24.02.2021 - Leerstand vermeiden

Diskussion über Leerstände und deren Nutzungsmöglichkeiten

Zu vermieten  - Symbolfoto Leerstand
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Umnutzung von Plätzen und Gebäuden

Am 14. Jänner 2021 veranstaltete das Ökosoziale Studierendenforum einen Vortrag über Leerstand und seine Nutzungsmöglichkeiten, im Anschluss gab es eine Diskussion mit den geladenen Expert*innen; Daniel Glaser von der MA50 Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten sowie Thomas Kerekes von den Kreativen Räumen, Andrea Jany von der Karl-Franzens-Universität Graz und Dorian Mast von Connected Spaces. Sie alle haben uns die Thematik des Leerstandes nähergebracht und uns diese anschaulich präsentiert. Sie selbst meinten, dass Städte als auch ländliche Regionen einem ständigen Wandel unterworfen sind. In Städten ist es die Urbanisierung und in ländlichen Regionen ist es die Absiedelung. In Bezug auf den steigenden Ressourcenverbrauch wird die Suche nach kreativen Lösungen zur Nachverdichtung der Städte wichtiger und genau hierbei stößt man auf Leerstand. Die Nutzungsmöglichkeiten von Leerstand spielen heutzutage in der Stadt- und Regionalentwicklung eine wichtige Rolle.

Die Stadt kann sich jedoch durch Umnutzungen von Plätzen und Gebäuden ressourcenschonend erneuern. Der Bestand soll für neue Entwicklungen und Lebensstile zur Verfügung stehen. Die Problematik ist jene, dass man beispielsweise Bürogebäude nicht einfach als Wohngebäude umstrukturieren darf. Gebäude sind immer einem bestimmten Zweck gewidmet. Das gleiche gilt auch für Gewerbeimmobilien, denn diese dürfen nicht einfach für kulturelle Zwecke genutzt werden. Der Prozess einer Umwidmung ist immer äußerst kompliziert und bedarf einer Genehmigung. In den meisten Fällen werden dadurch Neubauten bevorzugt. Natürlich verdienen Bauunternehmer*innen und Investor*innen durch Neubauten wesentlich mehr als durch eine Immobilie, die umgestaltet wird. Durch die vielen Neubauten befähigt man somit die Gentrifizierung eines Stadtgebiets. Das bedeutet, dass Einkommensschwache in der Gesellschaft aufgrund von steigenden Mietpreisen eines Bezirks verdrängt werden.

Es gibt verschiedene Ursachen weshalb Bürogebäude, Wohnungen und sogar Bildungseinrichtungen in Städten aber auch in ländlichen Regionen leer stehen. Am Land und in Kleinstädten ist es der Wegfall von Arbeitsplätzen und die Abwanderung der Bevölkerung. Innenstädte verlieren die Belebung des Ortskerns, weil Gewerbegebiete am Stadtrand gebaut werden, auch der Onlinehandel boomt und fördert Leerstand in Stadtzentren.

Ein weiteres Problem bezüglich Leerstand ist, dass es darüber keine Datenerhebung in Österreich gibt. Mithilfe des Melderegisters ist nur eine Teilerhebung möglich. Darüber lässt sich sehr diskutieren, denn es gibt keine Anlaufstelle für Leerstand und seine verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten. Einen Teil an Leerstandsdaten besitzen die jeweiligen Gebietsbetreuungen und die zuständigen Magistrate, aber eine einheitliche Anlaufstelle für die Thematik Leerstand gibt es nicht.

Die Stadt Wien erhob 2015 rund 10.000 leerstehende Wohnungen. Eigentümer*innen in Österreich müssen keine Kosten tragen, wenn das Objekt ungenutzt stehen gelassen wird, da Betriebskosten von Leerstand steuerlich absetzbar sind. Das heißt ganz einfach, dass Leerstand zu billig ist.

Es gibt viele Beispiele von Städten, die mit dem Thema „Leerstand vermeiden“ besser umgehen als Österreich. In Amsterdam darf eine Wohnung höchstens ein Jahr leer stehen. In Zürich gibt es sogar eine Besetzungslegalisierung. In Amsterdam werden Erhebungen zu Leerstand mithilfe der Meldepflicht von Eigentümer*innen erhoben und öffentlich zugänglich gemacht. Besitzer*innen müssen in den Niederlanden einen Leerstand binnen sechs Monaten melden, ansonsten droht eine Verwaltungsstrafe. Basel und Berlin sind berühmt für ihr Leerstandsmanagement, was Zwischennutzungen anbelangt für den sozialen und kreativen Sektor. All diese Städte haben zum Teil Gesetzesentwürfe erarbeitet, um Leerstand zu vermeiden.

Um auf die Situation in Österreich zurückzukommen, ist dennoch zu sagen, dass es viele Akteur*innen in Österreich gibt, sowie in den einzelnen Bundesländern, die sich sehr mit dem Thema des Leerstands beschäftigen. Andrea Jany von der Karl-Franzens-Universität Graz gemeinsam mit Daniel Glaser von der MA50 Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle in wohnrechtlichen Angelegenheiten Wien gaben uns Einblicke bezüglich Leerstand und Wohnen. Jany stellte ihr Forschungsgebiet Knittelfeld in der Steiermark vor. Die Kleinstadt versucht Leerstände zu fördern und versucht bewusst, Neubauten zu verringern. Als Lösung gegen Leerstand wird sehr oft von Leerstandssteuern geredet. Dies kann aber nur durch die Politik umgesetzt werden. Andere wiederum sprechen von einer Änderung im Mietrecht selbst. Eine richtige Antwort auf eine Lösungsstrategie gibt es in Österreich bis dato nicht. Die Kreativen Räume Wien mit Thomas Kerekes geben Beratungen für Zwischennutzungen von Leerstand. Sie gehören zu keinem Immobilienmarklern, sondern fördern kulturelle und soziale Angelegenheiten und bringen sie in einem Raum zusammen. Eine junge und noch etwas unbekannte Gruppe an jungen Student*innen hat die Plattform Connected Spaces gegründet. Sie versuchen den Immobilienleerstand mit der Kreativszene zu vernetzen und sind genau wie die Kreativen Räume in Wien eher für das Gewerbe zuständig. Wie man sieht, tut sich einiges in diesem Bereich und man darf gespannt bleiben, ob bzw. wann die Thematik von Leerstand mehr Gehör in der Politik findet und es zu konkreten Lösungen kommt.

Autorin: Maria Grünanger, ÖSSFO