28.10.2021 - "Nachhaltigkeit ist Riesenchance"

Der Konjunkturaufschwung 2021/22 wird für starke Wachstumsraten auch bei den börsenotierten Unternehmen sorgen. Die Stimmung in den Management-Etagen ist trotz einiger Wolken am Konjunkturhimmel nach wie vor überwiegend zuversichtlich.

Risikovorstand RBI
© RZ/Christian Lovrinovic
Hannes Mösenbacher: "Wir sind absolut im richtigen ökonomischen Umfeld.“

Freundliche Großwetterlage

Der starke Konjunkturaufschwung in Österreich, aber auch in Ost- und Zentraleuropa war heuer auch auf der erneut digital abgehaltenen traditionellen Gewinn-Messe zu spüren. Auch wenn einige Wolken wie steigende Inflation und Lieferengpässe am doch unerwartet stark strahlenden Konjunkturhimmel bemerkbar sind - die überwiegend freundliche Großwetterlage dürfte sich auch im kommenden Jahr fortsetzen, lautet der Tenor aus dem Management. "Die Wirtschaft hat ein sehr starkes Momentum, bei der viele Börsen eine tolle Performance zeigen", freut sich Hannes Mösenbacher, Risikovorstand der Raiffeisen Bank International (RBI), über das aktuell positive Umfeld. Auch die RBI spüre deutlich den Konjunkturaufschwung. "Wir haben eine CET1-Ratio von über 13 Prozent, wir verdienen gut und wir haben auch entsprechende Vertiefungen durchgeführt", sagt der RBI-Vorstand. Außerdem gebe es derzeit kaum Kreditausfälle. Zudem habe Moody's vor kurzem das langfristige RBI-Rating von A3 auf A2 angehoben. Deren Einschätzung fasst der RBI-Vorstand so zusammen: Die RBI wisse, wie man politische und ökonomische Risiken manage. Insgesamt habe die Corona-Krise nicht so tiefe Spuren hinterlassen wie anfangs noch befürchtet, so Mösenbacher. Die RBI sei mit ihrer Ausrichtung auf Zentral- und Osteuropa "absolut im richtigen ökonomische Umfeld". Die Region erwarte Zuwachsraten von 6 bis 7 Prozent. Zudem haben die Notenbanken in Tschechien, Ungarn und Russland als Reaktion auf die Inflationsraten ihre Zinsen angehoben. "Allein von dieser Seite betrachtet, zeigt sich, dass wir richtig aufgestellt sind", strich der RBI-Vorstand hervor. Große Wachstumsmöglichkeiten biete vor allem der wichtigste RBI-Markt Russland, wenn auch die Bedeutung des Marktes für die RBI mit einem Anteil von rund 25 Prozent am Gesamtkapital schon einmal höher war.

Die Ostexpansion war eine historische Chance, die gut genutzt wurde. Nun komme mit dem Thema Nachhaltigkeit wieder eine Riesenherausforderung auf die Banken zu. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dies eine Riesenchance in vergleichbarer Dimension ist", so Mösenbacher. Und auch für das kommende Jahr ist der Risikomanager angesichts der nach oben geschossenen Sparquote optimistisch. Bei der Krisenbewältigung haben die Banken als Blutkreislauf der Wirtschaft eine besondere Rolle. "Die Corona-Krise war eine gute Möglichkeit zu demonstrieren, dass man nicht nur in guten, sondern auch in herausfordernden Zeiten an der Seite der Kunden ist", sagte Mösenbacher. Viele Unternehmen hätten sich zu Beginn der Krise um ihre Liquidität gesorgt. Die Nachfrage war extrem, oft wurden Kreditrahmen parallel zu Guthaben auf den Konten ausgenutzt.

Nach der Ende September ausgelaufenen aufsichtsrechtlichen Empfehlung, keine Dividenden auszuschütten, will die RBI nun davon Gebrauch machen und die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 nachtragen. Bei einer außerordentlichen RBI-Hauptversammlung am 10. November soll eine Ausschüttung von 75 Cent je Aktie beschlossen werden.
 

Finanzströme entscheiden Green Deal

Uniqa-CEO Andreas Brandstetter kritisierte die fest einbetonierte ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die er als weiter perpetuiert ansieht: "Das ist eine große Bürde, die wir unserer Jugend aufbürden. Eines Tages muss irgendjemand die Schulden auch zurückzahlen." Darüber hinaus braue sich rund um Inflation und Geldentwertung "ein bitter schmeckender Cocktail" zusammen. Beim zentralen EU-Megaprojekt Green Deal werde Europas Versicherungswirtschaft mit ihren 11 Billionen Euro an Assets under Management bei der Umsetzung relevant sein. "Es ist entscheidend, wohin diese Finanzströme gelenkt werden. Die Versicherungswirtschaft ist bereit, diesen Green Deal sehr aktiv zu unterstützen", so Brandstetter. Dazu brauche es unter anderem klare rechtliche Vorgaben, was wirklich grün ist. Zuversichtlich gab sich Brandstetter über den Geschäftsverlauf der Uniqa. Angesichts des guten ersten Halbjahres habe man - trotz der Unwetter im Sommer - im Juli den EGT-Ausblick für das Gesamtjahr 2021 von rund 290 Mio. Euro auf 330 bis 350 Mio. Euro angehoben. Auch auf einem reifen Markt wie Österreich sei Wachstum möglich, im Bereich Schaden/Unfall, aber auch in der privaten Krankenversicherung, bei der Uniqa mit über 40 Prozent Anteil der Marktführer ist. Auch die Sparte Leben könne durchaus ein Revival erleben, etwa bei Fondspolizzen.

Nächstes Jahr will der Versicherer wieder auf ein höheres Dividenden-Niveau zurückkehren. Für die letzten beiden Jahre waren je 18 Cent je Aktie ausgeschüttet worden, davor 53 Cent je Aktie für 2018 und 51 Cent für 2017.
 

Industrie vor vielfältigen Herausforderungen

Mit gänzlich anderen Herausforderungen sieht sich derzeit die Industrie konfrontiert. Voestalpine-Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner sieht die Schwierigkeiten in der Autoindustrie in wenigen Monaten überwunden. Der Motor stottere heuer noch - kommendes Jahr wird dieser derzeit durch Chip-Mangel ausgebremste Sektor aber wieder florieren. Abgesehen von der Autoindustrie funktioniere die Nachfrage bei der Voestalpine in fast allen Kundensegmenten. Auch in den nächsten zwei Jahren werde die Entwicklung wegen der Nachholeffekte, die es geben müsse und auch geben werde, gut sein, das würden alle internationalen Wirtschaftsforscher sagen, so Eibensteiner. Mit den in den Konzern hereinkommenden Rohstoffen habe man ebenso wenig Probleme gehabt wie bei den Lieferungen an die eigenen Kunden. Wegen der guten Nachfrage sehe man jedoch Rohstoff- und Energiepreise, die zum Teil sogar Rekordniveau erreichen würden. Zum Teil würden gegenläufige Effekte aber auch für einen Ausgleich sorgen. So habe sich wegen der stärkeren Konzentration Chinas auf den eigenen Binnenmarkt der Eisenerzpreis von über 200 Dollar pro Tonne auf 130 Dollar (112 Euro) verringert, dafür habe sich Kohle, die China stärker nachfrage, von 140 auf über 300 Dollar verteuert - "Wir müssen damit leben", erklärte Eibensteiner.

Auch Amag-CEO Gerald Mayer sieht eine starke Nachfrage nach Aluminium auch für die nächsten Jahre und rechnet mit einem Wachstum von 5 Prozent jährlich. "Wir haben eine enorme Preisentwicklung. Aktuell sind wir bei 3.100 US-Dollar pro Tonne und kommen von deutlich niedrigeren Werten unter 2000 Dollar. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren", so Mayer. Das habe im Halbjahr zu einem Rekordergebnis der Amag geführt. Dazu sei die finanzielle Lage in Summe sehr stabil, hohe liquide Mittel und ein hohes Eigenkapital. "Für unser Langfristgeschäft sind wir sehr gut aufgestellt", so Mayer. In allen Branchen, die wir beliefern, sehen wir einen hohen Bedarf, selbst die Luftfahrt beginnt sich zu erholen und wieder zu steigen. "Da ist Licht am Ende des Tunnels." Große Unsicherheiten sehe man aber bei Vormaterialkosten und bestimmten Metalllegierungen. Insgesamt sei die Situation aber noch nicht ganz stabil. Deshalb schaue man schon gespannt auf die nächsten Monate. In Summe sei der Ausblick auf das heurige Jahr aber ein guter.

Quelle: Raiffeisenzeitung: Text: Christian Lovrinovic
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