25.11.2021 - Grüne Geldflüsse

Beim 5. Forum von "Das gute Geld", veranstaltet vom Umweltcenter der RB Gunskirchen und dem Klimabündnis OÖ, stand die Bedeutung nachhaltiger Veranlagung und die benachteiligte Rolle der Frauen dabei im Fokus.

Fluss im Wald
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Frauen veranlagen nachhaltig

Das 2-Grad-Ziel wackelt - schon jetzt. Denn selbst wenn die Länder der Welt ihre Ziele beim Einsparen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2030 einhalten, ist das alles andere als eine Garantie dafür, dass die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts unter 2 Grad Celsius bleibt. Ein internationales Team aus Forschern etwa hat eine Reihe von Klimamodellen unter der Annahme durchgespielt, dass die Staaten ihre aktuellen Bekenntnisse tatsächlich umsetzen. Herausgekommen ist dabei ein wahrscheinliches Temperaturplus von rund 2,4 Grad. "Über die Auswirkungen dieser Prognosen auf unser zukünftiges Leben herrschen noch große Unsicherheiten, aber im schlimmsten Fall sind diese im Nachhinein unbezahlbar", betont Meteorologe Andreas Jäger in seinem Vortrag beim 5. Forum von "Das gute Geld", bei dem sich heuer rund 120 Teilnehmer online eingeklinkt haben. Eines stellte Jäger vor dem virtuellen Publikum auf die Frage nach wirkungsvollem Klimaschutz klar: CO2 muss einen Preis bekommen. Das ist mittlerweile der Fall. "Aber am besten wäre wohl ein weltweites Verbot, wie es etwa schon bei Glühbirnen beschlossen wurde", erinnert Jäger. Und egal ob gebremst oder ungebremst: Fortschreitender Klimawandel bedeute jedenfalls für die Zukunft ein Eintreffen von Wetterkapriolen in geringeren Zeitabständen und noch höherer Intensität, so der Wetterexperte. Das wirkt sich auch ökonomisch aus und kostet Geld.

Dass mit Geld "extrem viel ins Positive verändert werden kann", ist Kristina Haselgrübler überzeugt. Vor allem dann, wenn es in grünen Strömen fließt. Die Leiterin des Umweltcenters der Raiffeisenbank Gunskirchen hebt dabei das nachhaltige Verhalten der Frauen in Sachen Geldanlage hervor. Sie beruft sich dabei auf Studienergebnisse, wonach Frauen mehr Interesse an klimabewusstem Investieren haben. Das könne sie auch aus der - wohlwissend nicht repräsentativen - Perspektive der Praxis von den Kundengesprächen im Umweltcenter bestätigen. "Unsere weiblichen Kunden messen bei der Geldanlage sozialen und ökologischen Gesichtspunkten eine größere Bedeutung bei als Männer", weiß Haselgrübler. Auffällig sei aber auch, dass Frauen beim Banking etwas sicherheitsorientierter agieren und im Wertpapierbereich noch immer nicht so stark vertreten sind.

Welche Gründe das haben könnte und warum Frauen in Bezug auf Finanzmittel schon sehr früh im Leben benachteiligt sind, darauf ging Theresa Graf von Three Coins, einem Sozialunternehmen für Finanzbildungsprojekte, ein: "Bereits im Kindesalter bekommen Mädchen im Schnitt zwanzig Prozent weniger Taschengeld als Buben." Rund 20 Prozent beträgt dann später auch im Berufsleben das Lohngefälle zwischen Mann und Frau. "Während ihrer Erwerbstätigkeit arbeiten zudem beinahe die Hälfte aller Frauen in Teilzeit", berichtet Graf. Das habe wesentliche Auswirkungen auf die Pensionshöhe, die zwischen 40 und 50 Prozent unter jener der Männer liege. "Trotzdem sorgen gerade einmal 37 Prozent aller Frauen in Österreich privat für ihr Alter vor", gibt Graf zu bedenken. Um finanzielle Selbstbestimmung zu ermöglichen und das Bewusstsein für nachhaltige Geldanlage zu schärfen, schlägt sie vor, bei der Finanzbildung anzusetzen. "Höhere Finanzkompetenz führt zu einem reflektierten und sorgsameren Umgang mit dem eigenen Geld." Und in weitere Folge möglicherweise auch zu mehr privater Veranlagung in grüne Projekte.
 

Macht und Verantwortung

Letztendlich geht es beim Klimaschutz darum, das Falsche zu unterlassen und das Richtige zu tun. "Dafür ist doch auch ein Umbau unseres Wirtschaftssystems notwendig", meint Jürgen Schneider, Sektionschef "Klima und Energie" im zuständigen Bundesministerium. Das sei aber ein Umbruch, vor dem sich niemand fürchten müsse. Österreich nehme seine Energieversorgung künftig selber in die Hand. "Derzeit sind wir noch in sehr starkem Ausmaß von fossiler Energie aus dem Ausland abhängig. Derzeit ist Gas knapp und daher teurer. In Zukunft, wenn viele Haushalte oder Unternehmen ihre Luftwärmepumpe mit heimischem Strom aus Photovoltaik betreiben oder mit Pellets aus der Region heizen, sind sie davon unabhängig", skizziert Schneider ein ideales Beispiel. Dem müssten zwar Investitionen vorangehen, diese rechnen sich aber - nachhaltig.

Die umstrittene Redewendung "Geld regiert die Welt" im nachhaltigsten Sinne zu nutzen, lautet der Appell von Norbert Rainer, dem Leiter des Klimabündnisses Oberösterreich. Wer sich in der "glücklichen" Lage befinde, Geld zur Verfügung zu haben, trage gleichzeitig die Verantwortung, es sinnvoll einzusetzen. Er spricht dabei von sogenannten "Impact Investments": "Man sollte sich die Frage stellen: Arbeitet mein Geld für Klimaschutz und eine bessere Zukunft oder hilft es womöglich Atom- und Ölkonzernen? Jeder Euro zählt, für Nachhaltigkeit und eine enkeltaugliche Welt." Die Wirkung von grünen Geldanlagen werde aktuell noch unterschätzt: "Das Leben wird ja angenehmer, wenn zum Beispiel unsere Städte grüner werden." Noch sei aber der Blick auf die positiven Auswirkungen umweltbewusster Geldanlage auf die Lebensqualität zu sehr verstellt.
 

Quelle: Raiffeisenzeitung; Text: Hermann B. Hackl
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