RAIFFEISEN STEINBACH-GRÜNBURG – WIR MACHTS MÖGLICH

Obmann Wolfgang Brandstätter im Interview

Wolfgang Brandstätter ist als Obmann seit 2018 an der Spitze der so genannten Mitinhabervertreter der Raiffeisen Steinbach-Grünburg. Zuvor konnte er mehrere Jahre Erfahrung als Aufsichtsratsmitglied unserer Genossenschaftsbank sammeln.

Wolfgang, was sind deine Aufgaben bei der Raiffeisenbank Steinbach-Grünburg?

In meiner Funktion als Obmann bin ich das Bindeglied zwischen meinen Funktionärskollegen im Vorstand und Aufsichtsrat und unseren beiden Geschäftsleitern Thomas Obernberger und Florian Außermayr.

Wie ist eine Genossenschaftsbank aufgebaut?

Unsere rund 1.200 Mitinhaber - das sind alle, die Genossenschaftsanteile an der Raiffeisenbank Steinbach-Grünburg besitzen - wählen alle 4 Jahre die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat. Diese Mitinhabervertreter bestellen unter anderem die Geschäftsleiter, die dann für die Mitarbeiter der Bank verantwortlich sind und sich um den tagtäglichen Betrieb kümmern.

Alle 75 oberösterreichische Raiffeisenbanken sind dann gemeinsam die Eigentümer der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG. Viele sind ja der Meinung, dass das genau umgekehrt ist.

Was sind die Aufgaben eines Mitinhabervertreters, sprich eines ehrenamtlichen Funktionärs?

Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der schon angesprochenen Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Ebenen, über die Vertretung der Interessen der Mitinhaber bis zur Bestellung der Geschäftsleiter. Daneben sind wir in die strategische Planung und die Grundausrichtung unserer Bank eingebunden, ohne uns in das tägliche Detailgeschäft „einzumischen“. Ganz wesentlich ist aber auch eine starke Kontrollfunktion, die wir im Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat, vor allem im Rahmen von Regelberichtssitzungen, ausüben. Das heißt, wir schauen in den Gremien regelmäßig auf die Zahlen, die Risiken und eine realistische Einschätzung aller großen Finanzierungsgeschäfte. Im Optimalfall sind die Mitinhabervertreter auch aktive Botschafter in Richtung aller Kunden und in Richtung der Bevölkerung. Es wird darauf geachtet, dass in Vorstand und Aufsichtsrat alle Bevölkerungsgruppen des Steyrtals vertreten sind.

Leider wissen nur wenige Menschen etwas über Genossenschaften und wie modern die Idee des gemeinsamen Wirtschaftens eigentlich ist. Was ist denn die Idee einer Genossenschaft?

Die Ansätze der Genossenschaftsbanken gehen auf die Grundsätze der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung von Friedrich Wilhelm Raiffeisen Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Ganz nach dem Motto „Was einer allein nicht schafft, das Schaffen viele“. 

Sie ist nicht auf Gewinn ausgerichtet und viel krisenfester als andere Rechtsformen. Gerade Zukunftsthemen wie erneuerbare Energie, der Erhalt der Nahversorgung oder generell die Stärkung des ländlichen Raums werden aktuell wieder vermehrt in Genossenschaftsform umgesetzt. Es können sich viele Menschen einer Region an der Umsetzung einer Idee beteiligen und sie gemeinsam zum Erfolg tragen.

 

Was ist die Stärke einer Genossenschaftsbank?

Ganz sicher die persönliche Nähe und die Eigenständigkeit. Und das in mehrfacher Hinsicht. Die Raiffeisenbank Steinbach-Grünburg gehört den Menschen vor Ort. Alle wesentlichen Entscheidungen werden von unseren Mitarbeitern direkt in der Bankstelle getroffen. Nicht in Linz oder in Wien. Das spart Zeit und steigert die Qualität der Entscheidungen. Wir kennen die Leute, die Bevölkerung kennt und vertraut uns. Geld aus der Region stellen wir wieder für Investitionen in der unmittelbaren Heimat zur Verfügung.

Es ist daher auch mein oberstes Ziel, unsere Bank so zukunftsfit zu gestalten, dass sie auch weiterhin eigenständig und wirtschaftlich erfolgreich sein kann.

Wenn du an das Jahr 2020 denkst: was fällt dir im Hinblick auf die Schlagworte „Raiffeisenbanken & Genossenschaften“ ein?

Unsere hervorragenden und top ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren auch in herausfordernden Zeiten persönlich für ihre Kunden da und konnten ihnen somit auch viel an Unsicherheit nehmen. Banken gehören aus gutem Grund zur „kritischen Infrastruktur“. Gemeinsam hat man bewiesen, dass die Sorge, dass das Bargeld ausgeht oder der Wirtschaftskreislauf zum Erliegen kommt, zu jeder Zeit völlig unbegründet war.

Wie hast du persönlich die Krise empfunden?

Als einer der gerne unter Leuten ist, hat mir natürlich auch der persönliche zwischenmenschliche Kontakt gefehlt. In Wahrheit lebt auch unser Tun als Mitinhabervertreter davon, dass wir draußen unterwegs sein können. Ich hoffe, dass es eine einmalige Ausnahme war, dass wir im Vorjahr auch die Generalversammlung nur in schriftlicher Form abhalten konnten. Auch wenn die Teilnahme an den Wahlen, Abstimmungen und die Zustimmung zu unserer Zukunftsausrichtung sogar noch besser war als bei früheren Vor-Ort-Versammlungen.