Modernes Wohnzimmer
Neue Heimat

Die Wohnbedürfnisse der Best Ager verändern sich, die Immobilienwirtschaft reagiert darauf mit maßgeschneiderten Angeboten.

Die Zukunft ist barrierefrei

Alterslos altern ist das neue Lebensgefühl der Silver Generation. Wohlbefinden und Komfort sind dabei ein Muss und tragen zur Steigerung der Lebensqualität bei – auch beim Thema Wohnen.

Die einen wollen ins Grüne, die anderen in die Großstadt: Ob Häuschen mit Garten oder eine schöne Wohnung in der City – Umziehen im Alter ist für die neue Generation jenseits der Fünfzig zum wichtigen Thema geworden. Noch fit und mobil, erkennen sie die Vorteile, schon jetzt das zu groß gewordene Heim gegen ein altersgerechteres Zuhause zu tauschen. Für Immobilienfachleute sind die sogenannten Best Ager daher eine zunehmend relevante Klientel. Keine andere Käuferschicht befasst sich so intensiv mit ihren Wohnträumen und verfügt darüber hinaus auch über die finanziellen Möglichkeiten, sie zu verwirklichen. 

Michael Platzer

Verschobener Fokus

„In jüngeren Jahren spielen beim Thema Wohnen Aspekte wie Sicherheit, Fläche, Infrastruktur, eine gute Nah- und Gesundheitsversorgung sowie kurze Wege zu Schule und Arbeit eine wesentliche Rolle“, weiß Norbert Obermayr, Geschäftsführer der Real Treuhand Immobilien, deren Schwerpunkt in maßgeschneiderten Dienstleistungen für alle Teilbereiche des Immobiliengeschäfts liegt. „Mit zunehmendem Alter verschieben sich die Prioritäten aber. Meist werden die Anforderungen an Fläche und Garten kleiner, die Wege sollen weitgehendst barrierefrei und die unkomplizierte Versorgung leichter sein.“ Menschen der Generation 50 plus bevorzugten daher oft kleinere, kompakte Wohnungen, die mit wenig Aufwand leicht in Schuss zu halten sind und so Flexibilität schaffen, wenn es um spontane Ausflüge, Reisen oder andere Aktivitäten geht. „Vielen ist auch wichtig, infrastrukturelle Einrichtungen wie Theater oder regionale Einkaufsmöglichkeiten sowie Fachärzte ohne lange Anreisen und möglichst ohne Auto erreichen zu können“, so der Immobilienprofi. Eines der wichtigsten Merkmale einer altersgerechten Immobilie sei jedoch die Barrierefreiheit. „Wir haben uns im Bereich Wohnen auf die demografische Entwicklung vorbereitet und unsere zukünftigen Projekte danach ausgerichtet“, berichtet Obermayr. Alle Ebenen, von der Garage bis in die oberste Etage, mühelos mit dem Lift zu erreichen, ist bei den Neubauten bereits Standard.

„Eine altersgerechte Wohnung sollte aber auch genügend Freiraum bieten, um gegebenenfalls mit einem Rollstuhl ins Bad, WC oder ins Schlafzimmer gelangen zu können“, erklärt er weiter. „Bei unseren Projekten haben die Wohnungstüren deshalb eine Breite von 90 und die Innentüren von 80 Zentimetern. Auch in den Allgemeinbereichen der Geschosse achten wir auf entsprechende Gangbreiten.“ Die Wände zwischen WC und Bad ließen sich zudem für den nötigen Wendekreis eines Rollstuhls entfernen. „Die Fußböden sind eben und durchgängig, die Wohnungen weisen also keine Stolperfallen auf“, so Obermayr. Eine barrierefreie Wohnung biete eben zahlreiche Vorteile. „Unsere Lösungen ermöglichen, lange selbstbestimmt zu Hause wohnen zu bleiben und sich auch im fortgeschrittenen Alter sicher zu fühlen“, fügt er hinzu.

Norbert Obermayr

Klein, kompakt und ebenerdig

Als alternativer Entwurf zur Großstadt hat das Landleben gerade in Zeiten von Corona bei Best Agern wieder an Bedeutung gewonnen. Auch hier geht es vor allem um Lebensqualität, Sicherheit und Komfort. „Viele unserer Kundinnen und Kunden haben schon einmal ein Haus gebaut – meist für die Familie“, sagt Michael Platzer, Bereichsleiter Fertighaus und Kellerbau von Wolf Systembau Österreich, die sich unter anderem auf das Herstellen von Fertighäusern spezialisiert haben. „Ihren Alterswohnsitz wünscht sich die Generation 50 plus aber in einem kleinen, kompakten und möglichst ebenerdigen Haus. Unser beliebter freistehender Bungalow erfüllt diese Anforderungen.“ Feiert der Bungalow, der lange Zeit als unmodern galt, eine Renaissance? „Das würde ich nicht so sagen“, erwidert Platzer. „Vielmehr klettert er bereits seit Jahren auf der Beliebtheitsskala nach oben. Nicht nur Ältere greifen auf einen von uns konzipierten Bungalow zurück, sondern auch immer mehr junge Menschen. Ihnen ist das kompakte Bauen wichtig, die eingeschossige Bauweise verzichtet auf unnötige Quadratmeter.“ Ein Bungalow sei für jeden Lebensabschnitt geeignet, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Aufgrund seiner ebenerdigen Bauweise sei er außerdem gerade für die ältere Generation ideal, da alle Wohnflächen komplett barrierefrei sind. „Das neue Heim sicher und altersgerecht zu gestalten, ist dabei Grundlage einer effizienten Planung“, er­läutert Platzer. Hier spiele auch die geeignete Grundstücksgröße eine wesentliche Rolle. „Gartenarbeit macht zwar vielen auch im hohen Alter Spaß, darf aber keinesfalls zur Belastung werden.“ Best Ager legen zudem großen Wert auf Nachhaltigkeit – angefangen bei den verwendeten Materialien über die richtige Wahl der Heizsysteme bis hin zur umweltfreundlichen Energiebeschaffung. „Dies alles sei machbar, mit guter Planung stehe dem barrierefreien Wohnkomfort nichts mehr im Weg.“

Die Immobiliengruppe Erl schafft in ihren Generationenparks Wohnformen für die Bedürfnisse älterer Mitbürger.
© (c) Foto Mayer D-93333 Neustadt www.fotomayer.de
Die Immobiliengruppe Erl schafft in ihren Generationenparks Wohnformen für die Bedürfnisse älterer Mitbürger.

Gepflegt altern

Seit drei Generationen liegen die Kernkompetenzen der bayerischen Immobiliengruppe Erl in der Planung und Errichtung von stationären Pflegeheimen und betreutem Wohnen. „Wir haben uns auf die sogenannten Seniorenimmobilien spezialisiert und decken hier das gesamte Segment ab“, erzählt Projektentwicklungsleiter Frank Kühnhauser. „Seniorenimmobilien sind Bedarfsimmobilien. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden in den kommenden Jahren immer mehr Einheiten dieser Wohnformen benötigt werden. Für die Babyboomer-Generation werden die barrierefreie Immobilie und die pflegerische Versorgung zunehmend wichtig.“ Auch er bestätigt: Die Bereitschaft, vor oder in der Pension nochmals zu übersiedeln, ist deutlich gestiegen. „Ein wesentlicher Aspekt dabei ist der Wunsch, auch bei Pflegebedürftigkeit in den eigenen vier Wänden bleiben zu können und dort den Lebensabend zu verbringen“, erläutert Kühnhauser. „Für den niedrigschwelligen Einstieg bieten wir barrierefreie Eigentumswohnungen an, die wir bevorzugt zentrumsnah in guten bis sehr guten Wohngegenden bauen – gerne auch in der ruhigeren zweiten Reihe.“ Sonderfälle seien Standorte mit herausragendem Zusatzangebot wie einer Therme oder einem Golfplatz. 

Frank Kühnhauser

„Ist betreutes Wohnen erwünscht, kommen noch Extras hinzu“, ergänzt Kühnhauser. Hier sei die Inanspruchnahme einer pauschalen Grundleistung mit 24-Stunden-Hausnotruf Voraussetzung für den Einzug in diese Wohnkategorie. „Es gibt einen Ansprechpartner vor Ort, der sich regelmäßig um die Belange der Bewohner kümmert, wie beispielsweise durch die Organisation von Veranstaltungen oder die Vermittlung von Zusatzleistungen wie ambulanter Pflege, Essen auf Rädern, Hilfe bei der Unterbringung im Krankenhaus oder Pflegeheim“, beschreibt Kühnhauser das Angebot. „Thematisch dazu passt die Möglichkeit einer Tagespflege, die auch für externe Besucherinnen und Besucher zugänglich ist.“ Die zu pflegenden Personen werden tagsüber von professionellen Pflegekräften betreut und entlasten so die Angehörigen, die sie abends wieder abholen. „Sollte die pflegerische Versorgung zu Hause und in der Tagespflege nicht mehr ausreichend sein, bieten wir auch noch das stationäre Pflegeheim.“ Davon sind die meisten Best Ager aber doch noch Jahrzehnte entfernt. ••

Text: Rosi Dorudi 

Info

Keine andere Bevölkerungsschicht wächst so stark wie die Generation 50 plus. Rund drei Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind derzeit zwischen 45 und 69 Jahren alt – mit steigender Tendenz: Im Jahr 2030 werden es über 3,2 Millionen sein. Der Anteil der über 50-Jährigen wird dann bei 44 Prozent der Gesamtbevölkerung liegen.