Tim und Swaxi
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Tim und Swaxi

Carsharing, Leihräder und Co.: Smarte, umweltfreundliche Verkehrslösungen bilden einen zentralen Baustein für Lebensqualität in der Stadt. In Linz und Augsburg werden aktuell zwei innovative Konzepte umgesetzt.

Urbane Mobilität

Text: Christian Prenger

 Es handelt sich weder um den netten Studenten in der Nachbarwohnung noch um einen Nickname für Onlinegames – „tim“ steht vielmehr für „täglich. intelligent. mobil.“ und bezeichnet ein Spezialangebot der Linz AG Linien als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr. Wer keinen eigenen Pkw besitzt, kann hier ökologisch verträglich andocken. Denn zentralisierte Hotspots sind mit Fahrrad, Bus oder Straßenbahn problemlos zu erreichen für einen Umstieg – zum Beispiel auf Carsharing. Die tim-Karte öffnet den Wagen, und die Reise mit dem Elektroauto kann beginnen.

Lenkern mit eigenem E-Gefährt stehen Ladestationen direkt oder in unmittelbarer Nähe solcher Standorte zur Verfügung. Innerhalb eines Jahres wurden sechs derartige Locations in Oberösterreichs Hauptstadt eröffnet. „Mobilität ist ein Megathema unserer Zeit. Daher spielen neben dem öffentlichen Verkehr Themen wie Carsharing und E-Mobilität eine Rolle bei der Entwicklung von zukunftsfitten Konzepten. Innovationen können vor allem die Lebensqualität urbaner Gebiete verbessern. Weiters prägen solche Angebote das Erscheinungsbild mit und begleiten die bauliche Entwicklung“, unterstreicht Erich Haider, Generaldirektor des Multi-Utility-Anbieters Linz AG.

Die Zone der Häuser, Straßen und Gehsteige ist also in Bewegung geraten. Herkömmliche Konzepte erreichen ihr Ablaufdatum angesichts von Klimaschutz, Staus, beengten Verhältnissen und neuen Bedürfnissen vieler Bewohner. Grenzen scheinen bei angedachten Lösungen kaum zu existieren, selbst wenn manche Ansätze noch futuristisch anmuten. So verweist das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group in dicht gedrängten Megacitys auf eine Spezialmaßnahme gegen drohenden Verkehrskollaps: den Einsatz autonomer Robo-Shuttles für bis zu 15 Personen.

 

Frühe Weichenstellung

Was heute wie ein Fantasy-Kinofilm klingt, könnte morgen schon Realität sein. Denn auf der langen Bank werden Chancen auf neue Verhältnisse bloß verspielt. „Jene Städte, die frühzeitig die richtigen Weichen stellen, profitieren am meisten und sind attraktiv für die Menschen. Individualverkehr wird von weniger Emissionen und umweltfreundlicheren, leiseren Fahrzeugen geprägt sein. Der Trend geht deshalb klar in Richtung elektrischer Fortbewegung“, weiß Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich, mit deren Ladekarte schon an die 5.000 E-Ladepunkte landesweit verwendbar sind.

Die Stadtwerke Augsburg (swa) haben offenbar nicht vor, wertvolle Zeit einfach verstreichen zu lassen. „swaxi“, das Kunstwort aus swa und Taxi, bezeichnet den im Test befindlichen Ridesharing-Dienst. Wer einsteigen möchte, muss nur die zugehörige App auf sein Smartphone laden und dann ein Auto mit Fahrer ordern. Der Fahrgast gibt dafür Abholort sowie Zieladresse ein und erhält eine virtuelle Haltestelle in nächster Nähe seines Startpunkts übermittelt. Samt Fußweg dorthin. Weiters informiert die hilfreiche Software über den Abholzeitraum, die voraussichtliche Ankunftszeit sowie anfallende Kosten.

Das Taxi folgt aber keinem festen Weg ans Ziel, Routen ergeben sich aus Nutzerintentionen. Denn im Regelbetrieb sollen mehrere Personen an Bord kommen, die in eine ähnliche Richtung wollen. Durch automatische Bündelung angestrebter Ziele wird die Auslastung optimiert. „Wie Carsharing und Fahrradverleih soll swaxi den öffentlichen Nahverkehr ergänzen. Dort, wo es Bedarf an Mobilität gibt, können wir reagieren und Fahrten in Randgebiete oder außerhalb der Stoßzeiten und Querverbindungen anbieten“, erklärt swa-Geschäftsführer Walter Casazza.

Auch beim Ticketing gehen die Augsburger mit einer Flatrate neue Wege: swa Bus & Tram, swa Carsharing und swa Rad kann im Kombination zu einem monatlichen Fixpreis genutzt werden.

Einen anderen Bedarf ermittelte „Urcharge“ (Urbanes Laden). Jenes Projekt der Linz AG, geleitet von der Technischen Universität Wien, blickte hinter die Kulissen künftiger städtischer Fortbewegung auf elektrifizierter Grundlage. Gemeinsam mit der Keba AG, Hersteller für E-Mobilitäts-Ladelösungen, dem Beratungsunternehmen ETA und der Wohnungsgenossenschaft Neue Heimat OÖ wurden wichtige Aspekte der Ladeinfrastruktur im großen Wohnbau wissenschaftlich unter die Lupe genommen.

Für diesen Zweck tauschten 51 Haushalte einer Linzer Siedlung Verbrenner-Vehikel fünf Monate gegen ein E-Auto. Die Parkplätze in zwei Tiefgaragen lieferten Energie mittels der Linz-AG-Lösung „WallBOX CitySolution“, realisiert durch Keba-AG-Stromladestationen. Eine Leistung von bis zu elf Kilowatt erlaubte das vollständige Aufladen aller Leihfahrzeuge des Autohauses Sonnleitner während ihrer Stehzeiten. Anschließend war die Wissens-Straße zur Erforschung von Bereichen wie effiziente Versorgung oder Lenkerverhalten auch bereits befahrbar.

Durch solche gezielten Feldversuche wird beispielsweise nachvollziehbar, zu welchen Uhrzeiten die Bewohner den Tank befüllen und welche Gleichzeitigkeiten auftreten. Alle gewonnenen Erkenntnisse dienen als Wegweiser, wie sich jene E-Alternative zum Benzinantrieb selbst für dicht besiedelte Gebiete alltagsfit machen lässt. Urbane Mobilitätsplanung steht sichtlich verstärkt unter Strom.

Dein swaxi