenheim auch immer höher, was den Begriff leistbar relativiert“, gibt Josef Gasser in seinen Ausführungen zu bedenken. Vor allem beim Wohnungsbau müssen die eigenen vier Wände den neuesten Standards und Extras entsprechen und viele ziehen auch nur dann ein, wenn von der Haustüre bis zum Garten alles fix fertig ist. Diese hohen Ansprüche an das Eigenheim lassen schnell erkennen, dass sich der Wohntraum als nicht leistbar zeigt, beziehungsweise mit hohen Kosten verbunden ist. Grundsätzlich gilt, man sollte sich zuerst einen Überblick verschaffen was man sich überhaupt leisten kann und hinterher seine Wohnvorstellungen daran anpassen.
 

Vorerst keine Veränderung im Wohnungsmarkt
In naher Zukunft ist mit keiner Veränderung am Wohnungsmarkt in Vorarlberg zu rechnen. Solange es aus der Politik keine neuen Regelungen gibt und sich auch für die Faktoren Bodenknappheit, Immobilienmarkt als Investitionsmarkt und die hohen Anforderungen der Wohnungssuchenden keine Lösungen findet, wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern. „Das Grundbedürfnis Wohnen muss in den Vordergrund gestellt werden. Investitions- und Ferienwohnungen müssen dabei nachrangig behandelt werden.“, bietet Josef Gasser als Lösungsansatz für die Situation an. Kreative Wohnlösungen und Konzepte sind gefragt, um auch in Zukunft den Menschen den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.

In manchen Bereichen flacht die Preissteigungskurve aber auch langsam ab. Vor allem bei größeren Wohnungen ist eine Preisstagnation bzw. ein Preisrückgang festzustellen. Dies liegt vor allem daran, dass die Käufer nicht bereit sind, für eine große, teure Wohnung Kompromisse einzugehen. Eine große 100 m² Wohnung im dritten Stockwerk wird somit zu einem unbeliebten Wohnobjekt, welches den Preis am Markt nach unten drückt. Bauträger bringt dies in eine zunehmend schwierigere Lage. Auf der einen Seite steigen die Grundstückspreise weiter in die Höhe, auf der anderen Seite stagnieren oder sinken die Preise am Wohnungsmarkt.

 

Unternehmerlunch schafft Wissensvorsprung
Die rege Teilnahme am Unternehmerlunch im Mai bestätigte wieder einmal den Erfolg des Formates. Die Raiffeisenbank in Bregenz freue sich, den Wirtschaftstreibenden der Stadt mit dem Unternehmerlunch einen einfachen Zugang zu Fachexperten legen zu können und freut sich schon auf eine rege Teilnahme beim nächsten Unternehmerlunch.