Warum wir uns Geschichten erzählen
Am 20. März ist Weltgeschichtentag. Seit 2004 wird weltweit das mündliche Erzählen von Geschichten gefeiert. Menschen kommen an diesem Tag zusammen und erzählen oder lauschen Geschichten in unterschiedlichen Sprachen, aus unterschiedlichen Ländern. Seinen Ursprung hat dieser Tag in Schweden. Doch warum erzählen wir uns eigentlich Geschichten?
GESCHICHTEN SIND ÜBERLEBENSWICHTIG
Das klingt ein bisschen übertrieben, findest du? Nun, vielleicht, aber überleg mal: Hätten uns unsere Vorfahren niemals von ihren Erlebnissen und Erfahrungen erzählt, würde es uns möglicherweise gar nicht mehr geben. Denn durch das Erzählen von Geschichten wurde von Generation zu Generation über viele, viele Jahrtausende hinweg Wissen weitergegeben.
Natürlich war da auch so mancher Blödsinn dabei. Aber auch unheimlich viel Wichtiges, das den Menschen half, zu überleben und dazuzulernen. Geschichten werden also erzählt, um Informationen weiterzugeben.
GEHIRN ARBEITET AUF HOCHTOUREN
Wenn du einer Geschichte lauschst, arbeitet dein Gehirn auf Hochtouren. Große Teile deines Gehirns werden aktiv, viel mehr, als du eigentlich zum Verstehen der Wörter brauchst. Werden in der Geschichte z. B. Gerüche oder Schmerzen beschrieben, arbeiten in deinem Gehirn genau die Bereiche, die dann aktiv werden, wenn du diese Gerüche oder Schmerzen selbst erlebst. Sogar dein Erinnerungszentrum beginnt zu arbeiten, wenn dir bei den Personen in der Geschichte Ähnlichkeiten mit dir selbst einfallen.
Insgesamt 6 verschiedene Hirnregionen sind beschäftigt, wenn du eine Geschichte hörst. Ganz anders ist das bei Sachinformationen. Hier arbeiten nur 2 Bereiche: die zum Verstehen der Wörter und des Inhalts. Man kann also sagen, dass Geschichten erzählt werden, damit wir uns etwas sehr gut merken können.
FÜHLST DU DAS AUCh
Was Geschichten so besonders macht, sind wohl die vielen Gefühle, die wir beim Zuhören empfinden können. Egal ob traurig, angespannt, aufgeregt, glücklich, fröhlich: Alles ist möglich. Wir hören die Geschichte nicht nur, wir fühlen sie auch. Wenn du also eine Geschichte hörst, bist du nicht nur dabei, sondern du steckst mittendrin.
Du erlebst gleichsam, was die Personenin der Geschichte erleben. Das bewirkt in deinem Körper ganz viel. Es kann sogar sein, dass dein Herz wild zu klopfen anfängt, du zu schwitzen oder zu weinen beginnst. Die Gefühle, die wir empfinden, und die Erfahrungen, die wir beim Hören einer Geschichte machen, sind ganz wichtig, damit aus uns empathische Menschen werden. Was das heißt, fragst du dich jetzt vielleicht.
Empathisch bist du dann, wenn du die Gefühle anderer Menschen erkennst und dich in sie hineinfühlen kannst. Wenn z. B. ein Freund von dir weint, weil er gestürzt ist, dann kannst du dich in seine Schmerzen hineinfühlen und wirst ihn trösten. Diese Eigenschaft brauchen wir Menschen, damit wir wissen, wie es jemandem geht, was er braucht, wie wir helfen können.
Stell dir vor, du würdest in einer Welt leben, in der niemand darauf Rücksicht nehmen würde, wie sich der andere gerade fühlt. Das wäre ganz schön schlimm, oder? Geschichten werden also erzählt, damit wir lernen, einfühlsam zu sein und aufeinander Rücksicht zu nehmen.