Anleihenkäufe und wirtschaftliche Erholung bei EZB und FED im Fokus

Mit der erhofften Stabilisierung der Wirtschaft wollen die großen Notenbanken ihre geldpolitischen Notfallmaßnahmen, die sie im Zuge der Coronakrise gesetzt haben, in moderaten Schritten zurückfahren. Eine stärkere Inflation, die drohende Kulisse zunehmender Coronainfektionen und die entsprechende Unsicherheit in Bezug auf die wirtschaftliche Erholung machen diese Entscheidungen nicht ganz einfach.

Einflussfaktoren

Das vorrangige Ziel der Nationalbanken ist die Gewährleistung der Preisstabilität. Mit den verfügbaren Instrumenten soll zudem die Wirtschaftspolitik unterstützt und damit ein Beitrag zu einer gesunden Entwicklung der Gesamtwirtschaft geleistet werden. Die wesentlichen Faktoren, welche die Notenbanken bewegen, sind die Teuerungsrate – auch besser bekannt als Inflation – und weitere Indikatoren, die auf die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung schließen, wie Arbeitsmarktdaten oder auch Wirtschaftswachstum. Die Inflation stieg im Euroraum zuletzt auf 3 % (Stand: August 2021). Hierbei überwiegen vor allem „krisenbedingte Effekte”, wie die Stützung der Wirtschaft durch nationale Maßnahmen, wie die deutsche Mehrwertsteuersenkung, die temporär zu niedrigeren Konsumentenpreisen im Jahr 2020 führte. Treiber der Inflation sind auch die Energiepreise. Die weltweite Rezession mit dem Beginn des Coronavirus hatte die Preise von Mineralölprodukten einbrechen lassen. Seitdem hat sich der Ölpreis wieder erholt, was die Preise stärker antreibt. Notenbanken, wie die EZB und die FED, sehen diesen Inflationsanstieg daher als vorübergehend an.

 

Expansive Geldpolitik

Seit knapp fünf Jahren bestehen nun die Anleihenkäufe der EZB. Zu Beginn konzipiert, um der Euro-Staatsschuldenkrise Herr zu werden, sind sie nun auch wegen der Pandemie zum Dauerinstrument geworden. Ein definitives Ende ist in Europa bislang nicht in Sicht. Zuletzt kündigte die EZB an, ihr Notfallprogramm namens PEPP im vierten Quartal gegenüber den beiden vorangegangenen Quartalen „moderat” zu reduzieren. Was das genau bedeutet, wird man sehen. Die EZB hält jedoch weiter ihre schützende Hand über die Anleihenmärkte, was vor allem den überschuldeten Staaten in Südeuropa hilft. Die EZB drückt dadurch die Risikoprämien und die Finanzierungskonditionen nach unten. Auf der anderen Seite des Atlantiks setzte die amerikanische Notenbank (FED) ebenfalls Zeichen einer Reduzierung dieser Anleihenkäufe. Die schwachen USArbeitsmarktzahlen trübten jedoch zuletzt die Stimmung bei der FED. Der US-Markt reagierte darauf noch äußerst besonnen, da eine Leitzinswende auch in den USAvorerst nicht absehbar ist.

 

Falken versus Tauben

Als Falken werden im Ökonomenjargon die Währungshüter bezeichnet, die eine straffe Geldpolitik verteidigen und auf stabilere Preise pochen. Tauben hingegen sind all jene, die eine eher lockere Geldpolitik vorziehen, um die Konjunktur so stärker zu stimulieren. Im EZB-Rat sitzen derzeit 25 Mitglieder, 16 davon werden dem Lager der Tauben zugerechnet. Dazu zählen unter anderem EZB-Chefin Christine Lagarde und auch EZB-Vizechef Luis de Guindos. Das Lager der Falken besteht aus fünf Notenbankern, zu ihnen zählen der Deutsche Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der niederländische Zentralbank-Präsident Klaas Knot und der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Robert Holzmann.

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