Frequentis AG Hauptsitz
Weltweit voran

Die Wiener Frequentis AG ist in vielen Bereichen rund um die Flugsicherung global führend. Mit KI-Einsatz wird der Vorsprung weiter ausgebaut.

„Der menschliche Faktor bleibt unverzichtbar“

Vom Radiosender aus Trümmern über Flughafen-Funk zum weltweiten Vorreiter bei Sicherheits-KI: Die Firmengeschichte des Wiener „Hidden Champions“ Frequentis AG bleibt hoch spannend. Laut CEO Norbert Haslacher entwickelt sich der Weltmarktführer immer weiter. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine wesentliche Rolle – bei der Frequentis ist sie seit zehn Jahren ein Thema.

Text: Paul Billisich

Die Wiener Frequentis AG ist ein Hidden Champion – weltweit führend in definierten Geschäftsfeldern, einer breiten Öffentlichkeit aber weniger bekannt. Wie viele dieser versteckten Weltmeister hat auch Frequentis einen Gründungsmythos, in dem ein Unternehmer – schneller als andere – einen Mangel erkennt, diesen abdeckt und daraus ein Geschäftsmodell schafft.

Im Fall des Wiener Unternehmens datiert dieser Gründungsmythos in der Nachkriegszeit. Emanuel Strunz, Jahrgang 1911 und Sohn böhmisch-mährischer Einwanderer, beschäftigte sich seit seiner Schulzeit mit Funktechnik. Während des Zweiten Weltkrieges entwickelte er unter anderem einen Peilsender für Heckenschützen. Nach Kriegsende lag Wien in Trümmern. Die vor der Roten Armee fliehenden SS-Verbände hatten die letzten Radiosender gesprengt. Strunz kannte Oskar Czeja, den Gründer der Österreichischen Radio-Verkehrs AG (RAVAG), der Rundfunkgesellschaft, aus der 1953 der ORF werden sollte. Strunz und ein weiterer Radiotechniker, Walther Hamm, gründeten am 1. Juli 1947 die Frequentis Gesellschaft für industrielle Hochfrequenztechnik. Aus den Resten des Senders am Bisamberg errichtete die Firma den Sender „Wien II“ in der Thaliastraße. Diesen vermietete er dann an die RAVAG.

Norbert Haslacher
© Thomas Jantzen

Der Airport als Treiber

Im Lauf der folgenden Jahre erweiterte das Unternehmen Schritt für Schritt das Produktportfolio – Anlagen zur Stahlhärtung, Ultraschalltherapiegeräte, Tabakfeuchtemessgeräte, Radioaktivitätsmessgeräte, Kommunikationssysteme und Sicherungssysteme für Seilbahnen. 1955 bekam die Frequentis den ersten Auftrag für eine Flugsicherungsanlage. Standort der Anlage war Wien-Schwechat. Der ehemalige Militärflughafen sollte zum größten Zivil-Airport Österreichs ausgebaut werden. Damit wurde die Grundlage für die weitere Entwicklung der Frequentis gelegt.

Laut eigenen Angaben ist Frequentis mit Firmensitz in Wien-Favoriten seit 1994 europäischer Marktführer bei Sprachvermittlungssystemen für die Flugsicherung, seit 1998 globale Nummer eins. Führend seien die Systeme der Gruppe heute außerdem im Bereich Luftfahrtinformationsmanagement, bei Nachrichtensystemen für die Luftfahrt sowie bei GSM-R-Dispatcher-Arbeitsplätzen im Eisenbahnbereich. Frequentis hat weltweit rund 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese erwirtschaften einen Konzernumsatz von 386 Millionen Euro (2022).

Emanuel Strunz verkaufte als 75-Jähriger im Jahr 1986 seine Anteile an Frequentis an Hannes Bardach, der drei Jahre vorher zum Geschäftsführer der GmbH bestellt worden war. Der studierte Elektrotechniker Bardach leitete die Frequentis bis 2018. Unter seiner Führung wurde die kleine Wiener Firma zu einem Global Player. Bardach, heute 72, ist mittlerweile Vorsitzender des Aufsichtsrats. Seit dem Wechsel von Mehrheitseigentümer Bardach in das Aufsichtsgremium fungiert Norbert Haslacher als CEO. Unter seiner Unternehmensführung erfolgte im Mai 2019 der Börsengang in Frankfurt und Wien.

Mann arbeitet mit 6 Bildschirmen im Büro
Bildschirme
Seit 25 Jahren ist die Frequentis AG mit Firmensitz in Wien- Favoriten (l.) Weltmarktführer in ihren Geschäftsfeldern.

Die Reise durch Disruptionen

Im Gespräch zur aktuellen Lage des Konzerns betont Vorstandsvorsitzender Haslacher, wie stark Kriege und geopolitische Spannungen bei den Kunden zu einem verstärkten Bewusstsein für sichere Softwarelösungen geführt hätten. „Der Ukraine-Krieg und seine Folgen“, so Norbert Haslacher, „haben ein Risiko für unsere Lieferketten dargestellt, das wir durch ausreichende Vorräte gut abfangen konnten.“ Das Thema Klimaschutz habe den Konzern dazu angespornt, mit Akquisitionen Produkte zu integrieren, die zur Reduktion von CO2 im Luftverkehr beitragen – etwa eine Planungssoftware, die die Anzahl von Stopps und Gos am Flughafen reduziere, oder eine Software, die den Anflug von Flugzeugen optimiert. „Heathrow hat die Lösung im Einsatz und spart mit nur einem Tool rund 80.000 Tonnen C02 pro Jahr“, so Haslacher.

Doch Frequentis habe auch eine disruptive Entwicklung hinter sich, so Haslacher weiter: „Den Übergang von einem Hardware-zentrierten zu einem Software-zentrierten Geschäftsmodell – Frequentis ist Systemintegrator, der die eigene Software und teilweise auch die eigene Hardware in die bestehenden sicherheitskritischen Software- und Hardware-Umgebungen der Kunden einbindet. Wir befinden uns derzeit auf dieser Reise, die je nach Markt und Kundenstruktur einige Jahre dauern wird.“

KI wird in Zukunft eine noch größere Rolle bei Frequentis spielen, da „wir ständig nach neuen Möglichkeiten suchen, unsere Systeme zu optimieren, zu erweitern und zu innovieren“, so Haslacher. Schon vor einem Jahrzehnt habe man mit KI-Forschungsprojekten begonnen – beispielsweise um Pilotenbriefings zu verbessern oder bei der Transkription von gesprochenem Text für Fluglotsen.

CEO Haslacher sagt dazu: „Der menschliche Faktor bleibt jedoch unverzichtbar. Das Level der Automatisierung können immer noch wir festlegen und somit auch, dass die Entscheidungsfindung weiterhin beim Menschen liegt. Die Zukunft der Sicherheit wird eine Kombination aus KI und menschlichem Fachwissen sein, um die Sicherheit auf globaler Ebene zu gewährleisten.“ 

20 Jahre Möglichmacher in Wien

• Die Raiffeisenlandesbank OÖ betreut in Wien und um Umgebung rund 1.000 Unternehmen mit einem Geschäftsvolumen von ca. 8 Milliarden Euro.

• Die Firmenkunden in Wien werden seit mittlerweile 20 Jahren vom OberÖsterreich Haus in der Operngasse aus begleitet.

• Das Portfolio reicht von Kreditfinanzierung, Veranlagungen bis hin zu Förderungen, Exportfinanzierungen, Unternehmensnachfolgen oder Kurs- und Zinsabsicherungen, aber auch Eigenkapitalinstrumenten.