Aufbruchsstimmung in den USA, Impfchaos in der EU

Was bei der Pandemiebekämpfung in den USA besser läuft als in Europa.

Dieser Artikel ist zuerst in Ausgabe Nr. 2/2021 von Schauplatz Börse erschienen. Noch kein Abo? Hier klicken!

Die USA zeigen im Vergleich zur EU einmal mehr Tempo und Stärke. Während die meisten EU-Staaten über die nächsten Lockdowns und Einschränkungen diskutieren, um die Infektionszahlen in Schach zu halten, konkretisiert die US-Administration bereits den Zeitplan für Lockerungen und bringt ein gewaltiges Fiskalpaket auf den Weg.

 

USA preschen vor

Wir erinnern uns an chaotische Szenen von Trump-Anhängern, die vor ein paar Wochen das US-Kapitol in Washington gestürmt hatten – Bilder einer zerrütteten Nation, deren demokratische Grundpfeiler in Bedrängnis standen. Obwohl diese Vorkommnisse nicht ganz aufgearbeitet sind, scheint Joe Biden im Zuge der Pandemie deutliche Erfolge liefern zu können: Sein Wahlkampfziel von 100 Millionen Impfungen in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit ist erreicht. Zwei Drittel der über 65-jährigen Bürger in den USA sind bereits geimpft. Gut 33 Prozent der USBürger haben die erste Impfung erhalten, ein dreimal so großer Anteil wie in der EU. Auch Bidens angekündigtes Covid-Hilfspaket in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar wurde vom Kongress gebilligt. Und mit noch mehr Geld soll die teils marode Infrastruktur im Land modernisiert werden. Das stabile Pandemiemanagement mit Blick in die Zukunft erzeugt bei vielen in den USA das beruhigende Gefühl, dass der Staat das Virus im Griff hat. Dabei profitiert Biden auch von der aggressiven Impfstoff-Kaufstrategie seines Vorgängers Trump im vergangenen Jahr. Biden selbst hat die für die Produktion notwendige Industrie zügig mobilisiert.

 

Aufwind bei Dollar und US-Renditen

Die Finanzmärkte scheinen von der Impfstrategie und Fiskalpolitik in den USA überzeugt zu sein, auch die US-Notenbank Fed hat ihre Wachstumsprognosen für die Wirtschaft gerade erst deutlich nach oben angepasst, nachdem der Kongress das massive Konjunkturprogramm von Biden verabschiedet hatte. Die aktuellen Renditen in den USA zeigen, dass die Anleger bereits drei bis vier Zinserhöhungen bis Ende 2023 erwarten. Die Fed hält sich mit Aussagen dazu zurück, eine Zinserhöhung ist politisch noch weit entfernt. Die Hoffnung auf eine rasche Konjunkturerholung durch Impfungen und Fiskalpaket wertete auch den US-Dollar auf. Inwiefern die Fiskalpläne das längerfristige Wachstumspotenzial der USWirtschaft beeinflussen können, wird sich jedoch zeigen.

 

EU im Schneckentempo

Im Gegensatz zur Aufbruchsstimmung in den USA überwiegen in der EU noch die Unsicherheit und Planlosigkeit über weitere Schritte zur langfristigen Bekämpfung der Pandemie. Die Impfungen laufen schleppend, politische Diskussionen über Exportverbote von Impfdosen aus der EU, das Debakel um AstraZeneca und die immer stärker werdende Ablehnung weiterer Lockdowns in der Bevölkerung werfen die EU im Vergleich zu den USA immer wieder zurück. Auch der groß angekündigte EU-Wiederaufbaufonds liegt gerade beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zur Überprüfung. Die EZB hält aber an ihren Anleihekäufen fest und liefert damit noch weitere Unterstützung. Schnelle Fortschritte bei den Impfungen würden auch die nötige Dynamik für die Wirtschaft im Euro-Raum liefern.

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