Innovators
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Female Innovators

Die Frau hat's erfunden!

Female Innovators

Denken wir an große Genies und Erfinder, verrückte Wissenschaftler und Entdecker taucht meist intuitiv das Bild einer männlichen Person vor unserem inneren Auge auf. Dabei heißt es doch längst, das weibliche Geschlecht sei das kreativere. Sollte es dann nicht offensichtliche Innovationen aus weiblicher Hand geben? Die Wahrheit ist: tut es auch! Die Geschichte zeigt uns schon im 19. Jahrhundert großartige Erfindungen unter weiblicher Regie auf, die unser Leben noch heute maßgeblich gestalten. Und selbst in der Gegenwart werden Frauen nicht müde neu zu denken.

DIE UNSCHLAGBARE KOMBINATION FÜR INNOVATIONEN: INTELLIGENZ UND KREATIVITÄT.

Historisch gesehen hatten Frauen keine guten Voraussetzungen, um sich für innovatives Denken zu motivieren. Die Wissenschaft hat Frauen viel Unrecht getan, indem sie sie jahrhundertelang von akademischen Tätigkeiten und Studien ausgeschlossen hat. Zudem waren wissenschaftliche und künstlerische Berufe Männern vorbehalten. Das über 200 Jahre alte Argument, weshalb Frauen betreffend ihrer Intelligenz den Männern unterlegen seien, schien auf der Hand zu liegen: Schließlich wiegt ein männliches Hirn fünf Unzen (ca. 0,14 kg) mehr als ein weibliches. Moderne Studien zeigen jedoch schon längst, dass es durchschnittlich bei der generellen Intelligenz keine geschlechterspezifischen Unterschiede gibt. Es scheint vielmehr kulturell geprägt, dass ein intelligenter Mann eher gefördert wird als eine Frau und wir Genies eher mit Männern assoziieren. (1)

Äußerst spannend wird es, wenn man den Zusammenhang von Intelligenz und Kreativität erforscht. Die Hirnforschung zeigt, dass sich intelligente Menschen auf die Aktivierung von nur wenigen Hirnarealen beschränken können (also wieder ein Beweis, dass es nicht auf die Größe, sondern die Nutzung ankommt). Weniger intelligente Menschen müssen für die Lösung der gleichen Aufgaben mehr Areale im Gehirn aktivieren und verbrauchen dadurch wesentlich mehr Energie. Wer mehr Energie verbraucht, behindert die Entstehung von Ideen. Folglich sind kreative Menschen die intelligenteren – unabhängig vom Geschlecht. (2)
 

WIE INNOVATIONEN ENTSTEHEN

Im Duden werden Innovationen als die „Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein bestimmtes Problem, besonders die Einführung eines neuen Produkts oder die Anwendung eines neuen Verfahrens“ definiert. (3) Daraus lassen sich auch ganz einfach die Schritte zur Entstehung von Innovationen ableiten. (4)

Problem- bzw. lösungsorientiertes Denken scheint also wesentlich als Ausgangssituation für die Einführung von etwas Neuem. Innovationen sollten also genau dort geschaffen werden, wo sie den Menschen Lösungen für Probleme bieten. Während zum Beispiel der Geschirrspüler (eine geniale Erfindung einer Frau, dazu später mehr) genau diese Anforderung erfüllt, zeigte sich die Digitalisierung des Fernsehens als keine bahnbrechende und problemlösende Änderung, alles andere als innovativ also.

Zusätzlich ist es von Vorteil, über den Tellerrand zu blicken und den Bereichen zuzuwenden, mit denen wir uns am wenigsten beschäftigt haben. Die Betrachtung von sogenannten „Structural Holes“, also Unterschieden zwischen Gruppen und Individuen, eignen sich dafür besonders. Die Überbrückung von Informationsgräben zwischen Milieus oder sogar Kulturen bringt Innovationen hervor. Dafür erfordert es einer besonderen Sensibilität für die Interessen und Schwierigkeiten der „anderen“ Seite (weibliches Spezialgebiet, oder etwa nicht?), die Fähigkeit best practice Beispiele aus der einen Welt in die andere zu transferieren, Analogien zwischen den Welten aufzuzeigen, die oberflächlich überhaupt nichts miteinander zu tun haben, und neue Denk- und Verhaltensweisen auf beiden Seiten zu erkennen und zu kombinieren. (4)

HISTORISCHE FRAUEN UND IHRE ERFINDUNGEN

Mit diesem heutigen Wissensstand ist es auch offensichtlich, wie bedeutende (weibliche) Innovationen der Vergangenheit entstehen konnten.(11)

„Der Algorithmus“, Ada Lovelace.

„Der Algorithmus“, Ada Lovelace.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts in London geboren, wurde sie stark von der Romantik-Getriebenheit ihres Vaters geprägt (5). Die von der Untreue ihres Mannes stark mitgenommene Mutter will der Leidenschaft ihrer Tochter entgegenwirken, indem sie sie für Naturwissenschaften und Mathematik begeistert.(6) Adas Kreativität (sie ist zudem musikbegeistert und spielt Harfe) in Kombination mit ihren für die Zeit ungewöhnlichen technischen und Männern-privilegierten Studien hat somit die besten Voraussetzungen für die Entstehung ihrer großen Innovation, die bis heute maßgeblich dafür verantwortlich ist, wie unsere Welt funktioniert. Ada Lovelace gilt als die Erfinderin des ersten Algorithmus und ist damit die erste Programmiererin der Welt.

Foto: picture-alliance/Mary Evans Pciture Library

„Drahtlose Datenübertragung“, Hedy Lamarr.

„Drahtlose Datenübertragung“, Hedy Lamarr.

Eine weitere kreative Frau der Geschichte und sogar Österreicherin war Hedy Lamarr. Als Hollywood-Schauspielerin wurde sie ihrer Kreativität gerecht, während sie als Technikinteressierte eine Funkfernsteuerung mit Frequenzsprungverfahren entwickelte, die heute den Grundstein für drahtlose Übertragungen mittels WLAN, GPS und Bluetooth ist. (7)

Foto: picture-alliance/dpa

„Moderne Programmiersprache“, Grace Hopper.

„Moderne Programmiersprache“, Grace Hopper.

Frauen und die Sprache – eine Kombination die nicht fremd wirkt. Der Amerikanerin Grace Hopper war das Thema verständliche Sprache ein großes Anliegen, dem sie sich ein Leben lang widmete: Dem Computer „sprechen“ lernen. Damit transferierte sie etwas von der analogen in die digitale Welt und überbrückte eine klassische „structural hole“. Statt Nullen und Einsen erfand sie die Programmiersprache COBOL und legte damit den Grundstein für moderne Programmiersprachen. (8)

Foto: picture-alliance/Newscom/].S.Davis

„Geschirrspüler“, Josephine Cochrane

Ihrem lösungsorientierten Verstand verdankte es Josephine Cochrane, um sich einem Problem des 19. Jahrhunderts zu widmen. Als wohlhabende Dame war es ihr eine Freude, Partys zu veranstalten. Über das beim Abwasch vom Personal zerbrochene wertvolle Geschirr konnte sie sich jedoch nur ärgern. Bevor sie selbst begann, Geschirr zu spülen, entwickelte sie ein Gerät, das diese Aufgabe für sie erfüllte: Den Geschirrspüler – eine Etablierung eines vollkommen neuen Produktes und Verfahrens. (9)

„Kevlar“, Stephanie Kwolek

Eigentlich wollte Stephanie Kwolek Medizin studieren. Um sich das zu finanzieren nahm sie eine Stelle bei einem Chemieunternehmen an. Auf der Suche nach einer synthetischen Faser für die Reifenindustrie, entstand eine völlig neue Kunstfaser: Kevlar, fünfmal so fest wie Stahl und zugleich extrem Reißfest bildet heute die Grundlage für schusssichere Westen, Schutzanzüge und vielem mehr. (10)

WEIBLICHE ERFINDUNGEN DER GEGENWART, DIE UNSER LEBEN NOCH VERÄNDERN WERDEN

akustische Tarnkappe, Patricia Asemann

Mit gerade einmal 18 Jahren gewann die Physik- und Mathematik-Studentin den deutschen Preis der Friedrich-Schiller-Universität „Jugend forscht“. Ihre neueste Erfindung, die akustische Tarnkappe, ermöglicht den Schall eines Lautsprechers um Hindernisse umzulenken. Sounds sind somit auch über Hindernisse hinweg, optimal zu hören.

QMilk, Anke Domaske

Das Unternehmen der Mikrobiologin setzt auf Nachhaltigkeit. Jährliche tausende Liter Rohmilch, die nicht mehr in der Lebensmittelindustrie verwendet werden können, werden anderweitig eingesetzt: Für Textilfasern, Kosmetik und Granulat. Es wird ein Produkt benutzt, das ansonsten weggeschmissen werden würde.

Soundbutler, Susanne Friebel

New Work stellt eine ganze Arbeitsgeneration vor neue Herausforderungen. Offene Raumkonzepte fördern Kreativität und Zusammenarbeit, können aber manchmal aufgrund des Lärmpegels die Konzentration beeinträchtigen. Mit dem Soundbutler hat Susanne Friebel einen Schallabsorber kreiert, der Hintergrundgeräusche dämpft.