Top-10-Maßnahmen für wildbienenfreundliche Gärten oder Balkone

Damit nicht nur die Honigbiene, sondern auch andere Bienenarten weiterhin geeignete Lebensräume finden, können wir sie in unseren Gärten und auf Balkonen in vielfältiger Art und Weise unterstützen. Dr. Timo Kopf, Biologe und Mitglied des Österreichischen Wildbienenrats, hat seine Top-10 der Maßnahmen für die Anlage eines wildbienenfreundlichen Gartens oder Balkons aufgelistet:

  1. Ausmagerung der Wiesen bzw. Düngeverzicht
    Nitrifizierung (Bildung von Salpeter durch Oxidation, die von Bakterien im Boden bewirkt wird) führt zu Verlust in der Artenvielfalt der Pflanzen und somit auch der Tiere.
     
  2. Ausbringung von autochthonem (regionalem) Saatgut von wichtigen heimischen Nektar- und Pollenpflanzen
    Für spezialisierte (oligolektische) Bienen sind z.B. folgende Taxa (Gruppe von Lebewesen) wertvoll: Schmetterlingsblütler außer die üblichen Kleearten (führen zur Nitrifizierung über Knöllchenbakterien), Lippenblütler, Glockenblumen, Knautien, Gilbweiderich (gelbblütig), Kreuzblütler, Reseda, Lauch,... Für viele unspezialisierte, aber auch für manche spezialisierten Insekten sind auch Korbblütler (kein Löwenzahn!) und Doldenblütler wichtig. Auch diverse Baum- und Straucharten können das Nektarangebot stark verbessern (z.B. Obstbäume, Linden, Ahorn, Eichen, Holunder, Schlehe). Keine Neophyten wie Goldrute, Springkraut, Strauchknöterich oder Robinien verwenden.
     
  3. Mosaikmahd
    Abwechselnd nur Teile der Wiese mähen und erst wenn das Nahrungsangebot hier wieder vorhanden ist, den nächsten Abschnitt mähen - Kontinuität des Angebotes wahren!
     
  4. (Teil-)Mahd erst nach Samenreife!
    Dazu "schlampige" Mahd durch lokales (quadratmeterweises) Stehenlassen von dichteren Blütenständen.
     
  5. Besser weniger Pflanzenarten mit vielen Individuen als viele Arten mit wenigen Individuen
    Zum Beispiel bei geringem Platzangebot (kleiner Balkon o.Ä.) – sonst hat niemand ausreichend von dem, was er braucht.
     
  6. Anlage von trockenen, sandigen Bodenstellen für die Nestanlage von Bodennistern
    An südexponierten Böschungen oder in Form von Hügeln. Ungewaschenen Sand verwenden, keine Humusauflage!
     
  7. Bau von Nisthilfen
    Wichtig ist die sachgemäße Bauweise, da sie sonst nicht angenommen werden! Die Ablagerung von Lehm(haufen) als wichtigen Baustoff für Zellverschlüsse in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Nisthilfen ist zu bedenken.
     
  8. Totholz anbieten
    Bei nötigem Fällen von Bäumen 2 Meter der Stammbasis als Totholzangebot stehen lassen. Zum Beispiel für Bockkäfer und in weiterer Folge von Wildbienen als Nachsiedler der Käferfraßgänge. Nichtbenötigtes Stamm- oder Astholz kann in Form von Holzstapeln an sonnigen Waldrändern oder Hausmauern, wenn möglich etwas überdacht, als Totholz angeboten werden. Wichtig: Dieses später nicht verbrennen, da sich dann die Tiere darin befinden. Daher sollten Brennholzstapel, die weiter genutzt werden, abgedeckt werden, andernfalls werden sie zu biologischen Fallen.
     
  9. Ausfindigmachen von hoch frequentierten Nestaggregationen
    Hier befindet sich der Großteil der lokalen bodennistenden Bienenlebensgemeinschaft (bis zu 40 Arten an einem Standort). Diese im Nahbereich doppelt und dreifach nachbauen, um Gefahr der kompletten Zerstörung bei baulichem Platzbedarf zu verringern.
     
  10. Verzicht auf Honigbienenvölker im Garten
    Der Bedarf von ca. 300 l Nektar pro Volk und Jahr neben großen Mengen an Pollen kann zu massiven Engpässen bei Wildbestäubern führen.

Viel Freude beim Umsetzen und mit deinen neuen "Haustieren"!

Quelle: "Newsletter der Tiroler Umweltanwaltschaft vom 09.03.2021"