Raiffeisen unterstützt Jungfamilien bei der Schaffung von Wohnraum
Mag. Florian Lattner (Heft 3/2024)
Die Preise für Einfamilienhäuser und Wohnungen sind in Österreich in den letzten 15 Jahren deutlich stärker gestiegen als die durchschnittlichen Nettoeinkommen. Der Traum von den eigenen vier Wänden ist für viele Jungfamilien dadurch in weite Ferne gerückt. Um dies zu ändern, haben Raiffeisen Landesbanken Initiativen gestartet, um Jungfamilien die Wohnraumschaffung zu erleichtern. Die Eckpunkte dieser Hilfsmaßnahmen sollen im folgenden Beitrag näher vorgestellt werden.
Lassen Sie uns eingangs noch kurz die wesentlichen Gründe für die derzeit angespannte Situation am Wohnimmobilienmarkt darlegen.
Gründe für die schwierige Lage
Die in den letzten 12 Jahren exorbitant gestiegenen Immobilienpreise sind zwar der augenscheinlichste Grund, warum der Erwerb von Wohnimmobilieneigentum in Österreich schwieriger als in früheren Zeiten ist, aber nicht der einzige. Auch der drastische Anstieg der Kosten bei Baumaterialen, die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten und das nach Jahren der Nullzinspolitik rasch erhöhte Zinsniveau verschärfen die Situation. Hinzu kommen neue aufsichtsrechtliche Vorgaben zur Schuldendienstquote und Eigenmittelerfordernisse, die insbesondere für Jungfamilien häufig kaum zu erreichen sind. Es ist nur allzu verständlich, dass dieser Mix an schlechten Nachrichten vielen Jungfamilien zu schaffen macht.
Lebensziel Eigenheim
Nichtsdestotrotz stellen die eigenen vier Wände für viele junge Menschen nach wie vor ein erstrebenswertes Lebensziel dar. Aktuelle Studien zeigen, dass die Sehnsucht nach Wohnimmobilieneigentum in Österreich unverändert stark ist. Rund zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher geben das Eigenheim als ihre bevorzugte Wohnform an. Gleichzeitig steigen jedoch die Zweifel an der Leistbarkeit.
Finanzanalysen zeigen jedoch, dass die Anstrengungen aus langfristiger Perspektive finanziell sinnvoll sind. Eigentümer von Wohnimmobilien haben im Vergleich zu Mietern jedoch einen ganz besonderen Vorteil, sie haben weit weniger Probleme, ihren Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Die Gründe dafür sind naheliegend: Ist der Kredit für die eigene Wohnung oder das eigene Haus vollständig zurückgezahlt, sind in dann meist fortgeschrittenem Alter „nur“ mehr die Betriebskosten monatlich zu bezahlen. Mieterinnen und Mieter hingegen müssen auch noch im Ruhestand den in der Zwischenzeit gestiegenen monatlichen Mietzins zusätzlich zu den Betriebskosten aus ihrem inzwischen gesunkenen Einkommen finanzieren.
Konsolidierung am Wohnimmobilienmarkt?
Immobilienexperten beobachten derzeit eine gewisse Konsolidierung am österreichischen Wohnimmobilienmarkt. Die Mehrheit der Experten erwartet im laufenden Jahr 2024 Preisrückgänge auf dem Immobiliensektor. Allerdings gilt es hier zu differenzieren: Die Preise für neu gebaute Immobilien sind stabil oder nehmen je nach Lage sogar leicht zu. Dies ist insbesondere auf die bereits eingangs erwähnten, gestiegenen Baukosten und auf stetig ansteigende energetische Anforderungen zurückzuführen. Bei Bestandsgebäuden ist demgegenüber tendenziell ein leichtes (inflationsbereinigt deutliches) Sinken der Preise zu beobachten. Dies nicht zuletzt deshalb, weil bei älteren Gebäuden mit höheren Investitionskosten, insbesondere für Sanierungen, zu rechnen ist. Langfristig zunehmende Vorgaben hinsichtlich der Energieeffizienz dürften vom Markt stärker als in der Vergangenheit eingepreist werden.
Volkswirtschaftlich nicht übersehen werden darf, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch für die Baubranche – nach dem Boom der vergangenen – Jahre äußerst schwierig geworden sind. Die Zeit voller Auftragsbücher dürfte zumindest vorläufig vorbei sein. Vielmehr kämpft der Bausektor inzwischen mit erschwerten Finanzierungsbedingungen, gestiegenen Insolvenzen und zunehmender Arbeitslosigkeit.
Laut den Erhebungen des Marktforschungsinstituts „Branchenradar“ sollen in der Baubranche im heurigen Jahr 16.000 (!) Arbeitsplätze gefährdet sein. Bereits im Vorjahr sind rund 10.000 Stellen weggefallen. Neben Handel und Gastronomie ist die Bauwirtschaft derzeit der am stärksten von Insolvenzen betroffene Sektor.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser „giftigen“ Gemengelage hat die Bundesregierung angekündigt, an einem "ökologischen und sozialen Wohnbau- und Sanierungsprogramm" zu arbeiten und dieses noch in der laufenden Legislaturperiode beschließen zu wollen. Gefördert werden soll dabei insbesondere der gemeinnützige Wohnbau. Trotz dieser Ankündigung, (inflationsbereinigt) sinkender Immobilienpreise und einer für das zweite Halbjahr von der EZB in Aussicht gestellten Zinssenkung bleibt die Lage am Wohnimmobilienmarkt für Jungfamilien vermutlich noch längere Zeit angespannt.
Raiffeisen hilft
Ein beträchtlicher Teil, in manchen Bundesländern sogar der weitaus überwiegende Teil der Wohnkredite wird aktuell von Kundinnen und Kunden abgeschlossen, die ihr 40. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Raiffeisen möchte daher Jungfamilien bei der Finanzierung ihrer Wohnträume unterstützen. Neben einem Finanzcheck gibt es auch finanzielle Förderungen für junge Kreditnehmer und Familien. Diese sollen einen Beitrag zur Finanzierung des Eigenheims leisten und Kreditnehmern bis zu 6.000 Euro Ersparnis bringen.
Finanzcheck in der Raiffeisenbank
Die Schaffung und der Erwerb von Wohnraum sind in aller Regel ein langfristiges Projekt, das sich zumeist über mehrere Jahre erstreckt. Selbst wenn die konkrete Realisierung des Wohntraums erst für die Zukunft geplant sein sollte, ist eine frühzeitige und umfassende Wohnfinanzierungsberatung in einer Raiffeisenbank unersetzlich. Im Zuge dieser eingehenden Beratung wird ein Finanzcheck durchgeführt und auch mögliche Förderungen für die zukünftigen Kreditnehmer ins Auge gefasst.
Bonus für junge Familien
Da – wie eingangs erwähnt – die Finanzierung eines Eigenheims derzeit besonders für junge Menschen schwer zu stemmen ist, bieten viele Raiffeisenbanken finanzielle Unterstützungsprogramme speziell für diese Bevölkerungsgruppe an. Die teilnehmenden Raiffeisenbanken übernehmen dabei für junge Familien einen Teil ihrer Kosten im Zuge der Wohnraumfinanzierung. Die Förderungen unterscheiden sich in den Kriterien und Konzepten von Bundesland zu Bundesland, das grundlegende Konzept ist aber jeweils sehr ähnlich.
In der Steiermark übernehmen im Rahmen des Raiffeisen-Jungfamilienbonus teilnehmende Raiffeisenbanken für die Kreditnehmer die staatliche Grundbucheintragungsgebühr in Höhe von 1,2 %. Der zulässige Höchstbetrag variiert dabei von Bank zu Bank, die Raiffeisen-Landesbank Steiermark übernimmt die Kosten bis maximal 5.000 Euro. In den Genuss dieser Förderung kommen Kreditnehmer, die im Steiermärkischen Wohnbauförderungsgesetz als Jungfamilie bezeichnet oder diesen gleichgestellt werden. Das Kreditvolumen muss mindestens 50.000 Euro betragen. Der Jungfamilienbonus wird bei Neukrediten bis 30. Juni 2024 gewährt.
Die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich bietet ebenfalls einen Bonus für Wohnfinanzierungen von Jungfamilien an. Der Raiffeisen-Bonus wird ausbezahlt, wenn zumindest einer der Kreditnehmer maximal 40 Jahre alt ist. Raiffeisen übernimmt die Grundbucheintragungsgebühr bis maximal 2.000 Euro, für jedes minderjährige Kind im Haushalt steigt der Bonus um weitere 2.000 Euro bis zu einem Höchstbetrag von 6.000 Euro. Gefördert wird nicht nur der Neubau oder Kauf von Eigenheimen, Eigentumswohnungen oder Baugründen mit Bauabsicht, sondern auch Sanierungsprojekte wie Zubauten, Umbauten oder Aufstockungen für den eigenen Wohnbedarf der Jungfamilien. Das Kreditvolumen muss mindestens 100.000 Euro betragen, die Aktion ist gültig bis 30. September 2024.
In Niederösterreich und Wien unterstützen die Raiffeisenlandesbank und teilnehmende Raiffeisenbanken junge Kreditnehmer mit einem Bonus in Höhe von 1-3 % der Kreditsumme. Beantragt werden kann der Bonus für den Erwerb, Neu- oder Umbau und die Sanierung einer Wohnimmobilie sowie zur Finanzierung des Eigenmittelanteils einer Genossenschaftswohnung, sofern das Kreditvolumen mindestens 100.000 Euro beträgt und die finanzierte Immobilie durch den oder die Kreditnehmer selbst bewohnt wird. Zumindest ein Kreditnehmer darf das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Für Kreditnehmer ohne Kinder beträgt der Bonus 1 % der Kreditsumme (maximal 2.000 Euro), bei einem minderjährigen Kind im Haushalt erhöht sich der Bonus auf 2 % (maximal 4.000 Euro) und bei zwei oder mehr minderjährigen Kindern auf 3 % der Kreditsumme (maximal 6.000 Euro). Das Nettojahreshaushaltseinkommen darf bei Einpersonenhaushalten 45.000 Euro und bei Zweipersonenhaushalten 70.000 Euro nicht überschreiten, für jede weitere im Haushalt lebende Person ohne eigenes Einkommen erhöht sich der Betrag um weitere 10.000 Euro. Die Aktion läuft bis zum 30. Juni 2024.
Details und genaue Voraussetzungen zu den unterschiedlichen Boni in den Bundesländern können in jeder teilnehmenden Raiffeisenbank eingeholt werden.
Fazit
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Unterstützung, die Raiffeisen jungen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern in einem aktuell sehr herausfordernden Umfeld zuteilwerden lässt, eine unbürokratische finanzielle Hilfestellung darstellt und beim Erwerb von Wohneigentum spürbar unterstützt. Mittelfristig ist jedoch auch die Politik gefordert, wieder ein Umfeld zu schaffen, in dem mehr junge Menschen durch Fleiß ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen können.
Mag. Florian Lattner ist Mitarbeiter im Fachverband der Raiffeisenbanken.