Raiffeisen rollt Unternehmern den Teppich aus

Trotz trüber Konjunkturaussichten bringt das Konjunkturforum klare Aussichten für Kärntens Unternehmer. Qualifikation und weniger Regulationen als Erfolgsfaktor für unser Bundesland.

Gemeinsam für die Zukunft Kärntens: VDir. Georg Messner, Aufsichtsratsvorsitzender Robert Lutschounig, stellvertretender Kleine Zeitung-Chefredakteur Adolf Winkler, Kleine Zeitung-Geschäftsführer Walter Walzl, Chefanalyst Peter Brezinschek, VDir. Gert Spanz, Professor Gottfried Haber, Manager Siegfried Wolf und VDir. Peter Gauper (v.l.)
Gemeinsam für die Zukunft Kärntens: VDir. Georg Messner, Aufsichtsratsvorsitzender Robert Lutschounig, stellvertretender Kleine Zeitung-Chefredakteur Adolf Winkler, Kleine Zeitung-Geschäftsführer Walter Walzl, Chefanalyst Peter Brezinschek, VDir. Gert Spanz, Professor Gottfried Haber, Manager Siegfried Wolf und VDir. Peter Gauper (v.l.)

Mit über 1.100 Anmeldungen sorgte das Konjunkturforum am 10. März 2015 im Casineum Velden für einen Rekordbesuch. Unter dem Motto "(K)Eine Frage des Standortes – Wo liegt die Zukunft der Wirtschaft in Kärnten?" luden die Kärntner Raiffeisenbanken und die Raiffeisen Landesbank Kärnten in Kooperation mit der Kleinen Zeitung zu einem Ausblick auf die Wirtschaftsentwicklung Kärntens. Und Kärntens Unternehmer wollten auf keinen Fall die hochkarätigen Vortragenden verpassen.

Den Unternehmern den gelben Teppich ausrollen

Mag. Peter Gauper, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten, wählte gleich zu Beginn klare Worte: „Der Unmut der Unternehmer wird wegen der immer strengeren Regulatorien größer.“ Zudem gehen von jedem Euro, der erwirtschaftet wird, 43 Prozent an den Staat. „Wir haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem“, so Gauper, der an die politischen Vertreter appellierte, Mut zu haben, alte Strukturen aufzubrechen. Trotz des schwierigen Umfelds konnten die Raiffeisenbanken in Kärnten im Jahr 2014 ihre Position als Nummer eins festigen. Auch im Unternehmensbereich. „Mit drei Milliarden Euro an Unternehmerkrediten sorgen wir für eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts.“ Raiffeisen steht für Sicherheit und verlässliche Partnerschaft und wird den heimischen Unternehmern den gelben Teppich ausrollen: „Wir bieten Ihnen individuelles Kundenservice und entscheiden vor Ort.“

Wir sind nicht mehr das bessere Deutschland

Maßgeschneiderte Beratung ist auch ein Erfolgsfaktor in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, meinte Mag. Peter Brezinschek, Leiter von Raiffeisen Research. Der Finanzexperte zeichnete ein differenziertes Bild der Weltwirtschaft. Während in den USA der Konjunkturmotor brummt, ist Europa sehr inhomogen. Das 4. Quartal 2014 fiel für viele EU-Länder erfreulich aus. Aber es gab negative Ausreißer, darunter Italien, Frankreich - und Österreich. „Wir sind nicht mehr das bessere Deutschland, sondern Nachzügler“, stellte Brezinschek nüchtern fest. Ein Unterschied zum Nachbarn: Im Export verzeichnet Österreich ein Wachstum von einem Prozent, Deutschland hingegen über drei Prozent. Brezinscheks Fazit: „In den letzten fünf, sechs Jahren ist unsere Wettbewerbsfähigkeit zurückgegangen, nur bei der Abgabenbelastung sind wir Spitzenreiter.“

Eurozone erholt sich

Für 2015 sieht Brezinschek einige Risiken, beispielsweise wenn Griechenland vom Reformkurs abrückt. An sich wäre das verkraftbar, gäbe es keine Auswirkungen auf andere Länder. „Wenn aber die viertgrößte EU-Wirtschaftskraft Spanien nachzieht und die Reformen stoppt, bekommt Europa ein Problem.“ Dennoch erwartet Brezinschek eine Erholung der Eurozone im Jahresverlauf. Das aktuell niedrige Zinsniveau sollte dabei helfen, die Staatshaushalte zu sanieren. Jetzt liege es an den Ländern, Reformen einzuschlagen.

Impulse für die Mitarbeiterqualifizierung

Professor Gottfried Haber untermauerte Brezinscheks Analysen mit aktuellen Zahlen für Kärnten. Der Erwartungsindex der Kärntner Unternehmen stagnierte im vierten Quartal 2014. Und die aktuelle Entwicklung rund um die ehemalige Hypo Alpe Adria AG senke zusätzlich das Vertrauen in den Standort. Kärnten hat zwar einen Exportanteil von 6 Milliarden, profitiert aber kaum von den aktuellen Entwicklungen wie dem niedrigen Euro. Der Grund: Die Hauptabsatzmärkte sind EU-Länder mit gleicher Währung. Und die Nachbarländer wie Slowenien und Italien schwächeln ebenso. Haber empfahl daher, Bildungsimpulse zu setzen: „Qualifikation, Aus- und Weiterbildung sind ein wichtiger Standortfaktor. Dabei geht es aber nicht nur um die universitäre Ausbildung, sondern auch um die Aufwertung der Facharbeiter.“ Die Stärken Kärntens gehörten unbedingt genutzt. Dazu zählen die Nachbarschaft zu Italien und Slowenien, aber auch die Ressourcen wie Holz. „Kärnten wird als Industrieland unterschätzt, ist aber in diesem Bereich ganz stark. Das Land muss nur seine Hausaufgaben machen, um wieder durchzustarten.“

Gas geben, statt abzuwarten

Durchzustarten empfiehlt auch Spitzenmanager Siegfried Wolf dem Land Kärnten: „Geschwindigkeit ist ein wesentliches Thema, man hätte in den letzten Jahren früher Entscheidungen treffen müssen.“ Der begeisterte Europäer blickte im Rahmen seines Vortrags kritisch auf Österreich, das in den letzten Jahren vieles versäumt habe: „Obwohl unser Staat Abgabenkaiser ist, sparen wir bei Universitäten, Polizeiposten oder im Gesundheitswesen.“ Der Wirtschaftsstandort sei laut Wolf nur mehr im internationalen Mittelfeld, was an der mangelnden Reformfähigkeit des öffentlichen Bereichs liege. In der Wirtschaft ist ein Businessplan eine Selbstverständlichkeit – und ein strategischer Weitblick wäre auch für den Staat Österreich wichtig.

Lösungen statt Schuldzuweisungen

Die Kärntner Wirtschaft könne, so Wolf, mit einer Vielzahl an Maßnahmen angekurbelt werden. Die Landesregierung müsse aber vorher von Schuldzuweisungen abkommen und stattdessen Lösungen finden. Wolf nannte als Vorbild unseren unmittelbaren Nachbarn: „In der Steiermark versucht man einen Weg der Gemeinsamkeit zu gehen und Reformen umzusetzen.“ Ein Beispiel sind die erfolgreichen Clusterbildungen im Nachbarbundesland, die Synergien nutzen. Erste positive Ansätze sieht der Topmanager aber auch schon in unserem Bundesland. Denn auf Nachfragen von Moderator Adolf Winkler ließ Wolf anklingen, dass er an Kärntner Wirtschaftsprojekten interessiert sei. Welche, das verriet der Unternehmerprofi freilich (noch) nicht.

Die Highlights vom Konjunkturforum 2015 im Video