Appell an Unternehmergeist

Er ist einer der erfolgreichsten Unternehmer in Österreich. Beim Konjunkturforum der Kärntner Raiffeisenbanken am 17. Februar 2016 verriet Stefan Pierer seine Erfolgsgeheimnisse und  begeisterte rund 700 Teilnehmer aus der Kärntner Wirtschaft. Thematisiert wurde zudem, weshalb bei den heimischen Unternehmen aktuell die Fastenzeit herrscht und warum die Zahlen besser als die Stimmung sind.

Konjunkturforum 2016

Unternehmergeist braucht das Land – einer, der auch in schwierigen Zeiten von Erfolg zu Erfolg rast, ist KTM-Boss Stefan Pierer. Ehe der Paradeunternehmer beim Konjunkturforum 2016 im Casineum Velden zu Wort kam, richtete Peter Gauper, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten, einen Appell an die Politik: „Wir brauchen ein unternehmerfreundlicheres Klima. Bei den Unternehmern herrscht aktuell Fastenzeit. Die Lust zu investieren, hält sich in Grenzen.“ Aufgabe sei es, wettbewerbsfähige und berechenbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Mehr als die Hälfte der Kärntner Unternehmen setzen auf Raiffeisen als stabilen und sicheren Partner. Und deshalb versprach Gauper: „Auch in Zukunft werden wir Sie bei Finanzierungen unterstützen. Die Entscheidungen werden weiterhin vor Ort getroffen.“

Brezinschek ortet neue Rahmenbedingungen

Warum die Zinsen bis 2017 auf dem aktuellen Niedrigstand bleiben, erklärte Peter Brezinschek, Leiter von Raiffeisen Research: Die Notenbanken hätten die Finanzwelt mit Geld überschwemmt, indem sie Staatsanleihen kauften. Die aktuelle Konjunktur wird verstärkt vom privaten Konsum getragen, weil beispielsweise die Preise für Energie sehr niedrig sind. „Die Inflationsrate wird in RIAD gemacht“, so Brezinschek. Für 2016 erwartet der Raiffeisen-Analyst in Österreich ein Wachstum von 1,4 Prozent. Großes Potenzial sieht Brezinschek für Österreichs Exportwirtschaft, wenn auch in anderen Bereichen als bisher: „Konsumnahe Betriebe werden verstärkt profitieren.“ Nachdem sich die Zinslandschaft nicht so schnell ändert, sieht Brezinschek weiterhin in Aktien die mit Abstand ertragsreichste Anlageform.

Stimmung schlechter als tatsächliche Zahlen

Wie Brezinschek empfiehlt auch Professor Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems den Kärntner Unternehmern, auf grenzüberschreitende Geschäfte zu setzen: „Kärnten ist einer der Export-Weltmeister.“ Anhand der aktuellen Konjunkturumfrage sieht er auch keinen Grund zu schlechter Laune, weil die Unternehmer die eigene Branche besser bewerten als die Entwicklung der Gesamtwirtschaft. „Das ist ein Indikator dafür, dass die Stimmung schlechter ist, als die tatsächlichen Werte.“ Die Unsicherheit hängt auch mit der Entwicklung Kärntens zusammen. Haber erwartet für heuer in Kärnten einen „zarten positiven Aufschwung“ mit einem Plus von etwa einem Prozent. Und er empfiehlt Unternehmern, auf die eigenen Stärken zu setzen und aktiv Schritte setzen.

Durchschnitt ist zu wenig

Das aktive Steuern des Unternehmens, dafür ist auch KTM-Boss Pierer bekannt. „Wie schon unser Slogan Ready to Race verrät, stellen wir uns jederzeit dem Wettbewerb.“ Das gilt für den Sportbereich, wo gerade der 15. Sieg bei der Rallye Dakar gefeiert wurde und auch als Motorradproduzent, wo KTM inzwischen die Nummer 1 in Europa ist. In schwierigen Zeiten zeigt sich auch in dieser Branche der Export als wichtiger Ausgleich: Mehr als 50 Prozent der Verkäufe erfolgen außerhalb Europas. Deswegen rief Pierer die Gäste auch auf, die Krise als Chance zu nutzen und alles im Unternehmen neu zu überdenken. Er selbst nahm bei der ersten Börsenblase vor etwa 15 Jahren KTM von der Börse und vor dem Finanzcrash im Jahr 2008 ging er eine Kooperation mit Bajaj ein, um im Wachstumsmarkt Indien erfolgreich zu sein. So fit sein Unternehmen für den Weltmarkt ist, so wenig unternehmerfreundlich sei der Wirtschaftsstandort Österreich, meinte Pierer. Aber als Unternehmer aus tiefster Überzeugung appelliert er an den Unternehmergeist aller und gibt niemals auf!

Die Highlights des Konjunkturforum 2016 im Video