11.01.2022 - SDGs realisieren - Lebensqualität in Gemeinden erhöhen

Verschiedenste kommunale SDG-Anwendungsmöglichkeiten, aktuelle SWOT-Analyse sowie neuartiger Online-Lehrgang "Zert. SDG-Koordinator/In". Von Florian Leregger

Nachhaltig vs. kurzfristig

Kommunen spielen eine zentrale Rolle, um die Lebensqualität vor Ort abzusichern und zu verbessern. Einer zukunftsfähigen und umsichtigen Raumentwicklung kommt dabei hohe Bedeutung zu. Genau darüber durfte ich mich am 6. Dezember 2021 als Podiumsdiskutant bei der Veranstaltung "Perspektiven zukunftsfähiger Raumentwicklung mit der Agenda 2030" unterhalten. Mit zahlreichen Fachleuten für Raumplanung und Regionalentwicklung wurden aktuelle Herausforderungen und geltende Grundsätze in Österreich beleuchtet. Bei den Lösungsansätzen dürfen die Sustainable Development Goals (SDGs) nicht fehlen!

Viele Kommunen zeigen bereits Engagement in punkto Nachhaltigkeit. Selbst wenn diese Maßnahmen positiv zur SDG-Zielerreichung beitragen, werden sie bis dato oftmals nicht explizit mit der Agenda 2030 bzw. mit den 17 SDGs verknüpft. Das erkennt auch das aktuell geltende österreichische Raumentwicklungskonzept (ÖREK 2030) der ÖROK an. Darin wird den SDGs in einem eigenen Kapitel Stellenwert zugeschrieben. Energiewende, leistbares Wohnen, Klimaneutralität, Digitalisierung sowie Reduktion der Flächeninanspruchnahme sind prioritäre Handlungspunkte im ÖREK 2030. 

 

SWOT-Analyse: Kommunale SDG-Umsetzung in Niederösterreich

Als Geschäftsführer des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) beschäftige ich mich mit meinem Team seit geraumer Zeit mit Potentialen und Herausforderungen der SDG-Umsetzung in Städten und Gemeinden. Vor kurzem haben wir das Projekt "Kommunale SDG-Umsetzung in Niederösterreich" abgeschlossen. Die Projektergebnisse beinhalten unter anderem auch eine SWOT-Analyse. Sechs Kommunalpolitiker/innen haben wir befragt, inwiefern sie die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der SDGs für ihre jeweilige Heimatgemeinde einschätzen. Eine der vielen Erkenntnisse ist, dass die 17 SDGs für eine ganzheitliche, weitsichtige und nachhaltige kommunale Entwicklung herangezogen werden können. Sie können dafür als hervorragende Orientierung dienen. Für die tatsächliche Realisierung einzelner SDGs ist es wichtig, dass die Bekanntheit bei politischen Entscheidungsträger/innen und in der Bevölkerung erhöht werden sollte. Es braucht möglichst viele Akteur/innen, so auch Unternehmer/innen und wichtige Multiplikator/innen in Regionen. Ein niederschwelliger Zugang ist hier von Vorteil. Das kann etwa mithilfe von Jugend-Workshops, Informationstafeln im Rathaus, Flashmobs im Ortszentrum oder der Sichtbarkeit am örtlichen Fußballplatz geschehen.

 

Online-Lehrgang "Zert. SDG-Koordinator/in" für eine zukunftsweisende Regionalentwicklung 

Seit kurzem gibt es den Online-Lehrgang „Zertifizierte/r SDG-Koordinator/in“ für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung in der Futureseeds Academy. Als Dozent darf ich an der Gestaltung dieses neuartigen Lehrgangs mitwirken. Vor diesem Hintergrund möchte ich hier einen wesentlichen Punkt festhalten. Je nach Bedürfnissen in den Kommunen und örtlichen Gegebenheiten gibt es die unterschiedlichsten SDG-Anwendungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen: Bewusstseinsbildung, Bestandsaufnahme (Mapping), einzelne Projekte und Maßnahmen, Bürger/innen-Beteiligung, die strategische Verankerung im örtlichen Entwicklungskonzept sowie das Budgeting, also die wirkungsorientierte Verschränkung der kommunalen Finanzen mit den SDGs. 

 

Tool "SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte"

Und noch eine Möglichkeit, um die SDGs in praktische Anwendung zu bringen, gibt es aus meiner Sicht. Das IUFE entwickelte gemeinsam mit dem Ökosozialen Forum Wien und dem KDZ-Zentrum für Verwaltungsforschung den sogenannten "SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte". Ein konkretes Projekt steht dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen – beispielsweise die Neugestaltung des Hauptplatzes, Anschaffung eines neuen Gemeindefahrzeugs oder die Errichtung eines öffentlichen Kindergartens. Mit Ja/Nein-Fragen in den 17 SDG-Handlungsbereichen ist eine niederschwellige Analyse in jeder Stadt und Gemeinde möglich. Mit der Beantwortung dieser selbst formulierten Fragen kann eine ganzheitliche Betrachtung eines Projektes ermöglicht werden. Auch mögliche blinde Flecken und teure Folgekosten können erkannt und vermieden werden. Zudem werden höchstwahrscheinlich Ziel- und Interessenskonflikte auftreten. Diese gilt es möglichst gemeinschaftlich zu diskutieren und zu lösen. So kann eine ganzheitliche, weitsichtige und nachhaltige kommunale Entwicklung realisiert werden. 

 

Quellen und weiterführende Informationen

Anwendungstool "SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte" von KDZ-Zentrum für Verwaltungsforschung, Ökosoziales Forum Wien und Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE): hier

IUFE-Initiative "Agenda 2030 und SDGs in Gemeinden": hier

IUFE-Projekt "Kommunale SDG-Umsetzung in Niederösterreich": hier

Online-Lehrgang "Zert. SDG-Koordinatorin" für eine zukunftsweisende Regionalentwicklung in der Futureseeds Academy: hier

Österreichisches Raumentwicklungskonzept 2030 (ÖREK): hier

Veranstaltungsnachlese „Perspektiven zukunftsfähiger Raumentwicklung mit der Agenda 2030“ vom 6. Dezember 2021: hier