Können Emerging Markets nachhaltig sein?

In den Emerging Markets – allen voran in China – ist die Wirtschaft wieder am Wachsen. Das war vor der Corona-Pandemie so und dürfte sich weiter fortsetzen. Mit Schwellenländern kaum in Verbindung gebracht wird hingegen das Thema Nachhaltigkeit. Wir haben deshalb die beiden Fondsmanager und Emerging Markets-Experten Jürgen Maier und Leopold Quell zum Thema Nachhaltigkeit in den Emerging Markets befragt.

Lassen sich Emerging Markets und Nachhaltigkeit verbinden?

Jürgen: Ja, Nachhaltigkeit in Emerging Markets ist möglich. Der Vorteil ist, dass das Investmentuniversum von Jahr zu Jahr größer wird. Immer mehr Unternehmen in den Schwellenländern erfüllen Kriterien der Nachhaltigkeit und werden für uns investierbar. Der wichtigste Faktor für uns ist der Raiffeisen ESG-Score. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Er wird anhand der Daten von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen errechnet. Zusätzlich greifen wir auf das Know-how des Raiffeisen-Netzwerks vor Ort zurück.

 

Wie sehen das Aktienuniversum und der Investmentprozess aus?

Jürgen: Für ca. 1.000 Aktien aus Emerging Markets sind Nachhaltigkeits-Analysen verfügbar. Beim Auswahlprozess werden zuerst unsere Negativ-Kriterien angewandt. Unternehmen, die beispielsweise gegen Menschen- und Arbeitsrechte verstoßen, werden ebenso gemieden wie Unternehmen, die in der Produktion und im Handel von Rüstungsgütern oder in der Atomenergie tätig sind. Dadurch fallen rund 200 Unternehmen heraus. Im Anschluss erfolgt unsere detaillierte Nachhaltigkeits-Analyse: So werden weitere 300 Unternehmen aussortiert. Aus den verbleibenden ca. 500 Aktien wählen wir dann die 70 bis 90 für das Fondsportfolio passendsten Unternehmen.

 

Wie unterscheiden sich die Länder in puncto Nachhaltigkeit?

Jürgen: Asien hat hier die Nase vorn. Länder wie Taiwan sind deutlich weiter in der Entwicklung als andere vergleichbare Länder. Auch in Indien ist es für uns relativ leicht, die passenden Unternehmen zu finden. In Lateinamerika – mit Ausnahme von Brasilien – ist es nach wie vor schwierig, nachhaltig agierende Unternehmen zu finden. Auch in Osteuropa, vor allem in Russland, kann man die Anzahl an nachhaltigen Unternehmen an einer Hand abzählen.

 

Habt ihr ein Unternehmensbeispiel?

Leopold: Ein absolutes Highlight ist ein großer Mikrochip-Hersteller in Taiwan. Das Unternehmen ist nicht nur weltweit technologisch führend, sondern gleichzeitig sehr nachhaltig. Da könnten sich viele westliche Unternehmen eine Scheibe abschneiden. Das Unternehmen achtet darauf, dass bei der Beschaffung höchste Nachhaltigkeits-Standards eingehalten werden. Einen hohen Stellenwert haben Recycling und die Wiederaufbereitung von Wasser.

 

Wie sieht es am indischen Markt aus?

Jürgen: Indiens größtes IT- und Outsourcing-Unternehmen mit über 500.000 Mitarbeitern ist im Bereich Digitalisierung sehr gut positioniert. Es pflegt einen sehr guten Umgang mit seinen Mitarbeitern. Durch den Einsatz einer digitalen Weiterbildungsplattform wird es Angestellten ermöglicht, Ausbildungen und Zertifikate abzuschließen. Für Frauen besteht die Möglichkeit einer Teilzeittätigkeit nach ihrer Karenz. In Indien ist dies bis dato noch unüblich, weshalb dieser Konzern hier eine Vorreiterrolle einnimmt.

 

 

 

Leopold, du bist Experte für Aktien aus China und Taiwan. China würden viele vermutlich nicht unbedingt mit dem Begriff Nachhaltigkeit in Verbindung bringen.

Leopold: Was China betrifft, gibt es viele Vorurteile. Es gibt jedoch bereits eine Vielzahl an privaten und teilweise auch staatlichen Unternehmen, die dieses Thema ernst nehmen. Deshalb sollten nachhaltige Unternehmen in China mit Investments belohnt werden.

 

Gibt es Besonderheiten in der Branchenstruktur?

Leopold: Die Branchenstruktur ist durchaus mit herkömmlichen Fondsportfolios vergleichbar. Natürlich müssen einzelne Branchen und Firmen ausgeschlossen werden. Dennoch ist es aufgrund der Breite des chinesischen Marktes gar nicht schwer, auf Diversifikation zu achten.

 

In letzter Zeit hat die Entwicklung der Emerging Markets an den Börsen mit jener der Industrieländer nicht mithalten können.
Wie schätzt du die nächsten Monate ein?

Leopold: Wir sind dennoch überzeugt, dass mittel- bis langfristig Emerging Markets eine wichtige Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio sind: Sie sind deutlich weniger verschuldet als Industrienationen, die Geldpolitik ist moderater und das Wirtschaftswachstum stärker.

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