Digitaler Euro als neuer „regulierter Bitcoin”?

Warum die Entwicklung eines E-Euro an Fahrt gewinnt.

Dieser Artikel ist zuerst in Ausgabe Nr. 12/2020 von Schauplatz Börse erschienen. Noch kein Abo? Hier klicken!

Paradigmenwechsel: Die EZB lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die Blockchain-Technologie.

Die Europäische Zentralbank (EBZ) bereitet die mögliche Einführung eines digitalen Euros vor, mit dem Hauptziel, ein zusätzliches, modernes Zahlungsmittel alternativ zum Bargeld zu schaffen. So soll auf die Digitalisierung reagiert und der Einsatz eines gesicherten Digitalgeldes für neue Technologien möglich werden. Vor wenigen Jahren wäre eine solche Dynamik zu diesem Thema noch undenkbar gewesen.

 

Weshalb ein digitaler Euro?

Ein sogenannter E-Euro ist eine elektronische Form von Zentralbankgeld und könnte von der breiten Bevölkerung und insbesondere von Unternehmen genutzt werden. Das entscheidende Merkmal bei digitalen Währungen ist die Funktion auf Basis einer sogenannten Blockchain – also einer Kette von Datenblöcken, die sich mit jeder Transaktion ausbaut. Der E-Euro würde dabei als digitale Einheit existieren und für Online-Geschäfte verfügbar sein. Man bräuchte, wie beim Bitcoin, eine eigene Wallet, in der das digitale Geld abgelegt wird. Solch eine digitale Währung, verknüpft mit einem modernen Zahlungssystem, könnte in einer globalisierten Welt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Das ist auch der Grund, warum sich die Wirtschaft für den digitalen Euro derart stark macht. Schnelle Geldtransfers bei geringen Transaktionskosten sind vor allem im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr eine wichtige Voraussetzung für europäische Unternehmen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Die„Exoten Technologie” Blockchain würde damit zum neuen Standard im internationalen Zahlungsverkehr aufsteigen.

 

EZB will mithalten

Die EZB, die noch vor Jahren digitale Währungen, wie Bitcoin, Ether und die von Facebook erschaffene Libra (jetzt: Diem) kritisch beäugte, ist nun dabei, die Basiselemente in Blei zu gießen: Anfang Oktober legte sie einen 50-seitigen Report zur möglichen Umsetzung vor. Zuvor war die Kritik noch groß und eine mögliche Einführung nur schwer denkbar. Doch die Ansichten können sich schnell ändern, wie man auch andernorts sieht. Die amerikanische Federal Reserve (Fed) und die chinesische Zentralbank sind bereits in der Entwicklung einer digitalen Währung aktiv und starteten erste Testtransaktionen. Die EZB möchte sich allem Anschein nach positionieren und zeigen, dass sie den Anschluss in der Digitalisierung und in neuen Finanztechnologien nicht verliert.

 

Daten stehen im Vordergrund

Doch warum sträubte sich die EZB bislang gegen Digitalwährungen? Vor kurzem warnte EZB-Direktor Fabio Panetta vor Datenschutzproblemen bei Kryptowährungen, wie beispielsweise beim Libra (Diem). Man würde ausländischen Anbietern eine Menge an Transaktionsdaten liefern, hieß es. Offenbar sieht sich die EZB besser als „Hüterin” dieser Informationen geeignet. Auch in der Geldpolitik würden der EZB neue Instrumentarien zur Verfügung stehen und Transaktionsdaten in Liveansicht für Maßnahmen nutzbar werden. Auf die Bedenken vieler hinsichtlich des Verbraucherschutzes möchte die EZB mit einem anonymisierten Zahlungssystem reagieren, dass auch einen Automatismus für Anti-Geldwäsche-Bestimmungen enthält. Neue Finanztechnologien, wie die Blockchain-Technologien, sind jetzt wohl in der EZB-Atmosphäre annehmbar und sollen schnellstmöglich für den eigenen Gebrauch genutzt werden.

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