Energiekonzerne im Wandel: Wie OMV und BP Nachhaltigkeit strategisch neu denken

Die globale Energiewirtschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Klimakrise, politische Vorgaben und gesellschaftlicher Druck zwingen traditionelle Öl- und Gaskonzerne dazu, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten. Zwei prominente Beispiele für diesen Transformationsprozess sind die österreichische OMV AG (inkl. Borealis) und der britische Energieriese BP p. l .c.

OMV AG und Borealis: Vom Ölkonzern zum Chemieunternehmen mit Kreislaufwirtschaft

Die OMV hat sich in den letzten Jahren strategisch neu positioniert. Statt sich weiterhin hauptsächlich auf die Förderung und Verarbeitung von Öl und Gas zu konzentrieren, investiert das Unternehmen zunehmend in die Chemieindustrie – insbesondere in die Herstellung von Kunststoffen und Grundstoffen für die Industrie.

Ein zentraler Schritt war die Mehrheitsübernahme von Borealis, einem führenden Hersteller von Polyolefinen. Diese Kunststoffe sind besonders vielseitig und werden z. B. für Verpackungen, medizinische Produkte, Automobilteile oder Haushaltswaren verwendet. Polyolefine sind leicht, stabil und gut recycelbar – ideal für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.

Zusätzlich produziert OMV sogenannte Basischemikalien wie Ethylen, Propylen oder Butadien. Diese Stoffe sind die „Bausteine” für viele weitere Produkte in der Chemieindustrie – von Farben über Klebstoffe bis hin zu synthetischen Fasern. Ein Vorzeigeprojekt ist ReOil, ein Verfahren zur Wiederverwertung von Kunststoffabfällen. In einer Pilotanlage am Standort Schwechat wird aus gebrauchten Kunststoffen synthetisches Rohöl gewonnen, das wieder in der Raffinerie verarbeitet werden kann. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, der Ressourcen spart und CO2-Emissionen reduziert.

OMV verfolgt das Ziel, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden. Die stärkere Ausrichtung auf Chemieprodukte und Recyclinglösungen soll dabei helfen, fossile Brennstoffe schrittweise zu ersetzen und neue, nachhaltige Geschäftsfelder zu erschließen.

Chancen für OMV

Die Neuausrichtung bietet OMV zahlreiche Chancen:

  • Wettbewerbsvorteile durch frühe Positionierung in der Kreislaufwirtschaft
  • Stabilere Einnahmen, da Chemieprodukte weniger von Ölpreisschwankungen betroffen sind
  • Zugang zu neuen Märkten, etwa im Bereich nachhaltiger Verpackungen oder grüner Industrieprodukte
  • Erfüllung von ESG-Kriterien, was für Investoren und Partner zunehmend wichtig ist

Risiken für OMV

Gleichzeitig birgt der Wandel auch Risiken:

  • Hohe Investitionskosten für neue Technologien und Anlagen
  • Technologische Unsicherheiten, etwa bei der Skalierung von ReOil
  • Marktrisiken, da die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten stark von politischen Rahmenbedingungen abhängt
  • Reputationsrisiken, falls Nachhaltigkeitsziele nicht wie geplant erreicht werden
     

BP p. l. c.: Globale Strategie mit Fokus auf CO2-Reduktion

Auch BP verfolgt eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie. Bis 2050 will das Unternehmen klimaneutral sein. Dazu investiert BP massiv in erneuerbare Energien, Flüssigerdgas (LNG), Wasserstoff und Technologien zur CO2-Abscheidung und -Speicherung.

Ein Vorzeigeprojekt entsteht in Tangguh (Ubadari/Indonesien). Dabei wird das bei der Energiegewinnung entstehende Kohlendioxid (CO2) nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern direkt aufgefangen und unterirdisch gespeichert (Carbon Capture, Utlisation and Storage, kurz CCUS) – meist in ausgeförderten Gasfeldern oder tiefen Gesteinsschichten. So wird verhindert, dass das Treibhausgas zur Erderwärmung beiträgt.

Diese Technologie gilt als wichtige Brücke auf dem Weg zur Klimaneutralität, insbesondere für Industrien, die nicht vollständig auf fossile Energien verzichten können.
 

Chancen für BP

  • Marktführerschaft im LNG-Segment, das weltweit stark wächst
  • Technologische Führerschaft bei CO2-Abscheidung und Wasserstoff
  • Diversifikation des Portfolios mit Fokus auf erneuerbare Energien
     

Risiken für BP

  • Volatile Öl- und Gaspreise, die die Finanzierung nachhaltiger Projekte erschweren
  • Regulatorische Unsicherheiten, etwa durch CO2-Steuern
  • Technologische Risiken, da viele grüne Technologien noch nicht wirtschaftlich skalierbar sind
  • Gesellschaftlicher Druck, der zu Reputationsverlusten führen kann, wenn Nachhaltigkeitsziele nicht eingehalten werden

 

Fazit

Die Transformation von OMV und BP zeigt exemplarisch, wie sich traditionelle Energiekonzerne neu erfinden müssen, um in einer CO2-armen Zukunft bestehen zu können. Während OMV mit Borealis auf Kreislaufwirtschaft und chemische Innovationen setzt, verfolgt BP eine globale Strategie mit Fokus auf LNG und CO2-Reduktionstechnologien. Beide Unternehmen stehen vor ähnlichen Herausforderungen: hohe Investitionen, technologische Unsicherheiten und volatile Märkte. Doch wer diese Transformation erfolgreich meistert, kann sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern und zur Lösung globaler Umweltprobleme beitragen.

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