13.07.2022 - Betriebliche Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Unternehmertum
Fünf aktuelle Trends der Nachhaltigkeitsbewertung sowie globale Entwicklungen in punkto Menschenrechte und Klimaschutz.
Von Florian Leregger
Unsere Gesellschaft begegnet heutzutage vielschichtigen Herausforderungen. Wir spüren Klimakrise, Coronavirus-Pandemie sowie kriegerische Auseinandersetzungen und deren disruptive Folgen auf Absatzmärkte, Lieferketten und Geschäftsmodelle. Zudem bringt der digitale Wandel Veränderungen für sämtliche Branchen mit sich. Neue übergeordnete Rahmenbedingungen wie etwa der European Green Deal mitsamt EU-Taxonomie oder die Sustainable Development Goals als Orientierungsrahmen für nachhaltige Entwicklung bringen neue Dynamik in Wirtschaft und Industrie.
Aber auch Werte und Bedürfnisse von Stakeholder wie etwa KundInnen und LieferantInnen ändern sich. Gesellschaftlicher Mehrwert eines Unternehmens sowie Prinzipien der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit werden zunehmend wichtiger. Demnach sind Unternehmen aufgerufen, adäquat darauf zu reagieren bzw. federführend als Pionier voranzugehen. Hier sind unterschiedliche Intentionen zu erkennen wie etwa pragmatische Aspekte aus dem Risikomanagement heraus oder basierend auf der Überzeugung von Führungskräften, die sozial-ökologische Verantwortung des eigenen Unternehmens ernst zu nehmen.
5 Trends der Nachhaltigkeitsbewertung
Als Teilnehmer der IUFE-Fachtagung 2022 "Wirtschaft und Entwicklung: Innovation und Nachhaltigkeit in Österreich und der Welt" ist mir der Vortrag von Sigrid Koloo (Unternehmensberaterin/Start-Up Coach) in Erinnerung geblieben. Sie berichtete von fünf aktuellen Trends der Nachhaltigkeitsbewertung:
- Integration von Nachhaltigkeit ins Unternehmen
- Zunehmende Wirkungsorientierung von Unternehmen (Impact)
- Positive unternehmerische Beiträge für die Gesellschaft (Contribution)
- Steigender Anspruch an die Einbindung von Stakeholder wie etwa LieferantInnen oder KundInnen
- Zunehmende Verpflichtung zur Berichterstattung (Reporting)
Sigrid Koloo ist Teil des Projektteams von mitwirken.at, welches aktuell an der Entwicklung eines neuen Nachhaltigkeits-Index sowie an einer Plattform zur Bewertung und Erkennung von nachhaltigen Unternehmen arbeitet. Weiterführende Details dazu sind in ihren Vortragsunterlagen sowie in einer Podcast-Hörsendung der IUFE mit Sigrid Koloo nachzuhören.
Verantwortungsvolle Unternehmensführung im Sinne des UN Global Compact (UNGC)
Und noch ein Vortrag ist mir in Erinnerung geblieben. Bei der IUFE-Fachtagung 2022 widmete sich Stefanie Weniger (Head of Global Compact Network Austria) den 10 Prinzipien des UNGC und den Zusammenhängen mit den 17 Sustainable Development Goals. Sie zeigte globale unternehmerische Trends in punkto Menschenrechte sowie Umwelt- und Klimaschutz auf – beispielsweise:
- Zunehmender Druck von Stakeholder auf Unternehmen, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen
- Entwicklung von „soft law zu hard law“ und damit einhergehende Handlungsnotwendigkeiten für Unternehmen
- Zunahme an gerichtlichen und außergerichtlichen Verfahren bei menschenrechtlichen und ökologischen Verstößen durch Unternehmen
Bei einer Umfrage von UN Global Compact mit rund 1.230 CEOs aus 113 Ländern und 21 Branchen sei herauszulesen, dass die Ausweitung der Nachhaltigkeitsstrategie auf die gesamte Lieferkette als größte Hürde bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als USD 25 Mio. wahrgenommen wird. Hier bestehe offenbar eine Lücke zwischen formulierten Anforderungen und tatsächlicher Umsetzung. Zudem verspüren CEOs im globalen Süden aufgrund der Coronavirus-Pandemie Rückschläge bei ihren betrieblichen Nachhaltigkeitsbestrebungen. Weiterführende Details dazu sind in ihren Vortragsunterlagen (hier) sowie in einer Podcast-Hörsendung des IUFE mit Stefanie Weniger (hier) nachzuhören.