12.04.2021 - Was ist der Strommix der Zukunft?

Von Victoria Teufel

Stromtrasse - Stromleitungen im Abendhimmel
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Ambioniertes Ziel #mission2030

In der #mission2030, der österreichischen Klima- und Energiestrategie, bekennt sich Österreich dazu, sich bis 2030 national bilanziell mit 100% Strom aus erneuerbaren Quellen zu versorgen. Aktuell werden rund 70% des Stromes aus erneuerbaren Energien gewonnen. Mit diesem Anteil hat Österreich den höchsten Teil an erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in der Europäischen Union. Der hohe Anteil an erneuerbarer Energie liegt nicht zuletzt auch an der topographischen Lage Österreichs, welche ideal für die Energiequellen Wasserkraft und biogene Brenn- und Treibstoffe ist. Gemeinsam decken die beiden Quellen rund 72% des Stromes aus erneuerbaren Quellen ab. Doch welche Schritte müssen unternommen werden, um das ambitionierte Ziel der #mission2030 erreichen zu können?

Um den Strombedarf ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen decken zu können, muss zuallererst der Ausbau der Produktion von Strom aus erneuerbaren Energiequellen forciert werden. Laut Regierungsprogramm soll bis 2030 die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien um insgesamt 27 TWh ausgebaut werden. Der Ausbau soll 11 TWh Photovoltaik, 10 TWh Wind, 5 TWh Wasserkraft und 1 TWh Biomasse umfassen. Es soll zudem der Ausbau der erneuerbaren Energie im Wärmemarkt verstärkt werden, um so die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdgas zu vermindern. Besonders wichtig im Wärmesektor ist der Ausbau von Solarthermie, Biomasse und Umgebungswärme. Wichtig sind weiters innovative Speichersysteme, um die produzierte Energie auch nach Bedarf verwenden zu können.

Ein hoher Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen birgt jedoch auch Herausforderungen für die vorhandene Energieinfrastruktur. So muss, um eine Versorgungssicherheit gewährleisten zu können, auch die nötige Netzstabilität vorhanden sein. Die stellenweise Unplanbarkeit der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft oder Sonnenkraft stellt das aktuelle Stromnetz vor diverse Schwierigkeiten. So müssen bei einem hohen Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien die Erzeugungsanlagen und die Netze aufeinander abgestimmt werden, um die Herausforderungen meistern zu können. Weiters müssen ausreichend Systeme für Ausgleichs- und Regelenergie vorhanden sein, welche zur Stabilisierung des Netzbetriebs notwendig sind. Diese Ausgleichs- und Regelenergie wird jedoch bei der Berechnung der Stromversorgung aus 100% erneuerbaren Energiequellen nicht berücksichtigt.

Neben dem Ausbau und der Netzstabilität ist auch die steigende Energieeffizienz essenziell, um die Ziele der #mission2030 zu erreichen. Das „Clean Energy“ Paket der Europäischen Kommission sieht eine Energieeffizienzsteigerung um 30% vor. Österreich hat es sich zum Ziel gemacht, die Primärenergieintensität, also das Verhältnis des Primärenergieverbrauchs zu Bruttoinlandsprodukt, bis 2030 um 25-30% zu senken. Die Berechnung aufgrund des Bruttoinlandsprodukts wurde gewählt, um so weiterhin ein Wirtschaftswachstum, besonders im industriellen Bereich, vorantreiben zu können. Energieeffizienz soll besonders durch neue, ressourcenschonende Technologien geschaffen werden. Um den Umstieg auf 100% erneuerbare Energie möglich zu machen, muss es jedoch zu einer deutlichen Senkung des Energieverbrauchs in allen Bereichen kommen. Ein Reduktionsziel ist in der Klima- und Energiestrategie jedoch nicht definiert.

Neben diversen Herausforderungen bietet der Umstieg auch Chancen für den Arbeitsmarkt. Für Forschung und Innovation werden qualifizierte Fachkräfte benötigt, um die Energiewende nachhaltig und erfolgreich zu meistern. Dementsprechend muss in die erforderliche Ausbildung investiert werden, um qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung zu haben.
 

Autorin: Victoria Teufel, ÖSSFÖ