Zukunftstrend: Corporate Responsibility
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Zukunftstrend: Corporate Responsibility

Corporate Responsibility

Seit den 1990er Jahren hat die Bedeutung der Unternehmensverantwortung in der Geschäftswelt erheblich zugenommen. Die CR floriert, sie ist heute eine Branche für sich, mit Vollzeitkräften, Websites, Newslettern, professionellen Mitarbeitern und einer großen Anzahl an Beratungsangeboten. 

Michaela Schmiedchen, Senior Manager Advisory bei KPMG Sustainability Services, bietet ihren Kunden Unterstützung in allen Belangen des Nachhaltigkeitsmanagements an - von der Analyse der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen über die Konzeption von Maßnahmen und den Aufbau geeigneter Strukturen bis zur Überprüfung von Inhalten und Kennzahlen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

In einem Interview erzählt sie uns mehr über die Umsetzung von CR-Richtlinien. Dabei geht hervor, dass die Erstellung und Umsetzung solcher Verpflichtungen für Unternehmen jeder Größe Vorteile mit sich bringen.

1.      Welchen Nutzen zieht ein Unternehmen daraus, Corporate Responsibility (CR)- Richtlinien, bezogen auf ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung, in den Verhaltenskodex aufzunehmen?

Zur Erreichung der unternehmensspezifischen (Nachhaltigkeits-)Ziele werden im Nachhaltigkeitsmanagement in der Regel verschriftlichte Richtlinien und Standards eingeführt, die den Rahmen für das Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgeben. Die unternehmerischen (Nachhaltigkeits-Ziele leiten sich auch von den Interessen und Ansprüchen der Zielgruppe, bzw Stakeholder, ab. Die Erwartungen der Stakeholder an die unternehmerische Verantwortung beeinflussen zunehmend deren Entscheidungen, beispielsweise bei der Arbeitgeberwahl.

Die Ergebnisse unseres aktuellen „CEO Outlook“ zeigen, dass die Pandemie die Konzentration der globalen Führungskräfte auf ihre Rolle in der Gesellschaft beschleunigt hat: CEOs sind der Ansicht, dass die jüngsten Entwicklungen sie dazu veranlasst haben, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob ihr Unternehmenszweck dem Standard entspricht, der von ihren Stakeholdern erwartet wird. 79 Prozent der Befragten geben an, dass sie diesen als Folge der COVID-19-Krise neu bewerten mussten und dieselbe Anzahl gibt an, dass sie eine stärkere emotionale Verbindung zum Zweck ihrer Organisation seit der Krise aufgebaut haben.

2.      Ab welcher Firmengröße erscheint es sinnvoll, CR- Richtlinien für sein Unternehmen zu erstellen? Wäre dies beispielsweise für ein kleines Kaffeehaus oder ein Drei-Personen-Start-Up überhaupt sinnvoll?

Ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement setzt voraus, dass gewisse Standards und Prozesse im Geschäftsalltag umgesetzt – „gelebt“ – werden. Solange diese nicht für alle nachvollziehbar in Richtlinien verschriftlicht sind, hängt die Umsetzung maßgeblich von Einzelpersonen ab. Je früher mit einheitlichen Standards gearbeitet wird, desto einfacher gelingt eine langfristige Verankerung in der Unternehmenskultur. Zudem können CR-Richtlinien auch in der externen Stakeholder-Kommunikation hilfreich sein, um die CR- Maßnahmen transparent zu machen und Anforderungen gegenüber Lieferanten und sonstigen Geschäftspartnern zu dokumentieren.

3.      Welche Punkte sind bei der Erstellung von CR-Verpflichtungen speziell zu beachten?

Bei der Erstellung von CR-Verpflichtungen ist darauf zu achten, dass sie für alle Mitarbeiter verständlich und umsetzbar sind. Es darf kein Konflikt mit anderen Richtlinien oder Zielen bestehen, welche die Umsetzung im Geschäftsalltag erschweren. Darüber hinaus sollten die CR-Verpflichtungen so ausgestaltet sein, dass eine objektive Überprüfung möglich ist.

4.      Kann durch die Integration der CR in den Verhaltenskodex verantwortungsvolles Handeln sichergestellt werden?

Richtlinien geben zunächst lediglich einen Handlungsrahmen vor. Die Einhaltung dieser Vorgaben kann dadurch allein nicht sichergestellt werden. Ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement implementiert daher unterstützende Maßnahmen, wie zB Schulungen oder Anreizsysteme, sowie Kontrollmechanismen, wie zB Audits.

5.      Gibt es bestimmte Gütesiegel, die die Einhaltung der CR bestätigen? Wenn ja, welche und wie erhält man sie?

Die kritischen Themen bzw die Auswirkungen, die ein Unternehmen auf Gesellschaft und Umwelt hat, unterscheiden sich deutlich von Unternehmen zu Unternehmen. Dementsprechend sind auch die Ausgestaltung und Erwartungshaltung von CR verschieden. Es existieren zahlreiche Gütesiegel für spezifische Branchen, deren Kriterien unterschiedliche Aspekte der unternehmerischen Verantwortung bzw Nachhaltigkeit berücksichtigen. Für die Textilbranche kann exemplarisch IVN Best oder GOTS genannt werden, unter anderen BREEAM oder LEED zeichnen Gebäude von nachhaltiger Bauweise aus und EU bio oder FairTrade sind bekannte Gütesiegel im Lebensmittelbereich. Abhängig vom jeweiligen Gütesiegel kann die Zertifizierung durch einen Nachweis der Einhaltung der Kriterien erfolgen. Dabei gibt es große Unterschiede hinsichtlich Kriterien, Umfang und Qualität der Beurteilung.

6.      Welche Kosten sind zu erwarten, wenn man CR-Verpflichtungen erstellt? Bezogen auf Beratung und laufende Kosten, wie z.B. die Umstellung auf den Zukauf rein fair gehandelter Produkte.

Die Umstellung auf verantwortungsvollere Produkte oder Prozesse ist nicht zwangsläufig mit höheren Kosten verbunden. Langfristig zahlt sich CR häufig durch den Aufbau von Vertrauen bei den relevanten Stakeholdern und damit verbundene Loyalität von Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Zulieferunternehmen aus.

7.      Welche Angebote zum Thema CR bietet die KPMG? Gibt es neben der klassischen Beratung z.B. auch Workshops oder ähnliches?

Wir vom Sustainability Services Team bei KPMG Österreich bieten unseren Kunden Unterstützung bei allen Belangen des Nachhaltigkeitsmanagements an; dh von der Analyse der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen über die Konzeption von Maßnahmen und den Aufbau geeigneter Strukturen bis zur Überprüfung von Inhalten und Kennzahlen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Abhängig von der Zielsetzung unserer Kunden wählen wir unterschiedliche Formate für unsere Projekte. Darunter sind häufig zB auch Workshops, welche derzeit vermehrt digital durchgeführt werden.

8.      Wie wird die CR schließlich erfolgreich in den Unternehmensalltag integriert?

Die im Verhaltenskodex formulierten CR-Ansprüche sind für die alltägliche Umsetzung häufig nicht ausreichend konkret formuliert. Es benötigt die „Übersetzung“ in die entsprechenden operativen Bereiche und Prozesse. Nur wenn auch Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung stehen, um die formulierten Ansprüche in die Tat umzusetzen, funktioniert CR auch im Unternehmensalltag.

9.      Welchen Einfluss hat die Erstellung von CSR-Verpflichtungen auf die Umwelt und Menschen in Schwellenländern?

Wenn Unternehmen Verantwortung für ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt entlang ihrer Wertschöpfungskette übernehmen, kann dies dazu beitragen, dass Arbeitsstandards (zB in Punkto Sicherheit) und allgemein Lebensumstände verbessert sowie grundsätzlich Menschenrechte eingehalten werden.

10.  Welchen Tipp möchten Sie jungen Unternehmen/ Start Ups mitgeben, die auf verantwortungsvolles Handeln Wert legen?

CR sollte kein „ad-on“ sein. Es sollten vielmehr alle unternehmerischen Entscheidungen unter ganzheitlichen Aspekten getroffen werden. Wo immer sinnvoll und möglich sollten außerdem Stakeholder eingebunden werden.

Zur Person

Michaela Schmiedchen, Senior Manager Advisory bei KPMG Sustainability Services, bietet ihren Kunden Unterstützung in allen Belangen des Nachhaltigkeitsmanagements an - von der Analyse der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen über die Konzeption von Maßnahmen und den Aufbau geeigneter Strukturen bis zur Überprüfung von Inhalten und Kennzahlen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. 

Michaela Kegel