15.02.2021 - Agenda 2030: Zielkonflikte in den SDGs

Nachhaltige Entwicklung ist komplex. Themen-, Handlungs- und Gesellschaftsbereiche sind umfangreich zu berücksichtigen. Es bestehen unterschiedliche Interessen. Häufig kommt es zu Zielkonflikten und Widerständen. So auch im SDG-Umsetzungsprozess. Nichtsdestotrotz liegt in den Zielkonflikten entscheidendes transformatives Potential. 

Agenda 2030
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Das WAS ist klar. Das WIE jedoch weniger

Die 17 SDGs mit ihren 169 Unterzielen erfüllen den Begriff der Nachhaltigkeit mit Leben. Wir finden darin eine Vielzahl an ambitionierten und lobenswerten Zielvorgaben. Was also erreicht werden soll, ist klar. Darauf haben sich die 193 unterstützenden Staaten im Jahr 2015 geeinigt. Jedoch die Realisierung, also wie die Ziele erreicht werden sollen, ist vielerorts weniger klar. Neben mangelndem Verantwortungsbewusstsein für die SDG-Umsetzung ist eine geringe Problemerkenntnis in manchen Bereichen ein Thema. Und da wären auch noch die Zielkonflikte zwischen einzelnen SDGs. Sie lassen eine Realisierung nachhaltiger Entwicklung oftmals schier unmöglich erscheinen. Unmöglichkeit muss aber nicht sein. 
 

Lösungsorientierter Umgang mit Zielkonflikten ist entscheidend

Die Agenda 2030 birgt enorme Komplexität in sich. Dies ist Chance und Herausforderung zugleich. In einem derartig umfangreichen, vielfältigen und zusammenhängenden Zielsystem existieren naturgemäß auch Zielkonflikte. Es wäre doch illusorisch zu denken, dass es keine gäbe. Denken wir beispielsweise an SDG 8 "Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum" und SDG 13 "Klimaschutz". Ganz spontan kommt vielen von uns vermutlich der Gedanke: Wie soll denn das zusammen gehen? Entscheidend ist jedoch, wie wir mit den Zielkonflikten umgehen - egal ob als Gemeinde, Bundesministerium, Unternehmen, Nichtregierungsorganisation oder Forschungseinrichtung.  
 

Transformatives Potential in Zielkonflikten

Zum Teil werden die den SDGs inhärenten Zielkonflikte negativ gewertet oder stoßen gar auf Ablehnung. Allerdings liegt bei näherer Betrachtung gerade in den Zielkonflikten und der ernsthaften Auseinandersetzung mit diesen eine besondere Chance. Hier steckt womöglich das echte transformative Potential der SDGs. 
 

Neue Fragen und Perspektiven. Neue Ideen und Innovation

"Diese Auseinandersetzung regt an, neue Fragen zu stellen, zu kooperieren, neue Perspektiven einzunehmen, gemeinsam an inter- sowie transdisziplinären Ideen und Lösungen zu arbeiten sowie innovative und unkonventionelle Entwicklungen zu forcieren. Gerade anhand von Zielkonflikten kommt man bei den Herausforderungen und Problemstellungen rund um nachhaltige Entwicklung rasch zu den unterschiedlichen Interessen und den auszuhandelnden Fragen, für die es anschließend im Dialog und durch Kooperation die jeweiligen Lösungen zu entwickeln gilt. Die Wahrnehmung und das Sichtbarmachen von Zielkonflikten als Chance ist dementsprechend eine Stärke der Agenda 2030. Dazu kann beispielsweise zählen, dass die SDGs als Analyse-Tool für die Kommunalentwicklung für Gemeinden und Städte, bei der Gesetzgebung, bei der Wirkungsorientierung politischer Programmatiken und Maßnahmen oder für Unternehmensentscheidungen eingesetzt werden" (Hartinger & Leregger, 2020. In: Perspektiven 2030 – 17 Ziele für den Weg in eine lebenswerte Zukunft, Seite 47). 
 

Konfliktlösung im Sinne der nachhaltigen Entwicklung 

Bei ernsthafter und tiefgehender Beschäftigung mit den SDG-Unterzielen tauchen also immer wieder entsprechende Zielkonflikte und damit verbundenen Fragen auf. Sie sollten als Anregungen für eine konstruktive und lösungsorientierte Auseinandersetzung betrachtet werden. Dementsprechend ist es vermehrt notwendig, stärkeres Bewusstsein dafür zu entwickeln, Zielkonflikte möglichst frühzeitig zu erkennen und Konfliktlösung im Sinne der nachhaltigen Entwicklung voranzutreiben – egal auf welchen Realisierungsebenen oder in welchen Gesellschaftsbereichen.  

 

Weiterführende Informationen 

       + SDG-Sammelband „Perspektiven 2030: 17 Ziele für den Weg in eine lebenswerte Zukunft“. Hartinger R. und Leregger F., 2020
 

Autor: Florian Leregger, Geschäftsführer Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE)