Wirtschaften in besonderer Zeit

Experten aus allen Bereiche der Kärntner Raiffeisen Genossenschaften diskutierten in der Raiffeisen Landesbank Kärnten über eine fragile Wirtschaftswelt im Zeichen teurer Energie und Ressourcen.

"Digitalisierung und Nachhaltigkeit waren für die Kärntner Raiffeisenbanken die größten Treiber in den vergangenen Jahren", so Georg Messner, Vorstandsdirektor der Raiffeisen Landesbank Kärnten. Er verweist auf die Zahlen: Im Online-Banking verzeichnet die Raiffeisen Bankengruppe Kärnten mit knapp 130.000 Online-Nutzern - das ist rund jeder vierte Kärntner - einen Zuwachs von +5,5 % gegenüber dem Vorjahr. Mit über 21,2 Millionen (+7 %) Kundenkontakte bleiben "Mein ELBA" und "Mein ELBA-App" eine Erfolgsgeschichte. Extrem erfreulich und auch erstaunlich ist die Nutzung. Unsere Kundinnen und Kunden loggen sich durchschnittlich über 190-mal jährlich - also mindestens jeden zweiten Tag - in die Digitale Raiffeisenbank ein. Zu 90 Prozent wird dazu das Smartphone verwendet.

Auch beim Thema "Nachhaltigkeit" sieht Georg Messner eine „ständig wachsende Sensibilität der Kunden. Das Volumen der Nachhaltigkeitsfonds von Raiffeisen in Kärnten ist um 85,5 Mio. EUR auf 275 Mio. EUR gestiegen. Die Kärntner Raiffeisenbanken betreuen insgesamt rund 282.000 aktive Kundenbeziehungen. Damit sind die Hälfte der Kärntnerinnen und Kärntner Kundinnen und Kunden einer Kärntner Raiffeisenbank. Mit einer Steigerung von +7,2 % wurde 2021 bei der Finanzierungsleistung ein neues Allzeithoch von 6,1 Mrd. EUR erreicht. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg erstmals auf über 57 Mio. EUR. "2021 war das historisch stärkste Jahr für die Raiffeisen Bankengruppe Kärnten. Wir sind in der Bilanzsumme zweistellig gewachsen und haben damit ein Spitzenergebnis", freut sich Georg Messner.

Josef Plank, Helmut Petschar, Josef Fradler, Gerhard Oswald, Markus Furtenbacher, Gert Spanz und Georg Messner berichteten beim Kärntner Genossenschaftstag aus ihren jeweiligen Bereichen.
Josef Plank, Helmut Petschar, Josef Fradler, Gerhard Oswald, Markus Furtenbacher, Gert Spanz und Georg Messner berichteten beim Kärntner Genossenschaftstag aus ihren jeweiligen Bereichen.

Fokus in den Sparten

Helmut Petschar, Geschäftsführer der genossenschaftlichen Kärntnermilch und Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, kommentierte das aktuelle Geschehen am Markt wie folgt: "Diese Dramatik in den Bereichen Energie, Rohstoffe, Verfügbarkeit von Verpackungen habe ich in 35 Jahren noch nicht erlebt. Zahlten wir im Jänner 2022 monatlich noch 75.000 EUR an Stromkosten, so waren es im März bereits 330.000 EUR." Auf der einen Seite fordere die Landwirtschaft ebenso die Abgeltung der höheren Kosten, auf der anderen Seite gebe es seitens des Handels kaum Spielraum für Preissteigerungen. Markus Furtenbacher, Geschäftsführer von Unser Lagerhaus WHG, sprach von einer "Zerrüttung von Lieferketten und einer Preisentwicklung, die wir bislang nicht kannten." Für Josef Fradler, Obmann Bäuerliche Vermarktung Kärntner Fleisch (BVG), ist „jeder Griff ins Kühlregal eine Richtungsentscheidung. Die Herkunftsbezeichnung bei Frischfleisch war der erste Schritt, jetzt braucht es die Kennzeichnung bei verarbeiteten Produkten, in Kantinen und in der Gastronomie.“ Jüngste Innovation der BVG ist das Premiumprodukt "Kalb Rosé" mit dem AMA-Gütesiegel. Damit sollen vor allem Gastronomie und Großküchen angesprochen werden.

 

Viel erneuerbare Energie

"Österreich ist mittelfristig am Weg, bald zwei Millionen Stromproduzenten zu haben, vor einigen Jahrzehnten gab es nur ein paar wenige Großkraftwerke", beschrieb Josef Plank, Leiter der Abteilung für Wirtschafts-, Agrar und Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband, den sich abzeichnenden Wandel in der heimischen Energiewirtschaft. "Wir arbeiten in einer sehr besonderen Zeit. Genossenschaften können im Energiebereich viel leisten." Ähnlich argumentierte auch Gerhard Oswald, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Raiffeisen Landesbank Kärnten. Für den promovierten Verfahrenstechniker ist "Raiffeisen prädestiniert, Energiegemeinschaften zu unterstützen. Erneuerbare Energie stärkt die regionale Wirtschaft. Gleichzeitig muss alles getan werden, um die Energieeffizienz zu erhöhen", ist Oswald überzeugt.