Die Konjunkturschiffe werden beladen

Mit der Wirtschaft geht es aufwärts! Darüber waren sich die Experten beim Konjunkturforum 2014 einig. Und Wienerberger-Chef Heimo Scheuch baut Visionen für ein modernes Kärnten.

Konjunkturforum 2014

"Wir sind zuversichtlich, dass sich die Konjunktur erholen wird", verkündet Raiffeisen Vorstandssprecher Peter Gauper vor rund 700 Gästen bei der 21. Auflage des Konjunkturforums der Kärntner Raiffeisenbanken, der Raiffeisen Landesbank Kärnten und der Kleinen Zeitung in Velden. Dieser Meinung sind auch Chefanalyst Peter Brezinschek von Raiffeisen Research und Wirtschaftsökonom Gottfried Haber.

Ärmel hochkrempeln

Die Bankenwelt sowie die Wirtschaft sind im Wandel und "wir müssen die Ärmel hochkrempeln", so Gauper. Seinen Appell an Unternehmer wieder zu investieren, bekräftigt Gauper mit dem Versprechen "jeder Betrieb der ordentlich geführt ist, wird auch eine Finanzierung bekommen". Der große Vorteil bei Raiffeisen: "Wir treffen Kreditentscheidungen vor Ort." Kundennähe, Vertrauen und der genossenschaftliche Grundgedanke zeichnen die Kärntner Raiffeisenbanken als führenden Bankpartner in Kärnten aus.

Harte Einschnitte

Welche Bausteine für den Wandel notwendig sind, das hat Wienerberger-Vorstandsvorsitzender und Keynotespeaker Heimo Scheuch anschaulich dargestellt. Nämlich Ziegel. Und zahlreiche davon in Miniausführung hat Scheuch mitgebracht, um diese als Metapher für den Aufbau und seine Vision der Zukunft von Kärnten zu verwenden. Scheuch arbeitet seit 1996 für Wienerberger und hat alle Höhen und Tiefen miterlebt. "Es hat harte Einschnitte gegeben." So mussten in der Krise 3.000 Mitarbeiter abgebaut werden. "Ohne einen Streik", so Scheuch, aber mit viel offener und persönlicher Kommunikation. Scheuch hat den Betrieb vom reinen Ziegelhersteller zum internationalen Anbieter von Baustofflösungen gewandelt. Sein Erfolgsrezept war die Erweiterung des Kerngeschäfts, Innovation und transparente Kommunikation und Motivation. "Ich konnte mich 2009 auch nicht vor die Aktionäre stellen und sagen, dass ich nicht weiß, was los ist", sagt der gebürtige Kärntner und wird dafür mit Applaus belohnt.

"Mir ist wichtig, dass Kärnten ein modernes Land wird", sagt Scheuch, der mit Ende seines Referats emotionaler wird. So dürfe man nicht in der Vergangenheit verharren, sondern müsse in die Zukunft schauen. Wichtig für Kärnten wäre es, Investoren ins Land zu holen, die auch Arbeitsplätze liefern. "Die Lebensqualität ist attraktiv", sagt Scheuch. Aber die Voraussetzungen müssen geschaffen werden. "Der Flughafen Klagenfurt soll nicht Heathrow werden, aber ein gewisser Anschluss an die Welt wäre wünschenswert."

Aufschwung in Sicht

Wie attraktiv Kärnten mit seinen exportfreudigen Unternehmern wirklich ist, lässt Wirtschaftsökonom Gottfried Haber in seiner Präsentation durchblicken. Auch er attestiert der österreichischen Konjunktur einen Aufwärtstrend. Das wahre Problem liegt im wenig bekannten guten Budget 2013, das "uns 2014 auf den Kopf fällt". Sparen sei jedenfalls angesagt, meint Haber. Trotzdem ist die Stimmung positiv. Investitionen und Konsum kurbeln 2014 die Konjunktur in Kärnten an. Wachstum gibt es in den Branchen Information und Consulting sowie der Tourismus. Schlecht sehe es nach wie vor bei den Arbeitslosen aus. Andererseits fehlen vor allem Fachkräfte. Als Erfolgsfaktoren zählt Haber am Rednerpult Forschung und Entwicklung sowie Qualifikation und den Alpe-Adria-Raum auf.

(Finanzmarkt-)Bäume wachsen nicht in den Himmel

Welche Vorsicht auf den internationalen Finanzmärkten geboten ist, erklärt Peter Brezinschek und macht positive Stimmung. "Die Konjunkturschiffe laufen beladen aus dem Hafen aus." Der Chefanalyst sieht im Jahr 2015 den Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung. Aber nur wenige Länder dürften tatsächlich richtig zulegen - vor allem die profitieren, "die mit Deutschland im gleichen Boot sitzen". Für Österreich prognostiziert Brezinschek ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent, für 2015 sogar 2,3 Prozent. Zinsen - glaubt Brezinschek - werden heuer niedrig bleiben und erst in der zweiten Jahreshälfte 2015 zulegen. Für Anleger dürfen Aktien langfristig nicht fehlen. Staatsanleihen im Gegensatz rauschen nach unten, und auch Unternehmensanleihen werfen zur Zeit geringe Renditen ab. Gold und Rohstoffe seien aktuell wenig attraktiv. Ein wichtiges Thema sind, so Brezinschek, Investitionen. Und es bestehe keine Gefahr, dass die Investitionsfreude der Unternehmen nicht finanziert werden kann.

Zitiert:

Heimo Scheuch:

Sie müssen sehr stark auf transparente Kommunikation und Marketing setzen.

Es gibt ein gewaltiges Potenzial von Kostenoptimierung in jedem Unternehmen.

In der Krise muss man mit Ruhe und Weitblick schauen, wo die Probleme sind.

Peter Gauper:

Wir werden das, was machbar ist, finanzieren und begleiten.

Die Bank vor Ort gewinnt gerade bei Unternehmensfinanzierungen an Stellenwert.

Genossenschaften stehen für Stabilität und Verlässlichkeit.

Peter Brezinschek:

Es ist viel Geld im Umlauf.

Die Finanzmärkte wachsen nicht in den Himmel.

Die Präsentation dient nicht als Empfehlung, sondern ist meine persönliche Meinung.

Gottfried Haber:

Das Geschäftsmodell der Banken in der Zukunft wird die Finanzierung der regionalen Wirtschaft sein.

Die treibende Kraft ist der Export.

Ich hoffe, dass meine Prognosen eintreten.