Unternehmenswert

Die Ermittlung des Unternehmenswertes führt immer wieder zu – teils recht leidenschaftlich geführten – Diskussionen. Gar nicht so selten scheitert eine Nachfolge auch an dieser Frage.

Unternehmensbewertung wird erklärt

Vorgangsweise zur Ermittlung des Unternehmenswertes

Bei der Ermittlung des Unternehmenswertes wird die Firma als Einheit mit ihrem Kund:innenstock, den Mitarbeiter:innen, den aktuellen Produkten und Dienstleistungen, dem Standort und ihren betrieblichen Einrichtungen bewertet. Dabei steht die geschaffene, künftige Ertragskraft des Unternehmens im Vordergrund. Die zukünftig erzielbaren Gewinne und der sich daraus ergebende entnehmbare Cashflow werden auf Basis des heute bereits Geschaffenen geschätzt. Dabei wird die Wahrscheinlichkeit bzw. das Risiko des Eintritts der zukünftigen Erfolge berücksichtigt. 

 

Berücksichtigt werden bei der Schätzung der künftigen Erträge zudem auch allgemeine Unternehmensrisken (wie z. B. Gefahr von Konjunkturschwankungen, Branchenrisken etc.). Schließlich könnte ein:e Erwerber:in – anstatt in ein Unternehmen zu investieren – auch eine langfristige, risikoarme Geldanlage wählen. Lediglich nicht für die Führung des Unternehmens notwendige Vermögensgegenstände oder solche mit besonderen stillen Reserven – beides trifft häufig auf Grundstücke zu – werden gesondert, in diesem Fall durch eine Liegenschaftsbewertung, beurteilt.

Wesentliche Grundlage einer Unternehmensbewertung sind daher die konkret zu erstellenden Planrechnungen für die nächsten Jahre, welche auf Plausibilität durchgesehen und in mehreren Szenarien gerechnet werden sollten. Dabei dienen meist die Jahresabschlüsse der drei letzten, vorangegangenen Jahre einer zusätzlichen Orientierung und einem Vergleich. Diese sollen aber erforderliche Planrechnungen für die Zukunft niemals ersetzen. Grundlage für den Unternehmenswert ist damit das heute bereits konkret geschaffene Ertragspotenzial und die Abschätzung der daraus plausibel erzielbaren nachhaltigen Zukunftserfolge in Form von entnehmbaren Cashflows.

 

Was bestimmt die Attraktivität eines Unternehmens?

  • Kund:innenstock und Potenzial für die Zukunft
  • Rentabilität und Zahlungsfähigkeit der Kund:innen
  • Produkte/Dienstleistungen und Stärke des Mitbewerbs, heute und in absehbarer Zukunft
  • Zuverlässigkeit und Qualifikation der Mitarbeiter:innen, Persönlichkeit und Vertrauen in die Fähigkeiten des Unternehmers, der Unternehmerin
  • Standort und dessen Zukunftsaussichten
  • Unternehmensrisiken und künftige Profitabilität
Junger Koch mit Tablet

KMU-Bewertung

Bei der Bewertung von Klein- und Mittelbetrieben und Unternehmen von Freiberufler:innen sind folgende Fragen besonders zu berücksichtigen:

  • Wie hoch ist der Lohn für laufende Arbeitsleistungen des Inhabers, der Inhaberin, der:die kein Gehalt bezieht?
  • Wie wirkt sich das Ausscheiden des bisherigen Unternehmers, der bisherigen Unternehmerin auf den Geschäftserfolg aus? Mit ihm:ihr könnte auch das berufliche Netzwerk plötzlich wegfallen.
  • Kann branchen- und betriebsbezogen überhaupt von einem übergabefähigen Kund:innenstock gesprochen werden? Falls nicht, wird im Wesentlichen der Wert der vorhandenen Substanz der Firma zu bewerten sein.
  • Ist sichergestellt, dass sämtliche betriebliche Erträge einbezogen und ausschließlich betrieblich veranlasste Aufwendungen berücksichtigt wurden?
  • Wurde laufend investiert oder müssen nun große Investitionen getätigt werden?
  • Besteht ein nachvollziehbarer Überblick über die zu erwartende künftige Unternehmensentwicklung und liegen zuverlässige Planrechnungen für die nächsten Jahre vor?
  • Sind allgemeine Markt- und Bewertungsvorstellungen der Branche als Vergleichswert zur Plausibilisierung der Unternehmenswertberechnung herangezogen worden?
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Unternehmenswert und Kaufpreis

Die Unternehmensbewertung liefert dem:der Verkäufer:in betriebswirtschaftliche Anhaltspunkte für einen persönlichen Mindestverkaufspreis, dem:der Käufer:in für einen betriebswirtschaftlich gerechtfertigten Maximalkaufpreis, als Richtschnur bei Preisverhandlungen oder einer Vermögensaufteilung.

Das letztlich erzielte Ergebnis ist auch eine Frage von Angebot und Nachfrage. Neben dem betriebswirtschaftlich gerechtfertigten Unternehmenswert spielt auch Ihr eigenes Verhandlungsgeschick eine Rolle.

Erfolgreiche Unternehmer:innen bewerten Ihren Betrieb durchaus auch jährlich, um den jeweils aktuellen Unternehmenswert festzustellen. Daran lässt sich auch der Vermögensauf- oder -abbau messen. Dies dient als Grundlage für gezielte Maßnahmen zur Steigerung des Unternehmenswertes.

 

Eckpunkte der Ermittlung des Unternehmenswertes

  • Stellen Sie durch konkrete Planrechnungen fest, wie hoch künftig erzielbare Jahresergebnisse und entnehmbare Cashflows sein werden.
  • Fassen Sie jene wirtschaftlichen und rechtlichen Faktoren zusammen, die den zukünftigen Erfolg des bewerteten Unternehmens bestimmen.
  • Ist der Zeitraum zur Erreichung dieser geschätzten künftigen Erfolge begrenzt (Konzessionen, Wettbewerbsveränderungen, Patente, Produktveränderungen, Mitbewerb, Standort etc.)?
  • Unternehmer:innen-Risiko: Wie hoch ist das Risiko von Ergebnisschwankungen oder Einbrüchen in der Branche und im Unternehmen selbst?