ORDNUNG MACHT GLÜCKLICH

Wohlfühlen ohne eine aufgeräumt wirkende Umgebung geht kaum, aber manchmal ist das gar nicht so einfach. Hier die besten 5 Tipps von professionellen Ordnungs-Beratern.

Alle, die bisher glaubten, Ordnung sei eine Selbstverständlichkeit oder – am anderen Ende der Skala – ein notwendiges Übel, wurden vor einiger Zeit von einer jungen Japanerin des Besseren belehrt. Marie Kondo feierte in herkömmlichen und sozialen Medien große Erfolge, indem sie den Ordnungssinn zu einer eigenen Kunstform erklärte. Ihre millionenfach in Blogs, Büchern und TV-Sendungen verbreiteten Tipps wurden zu einem weltweiten Trend. Condos Hauptthese in einem Satz: Ordnung macht glücklich.

Doch was ist dran an dem Medienhype? Nun ja, Tatsache ist, dass die meisten Menschen im Lauf ihres Lebens mehr einkaufen als wegwerfen. Und viel Zeug ist nun mal eine perfekte Brutstätte für Unordnung. Katrin Miseré betreibt seit über zehn Jahren die Ordnungs-Coaching Agentur „Katrin schafft Platz“. Über ihre Klientel sagt sie: „Mein Durchschnittskunde hat genügend Sachen, um eine 120-Quadratmeter-Wohnung zu füllen, lebt aber nur auf 90 Quadratmetern.“

Es geht also um die kluge Reduktion der persönlichen Dinge, um relativ simple Ordnungsmechanismen und auch um ein wenig Disziplin. Klingt einfach. Und ist es auch – wenn man es schafft, sich an die wichtigsten Regeln des Ordnungs-Coachings zu halten. Lesen Sie im folgenden die fünf Schritte für mehr Ordnung im Leben.

Schritt 1 – Der Kassasturz

Am Anfang jeder höheren Ordnung steht – wie so oft im Leben – die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Denn besitzen wir nicht alle mehr, als wir wirklich brauchen? Kleidung, Schuhe, Bücher, Küchenutensilien, verstaubte Urlaubsmitbringsel – diese Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Die Tendenz ist unerbittlich steigend, der zur Verfügung stehende Platz jedoch meist begrenzt und mit der Raumnot steigt die Unordnung. Das ist wie ein physikalisches Gesetz, aus dem es kein Entkommen gibt. Deshalb muss jede Suche nach mehr Ordnung mit einem Kassensturz beginnen. Man sollte jedes Ding, also wirklich jeden Gegenstand im Haushalt, nach seinem persönlichen Wert begutachten. Brauche ich es wirklich? Wann habe ich den Gegenstand das letzte Mal benutz? Wie sehr liegt er mir am Herzen?

Schritt 2 – Das Ausmustern

Wegwerfen ist nicht für alle Menschen einfach. Besonders gilt das, wenn man mit den Stücken positive Erinnerungen verbindet. Deshalb besteht ein wesentlicher Teil des Ordnungs-Coachings darin, Schwellenängste zu überwinden. Marie Kondo hat in ihrer TV-Show zu esoterischen Gesten geraten. Ihre Probanden mussten sich vor dem Entsorgen bei ihren Kleidungsstücken bedanken. Es funktioniert aber auch weniger dramatisch. Am leichtesten fällt das Ausmustern bei Dingen, die keinen persönlichen Wert haben. Des Weiteren hilft dann zum Beispiel, sich den frisch aufgeräumten, luftigeren Zustand vorzustellen. Schließlich geht es immer darum, mehr Lebensqualität und Freizeit für sich selbst zu gewinnen – und das ist wohl die beste Motivation. In besonders schwierigen Fällen kann der Weg zu einem Ordnungs-Coach helfen. Katrin Miseré: „Am Beginn meiner Beratung versuche ich herauszufinden, woher die Loslass-Angst kommt und was notwendig ist, um sie zu überwinden.“

Schritt 3 – Platz!

Nach dem Ausmustern sollte die Übersicht schon ein wenig leichter fallen. Nun ist es an der Zeit, effiziente und einfach zu handhabende Strukturen zu schaffen. Die in den Social Medias oft propagierten Falttechniken sind dabei eher zweitrangig, viel wichtiger sind beispielsweise übersichtlich strukturierte Schranksysteme und dass man sich mit dem gewählten Ordnungssystem auch wohl fühlt. Eine essentielle Grundregel sollte immer beachtet werden: Jeder Gegenstand muss seinen fixen Platz haben. Dinge des täglichen Bedarfs sollten auf den ersten Griff verfügbar sein. Was seltener gebraucht wird, darf in die zweite Reihe wandern. Es wird auch helfen, sich selbst Grenzen zu setzen, indem man beispielsweise für Kleidungsstücke ein bestimmtes Volumen vorgibt. Wenn der Platz für Pullis oder Schuhe voll ist, muss ausgetauscht oder die Anschaffung noch einmal überlegt werden.

 

Schritt 4 – Ordnung halten

Sie haben sich von allem unnötigen Ballast befreit und eine schlaue Struktur geschaffen? Das ist erst der halbe Weg. Das beste Ordnungssystem nützt nichts, wenn es mit der Zeit durch Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit ausgehöhlt wird. Deshalb ist es wichtig, sich anzugewöhnen, dass alle Dinge sofort nach ihrem Gebrauch wieder an ihren Stammplatz zurückkehren. Schließlich ist die Suche nach verlegtem Zeug eine besonders ärgerliche Form der Zeitverschwendung.

Schritt 5 – Kaufdisziplin

In letzter Konsequenz hat das Thema Ordnung auch einiges mit Nachhaltigkeit zu tun – und zwar gleich in mehrfachem Sinn. Der immer beliebter werdende Online-Handel motiviert dazu, kurzzeitigen Impulsen nachzugeben. Und oft geht es dabei gar nicht um den tatsächlichen Gebrauchswert, sondern man befriedigt einfach ein plötzliches Verlangen, das am nächsten Tag vielleicht gar nicht mehr vorhanden ist. Die Beantwortung der Fragen „Wie wichtig ist mir das Stück?“ und „Brauche ich das wirklich?“ ist also sowohl für die Ordnung daheim als auch für die Umwelt hilfreich.